Smart Investor Weekly 46/2010
Schleusen auf! – Geld marsch, marsch!
Nachhaltigkeit ist “in“. Das Thema wird uns auf vielfältige Weise und für die unterschiedlichsten Lebensbereiche näher gebracht. Lediglich bei der Nachhaltigkeit unseres Geldes herrscht
betretenes Schweigen im Blätterwald.
In Smart Investor 11/2010 hatten wir das Thema Nachhaltigkeit näher beleuchtet und dabei insbesondere auf die ökonomische Komponente hingewiesen. In der aktuellen Diskussion wird diese ja recht
stiefmütterlich behandelt. Dabei kann ökologisch kaum nachhaltig sein, was ökonomisch nicht tragfähig ist. Die Solarindustrie etwa, Vorreiter „ökologischer Nachhaltigkeit“ hängt vollständig am
staatlichen Tropf. Dass dies eine gewaltige Fehlallokation und geradezu skandalöse Verschwendung von Steuermitteln ist, mag man daran ermessen, dass ausgerechnet in einem sonnenarmen Land wie
Deutschland mittlerweile die wohl weltweit größte Fläche an Photovoltaik-Anlagen installiert ist. Die komparativen „Standortvorteile“ Deutschlands bestehen in der staatlichen Förderung, nicht in
der Anzahl der Sonnentage/Jahr. Die Kursverläufe der meisten Solaraktien zeichnen ein entsprechendes Bild. Selbst Blue Chips, wie unser Depot-Neuzugang Solarworld AG, zeigen in der langfristigen
Betrachtung einen nahezu perfekten Tannenbaum-Chart (weit hinauf, weit hinunter), der eher Ausdruck eines „Boom-Bust“ -Zyklus, denn einer nachhaltigen Entwicklung ist. Der Staat als Investor – das
geht in der Regel schief, was ihn freilich nicht davon abhält es immer und immer wieder zu versuchen, denn Geld schafft er aus „dünner Luft“. Vor diesem Hintergrund ist auch unser Investment in den
Branchenprimus Solarworld zu sehen: nämlich in einer staatlichen Rettungsorgie für den gesamten Sektor, wovon diese Aktie dann wiederum profitieren dürfte. Insofern könnte sich der Abwärts-Move
auch als langgezogene Korrektur darstellen.
Griechenland ist überall
Womit wir bei einem Kernaspekt der Nachhaltigkeit sind, der erst in jüngster Zeit hinterfragt wird. Wie nachhaltig ist eigentlich unser Geld? Die Politik liebt bekanntlich das herrschende
Papiergeldsystem, denn der in fast allen Demokratien praktizierte Stimmenkauf durch staatliche Wohltaten wäre mit knappem Geld gar nicht möglich. Notenbanken, wie das Erfolgsmodell „Deutsche
Bundesbank“, ausgestattet mit politischer Unabhängigkeit und allein der Geldwertstabilität verpflichtet, waren in dieser Konstellation ein Korrektiv um Vertrauen in das Geld herzustellen und
aufrecht zu erhalten. Soweit die Theorie. In jüngster Vergangenheit mehren sich jedoch die Sündenfälle direkter Staatsfinanzierung durch Notenbanken (USA, Europa - Griechenland). Auch sogenannte
„Rettungspakete“ retten natürlich niemanden. Sie verschleiern lediglich, dass die betroffenen Schuldner am Markt nicht mehr kreditwürdig und -fähig sind. Im Tagesrhythmus wird aktuell spekuliert
und dementiert, welcher Ausgaben-Junkie als nächstes einen Schuss gesetzt bekommt, also „Hilfe“ erhält: Irland? Portugal? Spanien? Wir erinnern uns: Griechenland hat erst gestern – wieder einmal –
den Wert der Neuverschuldung 2009 um weitere zwei Prozentpunkte auf atemberaubende 15,4% des Bruttoinlandsprodukts nach oben „korrigiert“. Die Grenze für eine Euro-Mitgliedschaft lag einst bei
einer jährlichen Neuverschuldung von 3 % des Bruttoinlandsprodukts. Ein Wert übrigens, der nach Ankündigungen des griechischen Finanzministeriums im Jahr 2014 wieder erreicht werden soll.
Ankündigungen und Phantasiezahlen aus Griechenland, wer darauf erneut reinfällt, der ist schlicht unfähig, aus der Geschichte zu lernen. Gespielt wird alleine auf Zeit.