Kehrt die Aktienkultur in Deutschland zurück?
Wie ich hier schon an verschiedener Stelle geschrieben hatte, ist die Aktie durchaus eine interessante Anlage in Krisenzeiten. Offenbar wird diese Meinung wider Erwarten doch von vielen potenziellen Anlegern geteilt. So stieg die Zahl der Aktienbesitzer im vergangenen Jahr auf 4,1 Mio. oder um 20 %. Das ist der höchste Stand seit fünf Jahren! Nimmt man die Anleger hinzu, die Fonds im Depot haben, steigt die Zahl auf 8,7 Mio. Damit haben 13,4 Prozent der Deutschen Investments am Aktienmarkt.
Niedriger Aktionärsanteil
Okay, mit einem Aktionärsanteil von 13,4 % an der Gesamtbevölkerung liegt Deutschland immer noch weit hinten. In den USA (25,4 %), aber auch den Niederlanden (30 Prozent) oder Japan (27,7 Prozent) ist der Anteil mehr als doppelt so hoch.
Mediales Bashing
Aber bei der Art, wie die Medien gerade hier in Deutschland mit den Themen Aktien und Risiken umgehen, ist das auch kein Wunder. Auch die Abgeltungssteuer und die Diskussionen über die Finanztransaktionssteuer sind sicherlich wenig geeignet, um Menschen von Aktien zu begeistern.
Pusher und unseriöse Anbieter
Aufgrund der fehlenden Aktienkultur in Deutschland tummeln sich gerade im Bereich Börsenbriefe, Anlageberatung und ähnliches auch viele unseriöse Anbieter. Und die Bankberater sind im Zuge der
Lehman-Brothers-Pleite weiter in Verruf geraten. Wie soll ein deutscher Anleger wissen, was er tun muss? Wem kann er vertrauen?
Und so fallen immer wieder Anleger auf die vielen Aktien-Pusher rein (Leute, die kleine Aktien „hochreden“, um dann ihre im Vorfeld gekauften Papiere bei den Neueinsteigern abzuladen). Das endet
fast immer in einem Debakel, das viele Menschen dem Aktienmarkt auf immer und ewig den Rücken kehren lässt.
Aber das ist natürlich nicht alles. Gerade in Deutschland gibt es noch einen anderen Grund:
Das T-Aktien-Trauma
Die Telekom hat über eine riesige Werbekampagne mehr Menschen an die Börse gebracht, als wahrscheinlich alle Bankberater zusammen. Doch ging dieser Stern so schnell wieder unter, wie er aufgegangen war. Die gerade aufblühende deutsche Aktienkultur erlitt mit dem Crash seit dem Jahr 2000 empfindlichen Schiffbruch. Nun muss quasi eine neue Generation heranwachsen, und das braucht Zeit. Schade, denn die Aktie an sich ist grundsätzlich keine schlechte Anlageform, sofern man wichtige Regeln, wie zum Beispiel die Diversifikation, beachtet.