Smart Investor Weekly 49/2011
Am Nikolaus statt Süßem – die Rute!
Da schwoll natürlich vielen Politikern der Kamm, ob dieser politischen Verschwörung der Ratingagenturen aus dem angloamerikanischen Raum. Von einer „willkürlichen Entscheidung ohne Bezug zur Wirklichkeit“ war die Rede…und dem kann man eigentlich nur zustimmen, denn tatsächlich sind die meisten westlichen Industrienationen bankrott, verdienten also die Herabstufung auf Junk und nicht einen „negativen Ausblick“.
Den Zentralbanken sei Dank!
Dass sich die Pleitegeier noch nicht zum finalen Festbankett niedergelassen haben, ist jenen geheiligten Institutionen geschuldet, die völlig unabhängig und in unendlicher Weisheit wissen, wie viel
Geld der Markt wann braucht: die Zentralbanken. Beherzt griff die EZB in der vergangenen Woche wieder ein und weitete fröhlich und freudig die Monetisierung von Staatsschulden, euphemistisch
Stützungskäufe oder Konjunkturspritzen genannt, aus. Zwar haben bereits die USA und Großbritannien die Erfahrung machen dürfen, dass derartige Handlungen kaum mehr zur Stärkung der Wirtschaft
führen, aber vielleicht geht es darum gar nicht mehr. Vielmehr scheint ein direkter Zusammenhang zwischen dem Rating und dem Aufkaufen von Staatsschulden durch die Zentralbanken zu bestehen: wer
sich am stärksten quantitativ erleichtert (in Relation zu seiner Wirtschaftsleistung), der erhält das beste Rating. So ließe sich auch verstehen, warum Großbritannien trotz einer kollabierenden
Wirtschaft und einer expliziten Staatsverschuldung von deutlich über 80% (bei der Gesamtverschuldung mit über 500% streitet es sich mit Japan um den ersten Platz) immer noch mit einem „Triple A“
geratet wird.
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Europäer werden handeln
Aber angesichts der Entrüstung der politischen Klasse der Euro-Zone darf man getrost davon ausgehen, dass am kommenden Wochenende auf dem x-ten Euro-Rettungsgipfel gehandelt werden wird: QE in ganz
großem Stil und vor allem natürlich eine eigene EU-Ratingagentur, damit man sich die Wirklichkeit im eigenen Sinne zurechtbiegen…äh…raten kann. Eine „blühende“ Wirtschaft à la Zimbabwe wird dann
sicherlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Und damit zu den Märkten…