Geschlossene Fonds
Fakten und Zahlen spielen keine Rolle
Geschlossene Fonds tragen die Schuld am Unglück der Welt oder zumindest der Kapitalanleger. Eine Wirtschaftszeitung zitiert in einem Artikel unter der Überschrift „Gefahren geschlossener Fonds“
einen Finanzexperten der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Bei vielen Beteiligungsmodellen streichen Initiatoren und Vertriebe so hohe Teile des Eigenkapitals der Anleger ein, dass die Sparer
kaum eine Chance haben, Geld zu verdienen. Geschlossene Fonds sollten deshalb für Privatanleger verboten werden.“
Die Logik des Verbraucherschützers: Hohe Weichkosten erfordern einen hohen Fremdkapitalanteil, der wiederum dafür verantwortlich ist, dass Fonds Nachschüsse bei den Anlegern einfordern und dennoch
insolvent gehen. „Insgesamt haben Sparer in den vergangenen zehn Jahren mit geschlossenen Fonds Milliarden Euro verloren.“ Für welche Amateur- und Gangster-Branche schreibe ich hier eigentlich?
Es ist in diesen Zeiten einfach, jemanden zu finden, der offenbar ahnungslos aber lautstark auf geschlossene Fonds draufhaut. Ist es kein Verbraucherschützer, dann ein Anwalt, der sich gute
Geschäfte mit den betroffenen Anlegern verspricht. Fakten und Zahlen spielen dabei keine Rolle. Was genau verbirgt sich hinter „Milliarden Euro“? Sind es die oft kolportierten 40 Milliarden Euro,
die Anleger mit geschlossenen Fonds Jahr für Jahr in den Sand setzen? Bei gerade einmal fünf Milliarden Euro Eigenkapitalumsatz im vergangenen Jahr? Und „Sparer“ sind mit den Fonds so- wieso
schlecht beraten. Es handelt sich um unternehmerische Beteiligungen mit Chancen und entsprechenden Risiken. Wer sich darüber nicht im Klaren ist, hat den Verkaufsprospekt noch nicht einmal
überflogen.
Nochmal, und wahrscheinlich noch lange nicht zum letzten Mal: Zweifellos gibt es Betrüger und Verbrecher unter den Anbietern geschlossener Fonds. Die erreichen aber vor allem Kunden mit
Dollarzeichen in den Augen. Der überwiegende Anteil der Initiatoren macht ein sauberes Geschäft. Die typischen Renditen sind nicht be- sonders hoch, erscheinen aber realistisch. Auch wenn nicht
immer alles läuft wie kalkuliert. Das ist bei offenen Immobilienfonds, Investmentfonds, Aktien, Derivaten, Genussrechten und selbst manchen Länderanleihen - siehe Griechenland - nicht anders.
Sollen die auch alle verboten werden? Und hat schon jemand durchschaut, welche Weichkosten ein Zertifikat verbirgt?
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Ihr Markus Gotzi,
Chefredakteur "Der Fondsbrief"