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     2493  0 Kommentare Superspannendes Szenario

    Im ersten Schritt war ich erst einmal beleidigt. Warum redet man immer nur über „die Banken“ und nicht über mich? „Die Banken“ hätten dem Schuldenschnitt von Griechenland in Höhe von 50 Prozent zugestimmt, lese und höre ich. Doch was bedeutet das eigentlich für mich und die anderen privaten Anleihegläubiger? Warum ist hierzu kein Wort zu vernehmen?

     

    Heißt das etwa, dass „die Banken“ auch über mich bestimmt haben? Das wäre ja eine interessante Demokratieauslegung. Und vor allem: Warum schreiben oder senden die Medien dazu nichts? Wieder ein treffliches Beispiel, dass dort Leute ohne jegliches Einfühlungsvermögen in die Materie sitzen.

     

    In den Tagen nach der Entscheidung der EU wird zumindest von einigen Blättern diese Frage gestellt, obwohl sie sich nicht beantworten lässt. Und darin liegt eine superspannende Chance:

     

    Die EU hat die Banken gezwungen, „freiwillig“ auf die Hälfte ihrer Forderungen Griechenland gegenüber zu verzichten. Entscheidend ist dabei der Passus der Freiwilligkeit. Denn geschieht dieser Schuldenschnitt nicht „freiwillig“, stellt er ein Kreditereignis dar und Griechenland wird formal (und mit allen Folgen) für bankrott erklärt.

     

    Wenn die Banken also „freiwillig“ verzichten, kommt genug Masse zusammen, um Griechenland zu retten. Für die Privatanleger müsste das eigentlich heißen: Auch sie wird man formal nicht zwingen. Und da sie freiwillig sicher nicht verzichten werden, wozu sollten sie auch, könnten sie sicherlich zu hundert Prozent bedient werden.

     

    Das ist momentan zwar noch eine Spekulation, aber eine superspannende.

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Superspannendes Szenario Griechische Anleihen mit Riesenchancen