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     2171  1 Kommentar Was ich nicht verstehe

     

     Ich bin immer noch bei den Anleihen. Griechenland und Portugal. Die griechischen Anleihen stehen jetzt alle unter 40, breit gestreut zwischen 30 und 39. Bei Portugal ist die Schwankungsbreite sehr groß, je nach Laufzeit zwischen 50 und 95.

     

    Viele Sachen verstehe ich nicht: Wie man jetzt Griechenland-Anleihen zu 30 oder knapp darüber verkaufen kann. Ebensowenig verstehe ich es, wie man portugiesische zu beispielsweise 70 in den mittleren Laufzeiten kaufen kann.

     

    Doch Finanzmärkte funktionieren ja letztlich nur dadurch, indem hier jeweils Menschen aufeinandertreffen, die von ihrem Gegenüber glauben, dass er nichts versteht. Wären sie hingegen einer Meinung (über die Zukunft), gäbe es gar keinen Handel.

     

    Doch können wir bei griechischen und portugiesischen Anleihen eigentlich überhaupt von einem Markt sprechen? Von den Anleihevolumen im dreistelligen Millionenbereich gehen nämlich täglich nur wenige 10.000 Euro um, jedenfalls an den hiesigen Börsen. Das kann die Preise nicht machen. Und wenn doch, sind es keine richtigen Marktpreise.

     

    Gibt es hier einen großen Interbankenhandel? Oder wird dort auf den Papieren gesessen? Vermutlich kommt die gesamte Preisbewegung vom nicht-öffentlichen Markt für Kreditversicherungen. Und da bin ich ja mal gespannt, wer hier die ganzen Griechenland-Kreditversicherungen verkauft hat. Hoffentlich nicht gerade diejenigen Banken, die ohnehin auf den Papieren sitzen.

     

    Wahrscheinlich sind auf der aktuellen Kursbasis Bankaktien wesentlich risikoreicher als Griechenland-Anleihen.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Was ich nicht verstehe Merkwürdiger Markt für Griechenland-Anleihen