Gute Politiker, böse Spekulanten
Es ist populär geworden, für wirtschaftliche Probleme schnell Sündenböcke zu benennen. Auf Stammtischniveau, gelegentlich verkleidet in pseudowissenschaftliche Argumentationen, werden die „wahren“
Schuldigen für ökonomische Missstände an den Pranger gestellt. Medien, die sich diesem Thema kritisch und abwägend nähern, finden leider kaum Gehör.
Dauerbrenner sind Banken, Versicherungen und natürlich die bösen Spekulanten. Staaten, die durch jahrzehntelange Misswirtschaft glänzen, lenken des Volkes Zorn geschickt in diese Richtung. Kann man
besser von den eigenen Verfehlungen ablenken?
Die Hetzjagd geht an den Ursachen vorbei. Statt nach den wahren Ursachen zu forschen, wird an den Symptomen laboriert und polarisiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Probleme
(oder muss ich sagen „die gleichen“) uns beglücken.
Klar, Banken und Versicherungen sind nicht die Heilsarmee. Hier wünsche ich mir mehr Verantwortlichkeit bei den Entscheidungsträgern für ihr Tun (also bei Verfehlungen muss es kräftig ans eigene
Portemonnaie gehen oder hinter schwedische Gardinen). Dann wird sich mancher Firmenlenker nicht mehr auf riskante Geschäfte einlassen, die er zum Wohl der Firma oder Allgemeinheit besser
unterlassen hätte.
Und die lieben Politiker? Kaum eine andere Berufsgruppe kann derart ungestraft sagen und tun was sie will. Nicht eingehaltene Wahlversprechen sind nur ein Beispiel. Gibt es Politiker, die für
katastrophale wirtschaftspolitische Entscheidungen in Regress genommen werden? Eher droht die Beförderung auf ein abseits gelegenes Pöstchen.
Die bösen Spekulanten machen sich Gedanken zu den Märkten und lukrativen Gelegenheiten. Machen sie Fehler, stehen sie für die Konsequenzen mit dem eigenen Geld dafür ein. Was soll daran verwerflich
sein, wenn legale Möglichkeiten zur Wohlstandsmaximierung genutzt werden?
Verwerflich wird es erst, wenn gesetzliche und moralische Grenzen überschritten werden oder die Handelnden (z.B. mit unserem Geld) nicht für die Konsequenzen unangemessen eingegangener Risiken
haftbar gemacht werden. Stellen Sie sich vor, Sie könnten an der Börse spekulieren und eine Glücksfee füllt ihr Konto immer wieder auf. Wer könnte da der Versuchung widerstehen, zu große Risiken
einzugehen? Es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass man vorsichtiger agiert, wenn der eigene Geldbeutel betroffen ist, den leider keine Glücksfee automatisch auffüllt.
Meine Gedanken und Einschätzungen schildere ich in meinem Börsenblog www.trading4living.de
Mit den besten Wünschen
Ihr Heiko Aschoff
Diplom-Kaufmann
www.HeikoAschoff.de