Superspannendes Szenario
Im ersten Schritt war ich erst einmal beleidigt. Warum redet man immer nur über „die Banken“ und nicht über mich? „Die Banken“ hätten dem Schuldenschnitt von Griechenland in Höhe von 50 Prozent zugestimmt, lese und höre ich. Doch was bedeutet das eigentlich für mich und die anderen privaten Anleihegläubiger? Warum ist hierzu kein Wort zu vernehmen?
Heißt das etwa, dass „die Banken“ auch über mich bestimmt haben? Das wäre ja eine interessante Demokratieauslegung. Und vor allem: Warum schreiben oder senden die Medien dazu nichts? Wieder ein treffliches Beispiel, dass dort Leute ohne jegliches Einfühlungsvermögen in die Materie sitzen.
In den Tagen nach der Entscheidung der EU wird zumindest von einigen Blättern diese Frage gestellt, obwohl sie sich nicht beantworten lässt. Und darin liegt eine superspannende Chance:
Die EU hat die Banken gezwungen, „freiwillig“ auf die Hälfte ihrer Forderungen Griechenland gegenüber zu verzichten. Entscheidend ist dabei der Passus der Freiwilligkeit. Denn geschieht dieser Schuldenschnitt nicht „freiwillig“, stellt er ein Kreditereignis dar und Griechenland wird formal (und mit allen Folgen) für bankrott erklärt.
Wenn die Banken also „freiwillig“ verzichten, kommt genug Masse zusammen, um Griechenland zu retten. Für die Privatanleger müsste das eigentlich heißen: Auch sie wird man formal nicht zwingen. Und da sie freiwillig sicher nicht verzichten werden, wozu sollten sie auch, könnten sie sicherlich zu hundert Prozent bedient werden.
Das ist momentan zwar noch eine Spekulation, aber eine superspannende.