checkAd

     3044  1 Kommentar Griechenland

     

    Manchmal ist es hart, anzuerkennen, dass die These, nach der die Märkte immer klüger sind als man selbst, tatsächlich richtig sein könnte. Mir fällt das jedoch wahrscheinlich noch weit schwerer als den meisten anderen Menschen.

     

    Ich war mir wirklich nach dem beschlossenen Gläubigerschnitt von 50 % für Griechenland sehr sicher, dass das gut gehen würde. Heute jedoch bin ich mir das nicht mehr so sicher und rechne durchaus damit, dass das auch schiefgehen könnte.

     

    Man darf sich einfach niemals zu sicher sein, gerade dann, wenn man gegen die Mehrheit steht.

     

    Andererseits sind alle wirklichen Gewinne, die ich in meinem Leben eingefahren habe, immer aus solchen Situationen heraus entstanden.

     

    Was ist also nun mit Griechenland?

     

    Es ist merkwürdig, was da für Nachrichten kommen. Die Hedgefonds wollen die Umschuldung nicht mitmachen, weil sie entweder auf eine Pleite Griechenlands setzen oder aber ihre Bonds über Kreditausfallversicherungen abgesichert haben.

     

    Warum berichtet die Presse diese Sachen so einheitlich? Und was ist mit den Gegenpositionen dieser Geschäfte? Was ist mit denen, die long sind in Griechenanleihen, wo die Hedgefonds short sind? Und was ist mit denjenigen, die diese Anleihen gegen Ausfall versichert haben? Warum wird über sie nicht berichtet?

     

    Das alles ist also lanciert. Doch warum? Will man uns langsam von staatlicher Seite auf eine Griechenlandpleite vorbereiten? Oder kochen hier Privatleute ihr Süppchen?

     

    Ich weiß es nicht. Und ich glaube auch weiter daran, dass Griechenland von der EU gestützt wird und nicht pleitegeht. Doch meine Sicherheit hat abgenommen.

     

    Ich muss mich wohl zum alten Kostolany retten, der gesagt hat, nur 51 % seiner Geschäfte wären gutgegangen, 49 % hingegen daneben. Doch von den 2 % lebe er hervorragend.


    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Griechenland Warum berichtet die Presse diese Sachen so einheitlich?