China macht ernst
Immobilienmarkt wird massiv gedrosselt
Schon seit einigen Monaten gibt es Spekulationen über eine mögliche „Immobilien-Blase“ in China. Auch die chinesische Regierung verfolgt die Entwicklung mit Sorge, da der städtische Wohnraum für
die Bevölkerung günstig bleiben soll.
Nachdem vor kurzem gemeldet wurde, dass sich die Wohnungspreise im März gegenüber dem Vorjahr um fast 12 Prozent verteuert haben, macht die Regierung jetzt ernst. Innerhalb von nur wenigen Tagen
wurde eine Vielzahl von Maßnahmen beschlossen, die den Preis-Boom im Immobiliensektor abwürgen sollen. Analysten haben dieses Maßnahmenbündel zu Recht als „drakonisch“ bezeichnet.
1. Käufer, die erstmals eine Wohnung mit mehr als 90 Quadratmetern Fläche erwerben, müssen künftig mindestens 30 Prozent des Kaufpreises in bar bezahlen können, oder erhalten andernfalls keine
Baufinanzierung.
2. Käufer, die bereits eine Immobilie besitzen, müssen sogar 50 Prozent des Kaufpreises (statt bisher 40 Prozent) bar auf den Tisch legen.
3. Die Banken sind angewiesen, Hypothekendarlehen für Käufer, die sich eine dritte Wohnung anschaffen wollen, entweder zu verweigern, oder nur Darlehen zu Zinssätzen deutlich oberhalb des
Marktzinses auszureichen.
4. Käufer, die in Städten mit hohen Preissteigerungsraten ihre dritte Immobilie kaufen wollen, erhalten gar kein Hypothekendarlehen mehr.
5. Baufirmen dürfen so lange keine Vorabzahlungen für noch nicht fertiggestellte Immobilien entgegennehmen, bis der Verkaufsstart nicht offiziell genehmigt ist. Daneben müssen die Anbieter
diese Transaktionen künftig öffentlich machen. Damit soll verhindert werden, dass die Bauträger weiterhin ihren Kunden den Eindruck vermitteln, dass der Großteil der angebotenen Wohnung schon
vergriffen sei.
6. Die Kommunen müssen künftig mindestens 70 Prozent der neuen Bauflächen für die Errichtung günstigen Wohnraums ausweisen.
7. Hinzu kommen noch die neue Wiederverkaufssteuer für Immobilien und die vielfältigen und sehr wirkungsvollen Maßnahmen zur Drosselung der allgemeinen Bankenkreditvergabe, die bereits in den
vergangenen Monaten verabschiedet wurden.
Eins ist sicher: Für Chinas boomende Bauwirtschaft sind die neuen Regelungen ein ganz erheblicher Dämpfer. Sollte dort jemals ersthaft die Gefahr einer Immobilienblase bestanden haben, dann kann
man diese Sorge jetzt wohl ad acta legen. Die Regierung hat die Problematik erkannt und äußerst entschlossen reagiert.
An den Aktienmärkten hat dies zu Verwerfungen geführt. Vor allem die Titel der großen Baukonzerne selbst gingen in den letzten Tagen in den Keller. Daneben standen auch die Bankenwerte unter Druck,
die von der Eingrenzung der Immobilien-Kreditvergabe stark betroffen sind. Die Aktien der Hersteller von Baumaterialien und der Rohstoffsektor allgemein gingen ebenfalls nach unten.