Pro und Contra - Droht ein Crash in China?
Die Börsianer in China haben zurzeit wahrlich nichts zu lachen. Der Shanghai Composite Index ist seit Jahresbeginn um fast 18 Prozent gefallen, und war damit einer der schlechtesten Indizes
weltweit. In den letzten Tagen hat sich die Abwärtsdynamik nochmals stark beschleunigt. Der für die inländischen chinesischen Anleger wichtigste Index schloss am Freitag auf dem niedrigsten Niveau
seit 8 Monaten. Und auch den Hongkonger Hang Seng Index hat es schwer erwischt. Er rutschte diese Woche unter die 20.000-Punkte-Linie; das Durchschnitts-KGV der dort notierten Aktien liegt nur noch
bei 12.
Zwar ist in den vergangenen Wochen nicht nur China gefallen. Die Weltbörsen standen allgemein unter Druck, wobei vor allem die Griechenland-Problematik belastete. Die chinesischen Titel litten
allerdings nicht nur unter den Problemen im fernen Europa. Auch für die Entwicklung in China selbst verdüstert sich die Stimmung zusehends. Viele Beobachter sind der Meinung, dass sich das
Wirtschaftswachstum dort demnächst verlangsamt, wenn erst einmal die Drosselungsmaßnahmen der Regierung greifen werden. Und seit Neuestem geht sogar die Furcht vor einem „Crash“ um.
Die Argumente der Crash-Propheten zielen in der Regel darauf ab, dass sich in China bereits mehrere „Blasen“ gebildet hätten. Schon die enorm robuste Konjukturentwicklung im Krisenjahr 2009 wird
von dieser Seite als anormal betrachtet. Das Wachstum in diesem Jahr, so die Skeptiker, sei fast ausschließlich durch eine enorm lockere Geldpolitik und eine gigantische Kreditvergabe verursacht
worden. Da die Regierung jetzt Maßnahmen ergriffen hat, um die Bankenkreditvergabe zu drosseln, werde demnächst auch Chinas Wachstum in sich zusammenfallen.
Eine zusätzliche Bedrohung ist laut den China-Pessimisten die Entwicklung am dortigen Immobilienmarkt. Gerade Chinas Immobiliensektor habe einen beispiellosen Boom hinter sich; der zuletzt mehr und
mehr von spekulativem Geld getrieben worden sei. Die Preise für Wohnraum in den großen Metropolen seien enorm gestiegen. Dieser Boom werde jetzt von der Regierung abgewürgt, und die Immobilienblase
platze – mit den entsprechenden Folgen, die man von anderen Immobilienkrisen kenne. Hinzu komme, dass auch viele andere Wirtschaftsbereiche in den letzten Jahren stark vom Bauboom in den großen
chinesischen Städten profitiert hätten. Dieser falle nun aber auf absehbare Zeit als wachstumstreibende Kraft aus.