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    Asien Trends Kolumne  1208  0 Kommentare Japans Aktienmarkt nach der Katastrophe

    Die unglaubliche Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan schockiert die Weltöffentlichkeit. Am Freitag war noch von "rund einem Dutzend" Toten die Rede. Inzwischen gilt als sicher, dass das Desaster mindestens 1.500 Menschenleben gefordert haben dürfte, und die tatsächliche Zahl der Opfer liegt möglicherweise noch deutlich höher. Der wirtschaftliche Schaden ist derzeit kaum abzuschätzen, dürfte aber  nochmals erheblich über den 250 Milliarden Dollar liegen, die 1995 das Beben in Kobe letztlich verursacht hat. Japans Premier Naoto Kan sprach bereits von der "größten Krise" Japans "seit dem zweiten Weltkrieg".

    Die enormen Schäden sorgten natürlich auch bei japanischen Aktien für einen Kurssturz. Am Freitag - als das Ausmaß der Katastrophe noch nicht klar ersichtlich war - blieb der Abschlag beim Nikkei noch auf unter 2 Prozent begrenzt. Heute rutschte das japanische Kursbarometer allerdings um über 6 Prozent ab - und dies, obwohl die Regierung sofort ungedeckte Leerverkäufe verboten hatte, und die Notenbank Liquidität im Umfang von über 185 Milliarden Dollar in den Markt pumpte. Viele Einzelwerte schmierten um 10 bis 20 Prozent ab.

    Wie sich der Markt in den kommenden Tagen entwickeln wird, ist schwer abzusehen. Der Schock bei den Marktteilnehmern sitzt tief, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Japan in den kommenden Monaten wieder in die Rezession zurückrutscht. Zudem könnten bald neue Hiobsbotschaften eintreffen - etwa wenn es den Technikern des Landes nicht gelingen sollte, die drei beschädigten Atomreaktoren im Kernkraftwerk in Fukushima unter Kontrolle zu bringen. Dann folgt auf die Naturkatastrophe möglicherweise auch noch ein nukleares Fiasko.

    Als Anleger können wir nur hoffen, dass den Japanern weitere Katastrophen erspart bleiben. Japanische Aktien dürften auch in den kommenden Tagen sehr volatil bleiben. Gesetzt den Fall, dass es zu keinem schwerwiegenden Atom-Unglück kommt, besteht demnächst aber durchaus wieder die Aussicht auf eine Erholung. Die mittelfristigen Aussichten für japanische Aktien sind - gerade nach dem heutigen Kursrutsch - besser, als die gewaltigen Schäden befürchten lassen.

    Besonders schwer betroffen von dem Erdbeben sind naturgemäß die Versicherungsunternehmen - und aufgrund der zu erwartenden Firmenpleiten und wirtschaftlichen Verluste teilweise auch die Finanzwerte. Daneben sind auch die Titel der japanischen Stromkonzerne vorerst dringend zu meiden. Die übrige japanische Wirtschaft ist von den Schäden eher indirekt betroffen; etwa durch die wegen Strommangels und logistischer Probleme zu erwartenden Produktionsunterbrechungen. Der Einzelhandel wiederum dürfte unter einem erheblichen Schwund des Verbrauchervertrauens leiden. Beide Arten von Belastungen sind aber vorübergehender Natur. Vor allem die Auswirkungen auf die international agierenden japanischen Großkonzerne sollten begrenzt bleiben.  Für Baukonzerne und Baumaschinen-Hersteller ist sogar eine gewisse Sonderkonjunktur zu erwarten, wobei dieser Effekt allerdings ebenfalls nicht überschätzt werden darf.

    Die Geschichte der großen Naturkatastrophen lehrt, dass sich diese an den Finanzmärkten häufig nur kurz auswirkten. Das Erdbeben in Kobe etwa belastete den japanischen Aktienmarkt nur rund eine Woche. Die Börsen der vom Tsunami 2004 stark betroffenen Länder Thailand und Indonesien steckten diese Belastung ebenfalls vergleichsweise rasch weg; und ebenso wenig konnte das schwere Erdbeben in Chile 2010 den Höhenflug des IPSA stoppen.

    Dies lässt hoffen, dass auch der japanische Aktienmarkt trotz der schweren Schäden bald wieder zur Normalität zurückkehrt. Für japanische Aktien sprechen mittelfristig unter anderem die jetzt noch niedrigeren Bewertungen. Zudem befindet sich Japan in einer frühen Phase der konjunkturellen Erholung. Die Inflationsgefahren sind gering, und die Nachfrage nach japanischen Exportgütern zieht wieder an. Dies machte den japanischen Aktienmarkt  in den vergangenen Monaten global auch zu einem klaren Outperformer, bevor dann der heutige Einbruch kam. Deshalb sollten japanische Titel gerade jetzt sehr aufmerksam beobachtet werden.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
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