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     2713  1 Kommentar Beinahe schiefgegangen

     

     

    Au, das wäre jetzt aber beinahe schiefgegangen mit Griechenland. Ich muss zugeben, an solch eine Möglichkeit gar nicht gedacht zu haben, dass die Griechen tatsächlich mit der Möglichkeit spielen könnten, das EU-Hilfspaket vielleicht abzulehnen.

     

    Und dann auch noch Sarah Wagenknecht: „Eine Zustimmung zum sogenannten neuen Hilfspaket würde bedeuten, dass sich die griechische Bevölkerung freiwillig einem jahrelangen Spardiktat beugt und damit die Zukunft einer ganzen Generation zerstört.“

     

    Doch man lernt ja ungemein viel in solchen Krisen. Ich bin eigentlich auch gegen den extremen Sparkurs der Griechen gewesen, denn das ist eine Brüningsche Deflationspolitik. Ich hatte sogar an einen Austritt Griechenlands gedacht mit der anschließenden Nutzung des Abwertungsvorteils der Drachme.

     

    Jetzt jedoch sehe ich klarer: Die Situation ist so weit fortgeschritten, dass dieser Weg verstellt ist. Würde Griechenland jetzt versuchen, einen eigenen Weg zu gehen, würde das nicht nur den Staatsbankrott bedeuten, sondern auch einen besseren Neustart unmöglich machen.

     

    Denn Griechenland würde nirgendwo Kredit bekommen. Und das hieße in der Konsequenz, dass die Situation, die auf dem jetzigen Weg erst im Zeitraum von einigen Jahren erreicht werden muss, sofort eintreten würde. Denn eine Volkswirtschaft ohne Kreditspielraum von außen, ist nicht in der Lage, ein Außenhandels- oder Budgetdefizit zu fahren. Beide müssten sofort auf null gestellt werden.

     

    Und das bedeutet: Nur noch so viel importieren zu können, wie man exportiert. Und nicht mehr für Staatsbedienstete und Renten ausgeben zu können, als man Steuern einnimmt. Dann wäre die Krise erst richtig da.

     

    Dann würde die Krise nicht nur die Zukunft einer ganzen Generation zerstören, sondern einem Atomschlag gleichen. Gut, dass uns das jetzt allen erspart bleibt. Obwohl diese Lektion einigen Romantikern sicherlich gut getan hätte.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Beinahe schiefgegangen Griechenland schrappt am Abgrund vorbei