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     1910  0 Kommentare So sieht die Zukunft aus



    Früher oder später gegen die Wand

    Schlimm wird alles nur, wenn man es aus eigener Anschauung kennt und am eigenen Leib erspürt. Was da ansonsten passiert, rührt einen wenig. Da sind die Flutopfer in Pakistan oder ein großer Crash am Markt, das Leiden fühlt man erst, wenn man selbst oder mit eigenem Geld dabei ist.

    Das Gleiche gilt auch für Politik. Oder für Sarrazins Thesen. Welche Bedeutung hat es heute, dass wir irgendwann einmal gegen die Wand fahren? Auf lange Sicht sind doch sowieso tot. Doch bis dahin amüsieren wir uns lieber.

    Erstaunlich finde ich, dass jetzt von allen Seiten so viele vernünftige Menschen zu hören sind, die sehr reflektiert über so schwere Themen zu parlieren verstehen – und trotzdem der Karren so weit in den Dreck gefahren ist.

    Der Markt ist da viel genialer. Hier gibt es eine direkte Demokratie. Was keine Zukunft hat, wird radikal kursmäßig abgestraft. Doch wer schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat, wie das blinde und unaufhaltsame Wachstumsdenken unseren Planeten ruiniert, mag auch hier seine Zweifel bekommen.

    Im Grund genommen haben wir allen angesprochenen Kontexten sowieso keine Wahl. Mit mathematischer Genauigkeit lässt sich prognostizieren, dass wir nicht mehr lange so weiter machen können. Doch ebenso entschieden sagen sich alle: Was kümmert uns das heute.

    Vielleicht hat in der Tat nicht das Rad, sondern der Wechsel, den wir auf die Zukunft ziehen, die Menschheit am meisten befördert.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    So sieht die Zukunft aus Früher oder später gegen die Wand Schlimm wird alles nur, wenn man es aus eigener Anschauung kennt und am eigenen Leib erspürt. Was da ansonsten passiert, rührt einen wenig. Da sind die Flutopfer in Pakistan oder ein großer Crash am …