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    Scope  2295  0 Kommentare Zertifikat mit Erklärungsbedarf

    Mit einer möglichen Rendite von 100 Prozent war die Global Protect Anleihe (ISIN: DE000MS0KBC6) konzipiert, die Morgan Stanley am 1. Juli emittierte. Dass dieser Traum-Gewinn niemals wirklich erreicht werden konnte, war wohl allen Beteiligten klar: Der Emittentin und dem Kunden, auf dessen Wunsch hin das Produkt gebaut wurde. Für die Konstruktion wurden 20 Aktien als Basiswerte eingesetzt. Keiner dieser Titel hätte seine Barriere innerhalb der nächsten fünf Jahre Laufzeit berühren dürfen, um den Bonus einzustreichen. Dabei waren die Schwellen bei 98 Prozent des Startniveaus jeder Aktien angesetzt. Ein Mini-Puffer von 2 Prozent also.

    Morgan Stanley versichert jedoch, dass das Zertifikat erst dann in den Freiverkehr gegeben wurde, als die Barriere am fünften Tag nach Auflage gerissen war. Und tatsächlich sind nach Scope Recherchen die ersten gehandelten Volumina an der Börse erst am 5. Juli zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Anleihe zu 82,35 Euro zu haben. Da es am Laufzeitende dank Kapitalschutz in jedem Fall 100 Euro zurückgibt, errechnete sich für Anleger also eine Rendite von 21,4 Prozent bzw. 4,0 Prozent p.a. Diese Konstruktion dürfte insbesondere für österreichische Anleger interessant sein, da dort für Zertifikate noch bis 30. September eine spezielle steuerliche Regelung gilt: Wird ein Zertifikat unter dem Ausgabepreis angeschafft, unterliegen Erträge bis zu diesem Preis nicht der Kapitalertragsteuer (KESt). Ob solch steuerliche Vorteile die wahren Hintergründe für die Auflage des Zertifikats waren, konnte bei Morgan Stanley auf Nachfrage jedoch nicht in Erfahrung gebracht werden.

    Selbst wenn kein Anleger durch dieses Produkt zu Schaden gekommen ist und sich manch einer sogar über (steuerfreie) Gewinne freuen kann: Ein fader Beigeschmack bleibt – insbesondere, da sich die Branche seit Jahren um mehr Transparenz bemüht. Auch zu diesem Produkt gibt es beispielsweise das neue Produktinformationsblatt. Hierin wird auf die Markterwartung hingewiesen, die Anleger mitbringen sollten: Steigende Basiswerte. Jedoch ging es hier in Wirklichkeit darum, dass die Basiswerte die Schwellen reißen und danach gar keine Rolle mehr spielen.
     





    Sasa Perovic
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    Scope wurde im Jahre 2002 als unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin gegründet. Das Unternehmen ist europaweit auf das Rating und die Analyse von mittelständischen Unternehmen, Anleihen, Finanzinstitutionen, Zertifikaten, Investment- und Immobilienfonds spezialisiert. Scope ist von der ESMA als offiziell zertifizierte Credit Rating Agency (CRA) in der Europäischen Union zugelassen. Weitere Informationen zu Scope finden sie auf www.scoperatings.com.
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    Verfasst von 2Sasa Perovic
    Scope Zertifikat mit Erklärungsbedarf Morgan Stanley hat vor kurzem ein Garantie-Zertifikat aufgelegt, das nach nur fünf Tagen seinen Knock-Out erreicht hatte. Wie sich jetzt herausstellte, war das beabsichtigt.

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