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     1787  0 Kommentare Rallye mit zittrigen Händen

    Gerade als sich der aktuelle Trend an den Aktienmärkten verstetigte, kam der Dämpfer. Rating-Agenturen senkten, wenig überraschend, ihre Bewertungen der Bonität für die hoch verschuldeten Emittenten Griechenland, Portugal und Spanien. Damit war ständig zu rechnen, trotzdem lösten die Abwertungen einen Kurssturz an den Aktienmärkten aus. Der Grund ist schnell erklärt: Die „Nachzügler“ an den Aktienmärkten, denen wir die Kolumne vor vier Wochen gewidmet hatten, haben sich eben so schnell wieder von ihren Engagements verabschiedet. Wer gerade eingestiegen ist und sich nicht auf einem Gewinn- Puffer ausruhen kann, hat besonders zittrige Finger. Ich rechne mit einer Zitterbörse. Die Käufer, die weiter auf den Aufschwung setzen, stehen gegen die Angst-Verkäufer.

    Hohe CDS-Preise sind nicht Grund, sondern nur Anzeichen der Krise

    Die Beobachter sind schnell mit plakativen Bildern zur Hand, um die Auswirkungen der Griechenland-Krise zu beschreiben: Domino-Effekt, Virus-Epidemie oder Flächenbrand. Fakt bleibt: Wenn Griechenland seinen Zinsverpflichtungen nicht nachkommen kann, fragen sich die Anleger zu Recht, ob sich dieselbe Entwicklung nicht in Portugal, Spanien oder Irland wiederholen könnte. Ein Zeichen für solche Zweifel sind die gestiegenen Preise für Kreditausfallversicherungen gegen den Ausfall von Staatsanleihen aus solchen Ländern, den so genannten Credit Default Swaps (CDS). Diese Instrumente zu verbieten hieße, den Überbringer schlechter Nachrichten zu köpfen. Sie geben dem Kreditrisiko einen Marktpreis. Weshalb Politiker gegen CDS wettern, ist klar. Denn CDS-Preise sind letztlich ein Marktpreis für die Haushaltspolitik eines Landes. Politiker sind es nicht gewohnt, so deutlich kritisiert zu werden.

    Was folgt daraus? In kurzer Zeit ist die Furcht vor Risiken wieder zurückgekehrt, das gilt auf jeden Fall für den festverzinslichen Bereich. Es ist unerlässlich, das Depot auf versteckte Risiken zu überprüfen. Anleihen oder Anleihenfonds mit hoch verzinslichen Staats- oder Unternehmensanleihen dürften hohen Schwankungen ausgesetzt sein. Eine gute Alternative sind kurz laufende Bundesanleihen. Bei Fondsprodukten sollte man sicher sein, dass keine anderen Anleihen beigemischt wurden. Recht gut kann man das über Indexfonds mit Bundesanleihen steuern, wie beim db x-trackers II iBoxx € Germany 1-3 Total Return Index ETF, der sich auf das Segment beschränkt.

    Möglicher Euro-Austritt Griechenlands belastet Gemeinschaftswährung

    Das sind keine guten Nachrichten für die Gemeinschaftswährung Euro. Wir bleiben bei der Meinung, dass der Euro weiter gegenüber dem US-Dollar an Wert verlieren wird. Wahrscheinlich wird in einem zermürbenden politischen Prozess ein Ausstiegsprozess für Staaten wie Griechenland verhandelt. Spannend bleibt, wie Euro-Staatsanleihen aus Griechenland und Portugal behandelt werden. Vor einem Zahlungsausfall zittern nicht zuletzt deutsche Banken und Versicherungen, die solche Anleihen wegen ihrer höheren Verzinsung gekauft hatten. Die Vergangenheit zeigt, dass die Euro-Schwäche auf dem heutigen Niveau nicht übertrieben ist. Selbst in wirtschaftlich stabileren Phasen wie 2006 notierte der Euro schwächer als jetzt, zeitweise nur bei 1,20 US-Dollar.

    Vermögensverwalter sollten im Sinne des Schutzes der Anlegergelder flexibel auf diese Situation reagieren. Eine Möglichkeit ist, kurzfristig auch Anteile von Short-ETFs auf den EuroStoxx 50 maßvoll in Depots und Fonds zu integrieren. Wegen des hohen Anteils spanischer Werte hatte der Index in wenigen Tagen neun Prozent verloren, die Short-Variante entsprechend zugelegt.



    Alexander Seibold
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    Dr. Alexander Seibold ist Vorstand der Dr Seibold Capital GmbH. Die banken- und produktunabhängigen Vermögensverwaltung verfolgt die Strategie einer schnellen Anpassung eines Depots an Kapitalmarktveränderungen und damit eine nachhaltige Wertsteigerung des Investments. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz von börsengehandelten liquiden Investmentfonds (Exchange Traded Funds - ETF's). Die Dr. Seibold Capital GmbH ist ein zugelassenes Finanzdienstleistungsinstitut nach § 32 I Kreditwesengesetz (KWG). Neben dem Hauptsitz in Gmund am Tegernsee bestehen Niederlassungen in Ravensburg, Ingolstadt, München und Hamburg. Insgesamt beschäftigt die Dr. Seibold Capital GmbH 35 Mitarbeiter und verwaltet 300 Millionen Euro für Privatkunden, institutionelle und Firmenkunden.
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    Verfasst von 2Alexander Seibold
    Rallye mit zittrigen Händen Gerade als sich der aktuelle Trend an den Aktienmärkten verstetigte, kam der Dämpfer. Rating-Agenturen senkten, wenig überraschend, ihre Bewertungen der Bonität für die hoch verschuldeten Emittenten Griechenland, Portugal und Spanien. Damit war …