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     1561  0 Kommentare Chinas Seltene-Erden-Politik

    Die Metalle aus der Gattung der seltenen Erden haben eine bemerkenswerte Preisexplosion hinter sich – und damit einhergehend auch alle Aktien, die irgendetwas mit dem Thema zu tun haben. In den vergangenen Wochen hat sich der Ansturm auf tatsächliche und vermeintliche Selten-Erden-Investments nochmals deutlich verstärkt. Zuvor gingen Meldungen um die Welt, wonach China den Export der begehrten Metalle sichtlich gedrosselt hat.

    Seltenerdmetalle tragen fremdartig klingende Namen wie Yttrium, Lanthan oder Neodym, und waren in Anlegerkreisen bis vor kurzem fast unbekannt. Inzwischen hat sich aber herumgesprochen, dass sie wegen ihrer speziellen Materialeigenschaften gerade im High-Tech-Zeitalter fast unentbehrlich sind. Zahlreiche Errungenschaften unseres Zeitalters wie Displays, Handys, Hochleistungsgeneratoren oder Laser wären ohne diese Materialien kaum denkbar.

    Mittlerweile wurde sich die Welt auch der Tatsache bewusst, dass mehr als 95 Prozent der derzeit geförderten seltenen Erden aus der Volksrepublik China stammen. Damit verfügt das Reich der Mitte in diesem für die globale Technologiebranche eminent wichtigen Rohstoffsektor nahezu über eine Monopolstellung. Die Abhängigkeit ist umso schmerzhafter, als die Ausfuhr der begehrten Metalle in China über Quoten geregelt wird, die zuletzt sichtlich zurückgefahren wurden. Nach ungefähr 60.000 Tonnen im vergangenen Jahr wird das Land 2010 nur noch etwa 38.000 Tonnen exportieren. Gegenüber Japan wurde kürzlich sogar angeblich ein Förderstopp verhängt, nachdem es zwischen den beiden Nationen wieder einmal Streitigkeiten um die Senkaku-Inseln gegeben hatte. 

    Viele Beobachter hierzulande befürchten, dass China die seltenen Erden künftig dazu nutzen könnte, um die westlichen Industrienationen zu erpressen. Und zweifelsohne ist die Abhängigkeit des Westens von diesen Rohstoffen ein gewichtiges Pfund, das bei künftigen Handelsstreitigkeiten effektvoll in die Waagschale geworfen werden könnte. Allerdings ist eine solche Vorgehensweise eher unwahrscheinlich.

    China verfolgt wohl eher die Strategie, sich noch stärker als bisher als Technologiestandort interessant zu machen. Bereits heute wird ein nicht unerheblicher Teil der Flachbildschirme, Handys und Batterien, für die seltene Erden benötigt werden, im Reich der Mitte hergestellt. Dort sind die notwendigen Materialien offenbar vergleichsweise einfach zu bekommen. Das Kalkül Pekings dürfte sein, dass künftig ein noch größerer Teil der globalen technologischen Fertigung in die Volksrepublik abwandert – und damit den Rohstoffen folgt.

    Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass naturgemäß auch innerhalb Chinas der Verbrauch an seltenen Erden sprunghaft gestiegen ist. Man kann dem Reich der Mitte nicht grundsätzlich verübeln, dass es zuerst seinen eigenen Bedarf abdecken will. Hinzu kommt noch, dass die Regierung den Abbau von seltenen Erden inzwischen stärker reglementiert, nachdem der Minensektor allgemein dort verheerende Umweltschäden hinterlassen hat. Strengere Sicherheits- und Umweltauflagen dürften das Angebot zusätzlich verknappt haben.

    Sollten die seltenen Erden jetzt kurzfristig knapp werden, dann hat der Westen dies auch teilweise mitverschuldet. Denn noch vor einigen Jahrzehnten wurden auch etwa in Nord- und Südamerika durchaus noch seltene Erden abgebaut. Der hohe Aufwand und die niedrigen Preise führten aber dazu, dass die meisten Förderstätten geschlossen wurden. Nur China mit seinen niedrigen Arbeitslöhnen und eher laschen Umweltauflagen schien sich die Förderung noch leisten zu können. Von einem naturgegebenen Monopol kann aber keine Rede sein. China verfügt trotz seiner dominanten Marktposition nur über rund 30 Prozent der Weltvorkommen. 

    Der Rest der Welt ist mittlerweile aufgewacht. Zahlreiche Länder und Minengesellschaften wollen jetzt den Abbau von seltenen Erden wieder aufnehmen. Kurzfristig wird dies den Markt zwar nicht entlasten, denn es dürfte einige Jahre dauern, bis die ehemals stillgelegten Minen wieder in Betrieb gehen können. Mittelfristig lässt sich die Nachfrage aus der Industrie aber durchaus mit Hilfe der bekannten Vorkommen abdecken. 

    Seltene Erden sind gar nicht so selten, wie der Name vermuten lassen würde. Es gibt einige Experten, die bereits davor warnen, dass die neuen Förderprojekte in einigen Jahren ein erhebliches Überangebot verursachen könnten. Anleger, die ein Investment im Bereich seltene Erden vornehmen wollen, sollten diese Möglichkeit im Auge behalten. 

    Rohstoffe, die China für sein Wachstum, halten wir für interessanter als jene, die das Land selbst produzieren kann. Dies gilt auch für die entsprechenden Aktien der jeweiligen Rohstoffproduzenten. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Chinas Seltene-Erden-Politik Die Metalle aus der Gattung der seltenen Erden haben eine bemerkenswerte Preisexplosion hinter sich – und damit einhergehend auch alle Aktien, die irgendetwas mit dem Thema zu tun haben. In den vergangenen Wochen hat sich der Ansturm auf …