Bundesbank warnt
Gewinne sprudeln, doch Optimismus ist verfrüht
ROUNDUP: FRANKFURT - Die Bundesbank warnt die Finanzbranche trotz wieder sprudelnder Gewinne der Banken vor zu viel Optimismus. Die weltweite Finanzkrise sei keineswegs überwunden und auch im
deutschen Bankensystem liege noch manches im Argen, urteilte die Bundesbank am Donnerstag anlässlich der Vorlage ihres ´Finanzstabilitätsberichts 2010´.
Zum Risiko für deutsche Banken im hoch verschuldeten Irland stellte Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler in Frankfurt klar, die kursierenden Zahlen von 130 Milliarden bis 140 Milliarden
Euro seien Bruttoangaben. ´Wenn wir das tatsächliche Irland-Risiko berücksichtigen, liegen wir bei etwa 25 Milliarden Euro.´ Die große Diskrepanz der Zahlen erklärte Zeitler damit, dass viele der
Engagements in Finanzierungs- und Zweckgesellschaften steckten, die aus rechtlichen Gründen in Irland angesiedelt seien.
Die europäische Schuldenkrise sei das Hauptrisiko für die Finanzstabilität. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret warb für die Idee, nach Ende der Krise einen Mechanismus für mögliche künftige
Turbulenzen zu etablieren, damit ´im absoluten Ausnahmefall´ gebunden an ´strikte Konditionen´ eng befristete Hilfeleistungen an einzelne Mitgliedstaaten der Europäischen Union geleistet werden
könnten.
In Deutschland gebe der konjunkturelle Aufschwung den Geschäftsbanken Rückenwind, befand Dombret. Doch: ´Verwundbarkeiten und strukturelle Schwächen im deutschen Bankensystem bestehen weiterhin.´
Bundesbank-Präsident Axel Weber hatte kürzlich deutlich eine Neuordnung der Landesbanken angemahnt. Nun stellte die Notenbank fest: Trotz des Abbaus von Marktrisiken gebe es in vielen Bilanzen noch
Lasten - etwa die Finanzierung von Gewerbeimmobilien im Ausland und Altbestände an strukturierten Produkten.
Insgesamt aber attestiert die Bundesbank den deutschen Banken eine wieder stabilere Verfassung. Der Bedarf an Wertberichtigungen habe ´seinen Höhepunkt voraussichtlich überschritten´, sagte
Dombret. Nach rund 37 Milliarden Euro Abschreibungen im Krisenjahr 2009 werden für dieses und für nächstes Jahr 23 Milliarden Euro erwartet. Zeitler betonte, es gebe trotz mancher Risiken ´keine
Hinweise, dass das deutsche Bankensystem nicht in der Lage wäre, den deutschen Konjunkturaufschwung mit einem ausreichenden Kreditangebot zu begleiten´./ben/DP/bgf