Keine Reichtümer aber Renditen
Fast 50 Jahre ging alles gut
Fast 50 Jahre lang ging alles gut. Offene Immobilienfonds bescherten ihren Anlegern zwar keine Reichtümer, dafür aber regelmäßige Renditen. Damit ist Schluss. Erstmals verlieren die
Immobiliensparer richtig Geld. Und nicht zu knapp. Drei Fonds haben inzwischen ihre Liquidation angekündigt. Nachdem KanAm mit dem Amerika-Fonds US-grundinvest den Reigen eröffnete, haben Aberdeen
mit dem Degi Europa und Morgan Stanley mit dem P2 Value nachgezogen. Die Manager kündigten an, die Immobilien im Laufe der kommenden Jahre zu verkaufen und die Fonds aufzulösen.
Ist das der Anfang vom Ende eines Immobilienmodells? Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) sagt nein und weist darauf hin, dass die Gesamtheit der offenen Immobilienfonds in
diesem Jahr bis zum Stichtag Ende August einen Mittelzufluss von 2,6 Milliarden Euro verzeichnet hat. Andere argumentieren, die Verlust-Fonds haben individuelle Gründe für ihre unglückliche
Entwicklung. Kan-Am ist mit seinem US-Fonds voll in die amerikanische Immobilienkrise geraten. Dem einst der Dresdner Bank gehörende Degi-Fonds ist der Vertrieb weggebrochen, seit die Commerzbank
das grüne Band der Sympathie gelb eingefärbt hat und hauptsächlich eigene Fonds am Bankschalter verkauft. Morgan Stanley hat auf dem Preisgipfel in Asien zu teuer eingekauft.
Das mag so sein, verhindert jedoch nicht, dass in anderen Fonds ähnliche Fallen lauern. Immerhin bleibt noch eine ganze Reihe von ihnen geschlossen. Sie sind derzeit noch nicht in der Lage, Anteile
zurückzunehmen. Da bringt es den betroffenen Anlegern wenig, dass die jährliche Rendite auf Sicht von 20 Jahren im Durchschnitt 4,8 Prozent betrug, wie der BVI meldet.
Immobilien sind ein langfristiges Investment. Entscheidend ist nicht nur die laufende Vermietung, sondern auch der Verkaufserlös. Das sollten auch Zeichner typischer geschlossener Fonds beachten,
die derzeit im Vertrieb sind. Wobei der Exit bei nahezu allen Investments entscheidend ist. Damit etwa das GSI-Konzept mit Ersatz-Turbinen aufgeht, muss sich ein Käufer finden, der in einigen
Jahren mindestens so viel für die Triebwerke zahlt wie der Fonds heute.
Einen neuen Mieter finden müssen die Initiatoren von Flugzeugfonds, die sich auf die Airline Hamburg International als Leasingnehmer verlassen haben. Nach der Pleite der Regional-Fluglinie
stehen die Airbus-Flieger auf dem Boden. Wohl ein Einzelfall. Anders als die Krise in der Schifffahrt. Hier mehren sich die Zeichen dafür, dass sich die Märkte erholen. Doch genau das kann für
viele Schiffsfonds das Ende bedeuten. Warum, und welche Rolle die Banken dabei spielen, lesen Sie im Fondsbrief (Nr. 125).
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Ihr Markus Gotzi,
Chefredakteuer Der Fondsbrief