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     5289  0 Kommentare Feine Unterschiede bei Aktienanleihen

    Zwei Faktoren haben Aktien- und Indexanleihen zu neuer Beliebtheit verholfen: Durch Einführung der Abgeltungsteuer ist der bis dato geltende steuerliche Nachteil gegenüber Zertifikaten passé. Jetzt wird in beiden Fällen die 25-prozentige Steuer unausweichlich. Zum anderen lassen sich Produkte, die nicht „Zertifikate“ heißen, seit dem Lehman-Schock besser verkaufen.

    Emittentenrisiko auch bei Aktienanleihen
    Vielfach wurde in den Medien bereits darauf hingewiesen, dass diese Papiere wie Zertifikate ein Emittentenrisiko bergen. Auch dass sie in ihrer Struktur herkömmlichen Zertifikaten ähneln, ist nicht neu. Jedoch ist ein feiner Unterschied zu den klassischen Zertifikatestrukturen auszumachen. Dieser wird deutlich, betrachtet man den Worst Case: Fällt ein Basiswert zum Laufzeitende auf Null, folgt auch mit dem Zertifikat der Totalverlust. Das ist mit einer Aktienanleihe nicht möglich, da der Kupon unabhängig vom Underlying gezahlt wird. Dieser Mini-Puffer wird dem Anleger im Ernstfall zwar kaum Trost spenden, dennoch reicht der kleine Unterschied im Pay-Off-Profil, dass Scope Analysis vor Kurzem eigene Kategorien für die „Aktienanleihen“ eingeführt hat. Gleich mehrere Kategorien waren nötig, da die Anleihen zwar meist mit Discount-Zertifikaten verglichen werden. Doch nicht immer ist es diese Zertifikate-Struktur, die dem Auszahlungsprofil am nächsten kommt. Entwickelt sich der Basiswert wie erwartet, ist zunächst kaum ein Unterschied zwischen den verschiedenen Strukturen der Anleihen festzustellen: Der Anleger bekommt am Ende den eingesetzten Nominalbetrag zurückgezahlt und zusätzlich einen Kupon. Erst bei näherem Hinsehen wird klar, warum Scope Analysis die Anleihen in drei Typen unterteilt, die hier vorgestellt werden sollen: Discount-, Bonus Capped- und Easy Express-Anleihen.

    Bonus Capped-Anleihen
    Zunächst zu den Bonus Capped-Anleihen: Diese Papiere sind mit einer permanent aktiven Schwelle versehen und ähneln daher der Bonus Capped-Konstruktion. Bei den Discount-Anleihen ist dagegen wie bei klassischen Discount-Zertifikaten kein Knock-In-Ereignis während der Laufzeit möglich. Ob die Maximalrendite zur Auszahlung kommt, hängt hier davon ab, ob der Basiswert am Ende über dem Cap-Kurs, den Emittenten hier als „Basispreis“ angeben, notiert.

    Auf die Formel kommt es an
    Der zweite Unterschied: In der Szenario-Darstellung schreibt der Emittent für den negativen Fall – dass der Basiswert am Ende unter dem festgelegten Niveau notiert – oftmals: „Lieferung von Aktien in festgelegter Anzahl pro Anleihe“. Was sich hinter der „festgelegten Anzahl“ verbirgt, ist anhand der unterschiedlichen Formeln, die zum Einsatz kommen, ablesbar. Bei Bonus Capped-Anleihen wird dazu der Nominalbetrag (z.B. 1.000 Euro) durch den Referenzwert (Aktienkurs zum Startzeitpunkt) dividiert. Somit partizipieren Anleger hier quasi eins zu eins an der Performance des Basiswerts. Anders bei Discount-Anleihen. Dort werden Verluste des Underlyings etwas abgemildert. Denn der Nominalbetrag wird lediglich durch den Cap-Kurs (z.B. 70 Prozent des Aktienkurses zum Startzeitpunkt) dividiert.

    Mischform Easy Express-Anleihe
    Die dritte Kategorie kann als Mischform aus Bonus Capped-Anleihe und Discount-Anleihe gesehen werden: Bei der Easy Express-Anleihe entspricht die Rückzahlunsformel der Bonus-Variante. Jedoch wird wie bei den Discount-Anleihen keine permanente Schwellenbetrachtung durchgeführt. Während der Laufzeit müssen Anleger also kein Knock-In-Ereignis fürchten. Ein Beispiel-Produkt, das im Scope Rating derzeit mit fünf Sternen bewertet wird, soll die Funktionsweise verdeutlichen: Die „Aktienanleihe“ (ISIN: DE000LBW5KF3) der Landesbank Baden-Württemberg auf die Aktie der Münchener Rück zählt zur Scope Kategorie der Discount-Anleihen und läuft noch bis Dezember. Der Cap-Kurs wurde zum Startzeitpunkt bei 90,87 Prozent fixiert und beträgt damit 85,24 Euro. Aktuell notiert die Aktie bei rund 104,40 Euro. Steht sie am 15. Dezember 2010 jedoch unter 85,24 Euro, errechnet sich die Anzahl der Aktien, die der Anleger zusätzlich zum Kupon erhält, aus dem Nominalbetrag (1.000 Euro) geteilt durch den Cap-Kurs (85,24 Euro). Das Ergebnis: 11,73. Demnach werden elf Aktien geliefert. Der Restbetrag wird ausgezahlt.

    Stückzinsen nicht vergessen
    Notiert der DAX-Wert am Ende dagegen weiterhin über dem Cap-Kurs, erhält der Anleger die Maximalrendite. Zum Kupon von 9,0 Prozent p.a. gibt es dann den Nennbetrag voll zurück. Um die Rendite zu errechnen, genügt es aber nicht diesen Coupon und den aktuellen Briefkurs von 101,65 Prozent zu betrachten. Denn bei Aktienanleihen ist eine weitere Besonderheit zu beachten: Als Briefkurs angegeben ist stets der Clean-Price. Doch müssen Anleger auch die bis dato aufgelaufenen Stückzinsen zahlen. Somit liegt der tatsächliche Preis bei 1.059,82 Euro und es errechnet sich eine Maximalrendite von 5,0 Prozent p.a.


    Sasa Perovic
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    Scope wurde im Jahre 2002 als unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin gegründet. Das Unternehmen ist europaweit auf das Rating und die Analyse von mittelständischen Unternehmen, Anleihen, Finanzinstitutionen, Zertifikaten, Investment- und Immobilienfonds spezialisiert. Scope ist von der ESMA als offiziell zertifizierte Credit Rating Agency (CRA) in der Europäischen Union zugelassen. Weitere Informationen zu Scope finden sie auf www.scoperatings.com.
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    Verfasst von 2Sasa Perovic
    Feine Unterschiede bei Aktienanleihen Zwei Faktoren haben Aktien- und Indexanleihen zu neuer Beliebtheit verholfen: Durch Einführung der Abgeltungsteuer ist der bis dato geltende steuerliche Nachteil gegenüber Zertifikaten passé. Jetzt wird in beiden Fällen die 25-prozentige Steuer …

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