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     2089  1 Kommentar Ein Mann von allerhöchstem Respekt

     

    Mich wundern heutzutage mehr die öffentlichen Bewertungen der Ereignisse als die Ereignisse selbst.

     

    Der Bundesbank-Präsident Axel Weber hat mitgeteilt, dass er für eine weitere Amtszeit nicht bereit steht und auch nicht EZB-Präsident werden will. Grund: Dem Präsidenten komme eine Sonderstellung zu. Wenn dieser jedoch zu wichtigen Fragen eine Minderheitsmeinung vertrete, leide die Glaubwürdigkeit dieses Amts.

     

    Wir erinnern uns: Im Mai vergangenen Jahres hat Weber ganz deutlich Position gegen die neue geldpolitische Strategie bezogen, Anleihen angeschlagener Euro-Länder aufzukaufen.

     

    Vor diesem Hintergrund ist sein Rückzug folgerichtig und verdient den allerhöchsten Respekt. Solche Menschen wie Weber, die sich nicht verbiegen lassen und sehr klar ihre Position vertreten, gibt es ja heutzutage kaum noch.

     

    Axel Weber geht, doch es werden sehr positive Erinnerungen an ihn bleiben. (Was man keinesfalls jedem Träger eines öffentlichen Amtes sagen kann.)

     

    Völlig unverständlich sind da Kommentare wie derjenige auf Spiegel-Online, wo tatsächlich geschrieben wurde, Weber hätte sich mit seinem Verhalten seine berufliche Zukunft verbaut und schleichende Selbstdemontage betrieben. Das mag zwar rein faktisch richtig sein, doch letztlich bedeutet es nichts anderes als:

     

    Wer heute sein Gewissen zur Grundlage seines Verhaltens macht, gilt anscheinend als Versager.

     

    Geschrieben wurde der Artikel von einer jungen Karrieristin(Yasmin El-Sharif), die schon überall im Financial News Bereich gearbeitet hat und trefflich zeigt, welches Denken in dieser Welt vorherrscht. Dass ein Journalist allerdings derartige Maximen für sich selbst übernimmt, ist etwas Neues.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Ein Mann von allerhöchstem Respekt Wer heute sein Gewissen zur Grundlage seines Verhaltens macht, gilt als Versager.