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    Digitaler Content  4087  0 Kommentare Sonys Kampfansage an Apple

    Schöne neue Bücherwelt: Schwerbeladene Regale und hohe Papierberge sollen der Vergangenheit angehören – das gedruckte Wort ist out. Stattdessen gehört die Zukunft digitalen Lesegeräten, die elektronisch gespeicherte Bücher (eBooks) und Zeitschriften (ePapers) wiedergeben können.

    So dachte man zumindest bei Sony, und zwar schon vor einigen Jahren. Der japanische Konzern war der erste Anbieter, der ein portables Gerät im handlichen Taschenbuchformat veröffentlichte. Doch die Zeit war noch nicht reif und die hochgesteckten Ziele wurden verfehlt. Auf dem Heimatmarkt legte der Konzern das Geschäft mit den eReadern bereits 2007 wieder auf Eis; im Ausland lief es schlecht und recht weiter.

    Inzwischen hat sich allerdings einiges getan: Im vergangenen Jahr brachte Amazon erfolgreich seinen eReader „Kindle“ auf den Markt. Der Durchbruch erfolgte dann jüngst mit dem „iPad“ von Apple, der einen regelrechten Boom verursacht hat. Die Verkaufszahlen steigen rasant, und auch Sony nutzt jetzt die Gunst der Stunde für eine neue Offensive.

    Obwohl Sony den eReader „erfunden“ hat, hinkt die Gesellschaft damit der Entwicklung wieder einmal hinterher. Doch die Chancen der Japaner auf einen Durchbruch stehen diesmal nicht schlecht. Das Unternehmen baut nämlich vor allem auf den Vertrieb der digitalen Inhalte. Dieses Geschäftsmodell ist auf Dauer wesentlich attraktiver als der Hardware-Verkauf, zumal hier auch der finanzielle Aufwand vergleichsweise niedrig ausfällt. Bei Musik-Formaten hat Apple dieses Modell mit dem iTunes-Store schon vorexerziert. Im Bücherbereich wiederum gehört Sony mit zu den führenden Anbietern. Die Zahl der in Sonys amerikanischem „Reader-Store“ herunter geladenen Bücher knackte im Mai die 10-Millionen-Marke.

    Die wichtigste Schlacht um die Vorherrschaft über das digitale Wort dürfte aber in Asien stattfinden. Laut Nomura ist dort das Wachstum bei eReadern und eBooks höher als im Westen. Die Analysten des Branchendienstes DisplaySearch gehen sogar davon aus, dass der größte eReader-Markt 2015 die Volksrepublik China sein wird. Sony verfügt in Asien über eine hervorragende Marktposition, was den Japanern natürlich in die Hände spielt. 

    Allein schon der japanische Markt ist sehr aussichtsreich. Dort lag der Branchenumsatz mit digitalen Büchern 2009 bereits bei 500 Millionen Dollar. Sony hat zudem jetzt einige Schwergewichte um sich geschart, um diesen Markt künftig dominieren zu können. Dazu gehört der Telekomprovider KDDI, der Druckkonzern Toppan Printing und das Verlagshaus Asashi Shimbun-Sha, dessen Tageszeitung die weltweit zweitgrößte Auflage besitzt. Mit vereinten Kräften wollen diese Unternehmen jetzt eine der „größten eBook-Vertriebsplattformen Japans“ aus dem Boden stampfen. Ein klarer Vorteil ist, dass Sony selbst, aber auch Asashi Shimbun-Sha über jede Menge exklusiven Content verfügen. 

    Faszinierend sind unter anderem die Perspektiven für Comic-Formate. In den USA haben sich beim iPad ausgerechnet die eComics des Verlagshauses Marvel zum großen Renner entwickelt. In Japan ist das Potential für solche Inhalte ungleich größer, denn die dort von den Lesen in rauen Mengen verschlungenen Manga-Comics sind ein fester Bestandteil der Populärkultur. Allein dieser Bereich birgt das Potenzial für Milliardenumsätze. 

    Gegenüber Apple und seinen innovativen Elektronik-Produkten ist Sony in den vergangenen Jahren deutlich ins Hintertreffen geraten. Im eReader-Bereich gehen die Japaner jetzt aber wieder in die Vollen. Der Konzern kündigte in den USA bereits den Marktauftritt neuer eReader und eBook-Angebote an, und zwar einen Tag bevor der iPad in Japan eingeführt wurde. Gegenüber Apple kann dies durchaus als Kampfansage verstanden werden. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
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