Geschlossene Fonds
Maue Umsätze, trotzdem gute Laune
Verkehrte Welt. Der Sommer findet im April statt, und Amerika rutscht in die weltwirtschaftliche Bedeutungslosigkeit ab. Während das meteorologische Phänomen eine Ausnahme im hundertjährigen
Kalender darstellen dürfte, lassen die USA echt nichts aus, um in einen Abwärtsstrudel zu geraten.
Bisheriger Tiefpunkt ist die Abstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor ́s. Damit gilt Amerika so kreditwürdig wie Belgien. Oder Neuseeland. Nicht gerade Schwergewichte der
Weltwirtschaft. Mit ihrer Degradierung hat die Agentur Billionen von Euro vernichtet. Der Dax fiel elf Tage in Folge. An den anderen Börsen war die Entwicklung ähnlich dramatisch.
Die Rolle der Ratingagenturen habe ich vor kurzem an dieser Stelle bereits ausführlich kommentiert. Aber noch einmal zur Erinnerung: Es sind dieselben Prüfer, die nun die Glaub- und
Kreditwürdigkeit der USA in Frage stellen, die noch vor drei Jahren verbriefte Schrottimmobilien mit Top-Noten adelten. Und gut daran verdient haben. Die Investmentbanken ließen sich das Rating
ihrer Finanzprodukte jeweils bis zu eine Million Dollar kosten.
Mit ihrer politischen Einschätzung haben Standard & Poor ́s allerdings recht: „Die vergangenen drei Monate haben gezeigt, dass Amerikas Regierung und der politische Entscheidungsprozess weniger
stabil, weniger effektiv und weniger berechenbar sind, als wir bislang annahmen.“ Wer will dem widersprechen? Wie verzweifelt müssen die Einwohner eines Landes sein, wenn sie Sarah Palin und
Konsorten mit den politischen Schwergewichten mitspielen lassen?
Logisch, dass es Anbieter von US-Immobilienfonds bei solch einer Nachrichtenlage nicht leicht haben. Aber auch den anderen Fondsinitiatoren ergeht es nicht besser. Die Umsätze im zweiten Quartal
sind mau. Anleger investierten insgesamt eine Milliarde Euro. Und es ist leicht auszurechnen, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, hätte die Deutsche Bank nicht ihre Türme als geschlossenen Fonds
platziert.
Katastrophal sind die Zahlen bei den Anbietern von Schiffsfonds. Da verwundert die vergleichsweise gute Laune der Initiatoren. Das zumindest war der Eindruck während einer Besuchsrunde bei
Hamburger Emissionshäusern. Auch wenn nicht alle von ihnen an ein kleines Wirtschaftswunder glauben. Was sich dahinter verbirgt, davon in der kommenden Ausgabe mehr.
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Ihr Markus Gotzi
Chefredakteur "Der Fondsbrief"