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    Steigende Löhne  4137  0 Kommentare Ist China noch konkurrenzfähig?

    China scheint seinen Status als „Werkbank der Welt“ zu verlieren. Der Modekonzern Esprit meldete vergangene Woche, seine Produktion verstärkt nach Bangladesh verlagern zu wollen. Der Grund: Chinas Löhne seien inzwischen zu hoch – oder zumindest im internationalen Vergleich nicht mehr „konkurrenzfähig“. Und Esprit ist kein Einzelfall. Immer mehr Firmen aus dem Westen sehen sich inzwischen nach Standorten wie Bangladesh, Indonesien und Vietnam um, wo die Lohnkosten deutlich niedriger sind.

    In den vergangenen Jahrzehnten war China noch das Billiglohnland schlechthin. Der Tatsache, dass die westlichen Konzerne ihre Produktion immer stärker in Länder mit niedrigen Lohnkosten auslagerten, verdankte das Reich der Mitte zu einem guten Teil seinen Aufstieg zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt. Viele Beobachter stellen sich nun die Frage, ob Chinas rasantes Wachstum zum Stillstand kommen wird, wenn es bei den Lohnkosten nicht mehr mit den benachbarten Nationen mithalten kann. Schließlich steigen die chinesischen Löhne rasant - und die Regierung ist fest entschlossen, die unteren Einkommensschichten künftig noch viel stärker am Wohlstand des Landes zu beteiligen.

    Bisher ist von einem Rückgang der Exporte allerdings rein gar nichts zu spüren. Chinas Ausfuhren zogen 2010 um 31 Prozent an, während das globale Wirtschaftswachstum bei lediglich 5 Prozent lag. Dabei dürfte das durchschnittliche chinesische Lohnniveau um weitere 14 Prozent gestiegen sein, was die ausländische Nachfrage aber keineswegs beeinträchtigte. Zudem sind stark steigende Löhne in China nicht unbedingt etwas Neues. Von 2000 bis 2009 erhöhten sich dort die Einkommen der Arbeitnehmer um durchschnittlich 12,9 Prozent pro Jahr.

    Trotz steigender Lohnkosten exportiert China also nicht weniger, sondern immer mehr Waren. Dies liegt auch daran, dass die Arbeits-Produktivität in den vergangenen Jahren mit den Kosten gut mithalten konnte. Laut dem Branchendienst „Dragonomics“ ergab sich hier von 2003 bis 2010 ein Anstieg von 13 Prozent pro Jahr. Und auch der Produktmix hat sich drastisch verändert. Vor 20 Jahren noch war das Reich der Mitte lediglich als Exporteur von Textilien und billigem Spielzeug bekannt.

    Mittlerweile beliefert China die Welt aber auch mit Hochleistungs-Halbleitern, Werkzeugmaschinen oder auch hochwertigen Autokomponenten. Chinesische Werften liefern Tanker und Ölbohrplattformen, chinesische Ingenieure bauen überall auf der Welt Brücken und Eisenbahnlinien, oder rüsten Telefongesellschaften mit ihrer Netzwerktechnologie aus. Gerade bei teuren und komplexen Produkten nimmt der Anteil chinesischer Hersteller am gesamten Wertschöpfungsprozess immer mehr zu. Die spektakulären Erfolge der chinesischen Solarwirtschaft auf dem Weltmarkt sind dafür nur eines von vielen Beispielen.

    Dennoch wird das Land mit zunehmender Größe vom Export unabhängiger. Die Exportwirtschaft steht inzwischen nur noch für 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und ist damit nicht mehr die entscheidende Säule der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Binnenwirtschaft kommt inzwischen eine deutlich höhere Bedeutung zu, und der heimische Konsum sowie die Investitionstätigkeit waren in den vergangenen Jahren die eigentlichen Träger des chinesischen Wachstums. Hier besteht auch für die Zukunft ein weitaus höheres Wachstumspotenzial.

    Vor allem die Urbanisierung, der Ausbau der Infrastruktur und allgemeine technische Modernisierung werden in China in den kommenden Jahrzehnten noch erhebliche Wachstumsimpulse freisetzen. Dagegen sind die Expansionsmöglichkeiten in der Exportwirtschaft naturgemäß begrenzt, da sie stark von der Nachfrage aus den wachstumsschwachen westlichen Industrienationen abhängen.

    Dementsprechend sehen wir auch für Aktien-Anleger in der chinesischen Binnenwirtschaft die weit höheren Chancen. Vor allem der chinesische Konsum-Boom eröffnet Investoren enorme Perspektiven – und das weiterhin stark steigende Lohnniveau kann dem nur zugute kommen.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Steigende Löhne Ist China noch konkurrenzfähig? China kann seine Exporte trotz höherer Lohnkosten steigern. Dies hat das Land zuletzt wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.