Ein Mann von allerhöchstem Respekt
Mich wundern heutzutage mehr die öffentlichen Bewertungen der Ereignisse als die Ereignisse selbst.
Der Bundesbank-Präsident Axel Weber hat mitgeteilt, dass er für eine weitere Amtszeit nicht bereit steht und auch nicht EZB-Präsident werden will. Grund: Dem Präsidenten komme eine Sonderstellung zu. Wenn dieser jedoch zu wichtigen Fragen eine Minderheitsmeinung vertrete, leide die Glaubwürdigkeit dieses Amts.
Wir erinnern uns: Im Mai vergangenen Jahres hat Weber ganz deutlich Position gegen die neue geldpolitische Strategie bezogen, Anleihen angeschlagener Euro-Länder aufzukaufen.
Vor diesem Hintergrund ist sein Rückzug folgerichtig und verdient den allerhöchsten Respekt. Solche Menschen wie Weber, die sich nicht verbiegen lassen und sehr klar ihre Position vertreten, gibt es ja heutzutage kaum noch.
Axel Weber geht, doch es werden sehr positive Erinnerungen an ihn bleiben. (Was man keinesfalls jedem Träger eines öffentlichen Amtes sagen kann.)
Völlig unverständlich sind da Kommentare wie derjenige auf Spiegel-Online, wo tatsächlich geschrieben wurde, Weber hätte sich mit seinem Verhalten seine berufliche Zukunft verbaut und schleichende Selbstdemontage betrieben. Das mag zwar rein faktisch richtig sein, doch letztlich bedeutet es nichts anderes als:
Wer heute sein Gewissen zur Grundlage seines Verhaltens macht, gilt anscheinend als Versager.
Geschrieben wurde der Artikel von einer jungen Karrieristin(Yasmin El-Sharif), die schon überall im Financial News Bereich gearbeitet hat und trefflich zeigt, welches Denken in dieser Welt vorherrscht. Dass ein Journalist allerdings derartige Maximen für sich selbst übernimmt, ist etwas Neues.