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     1800  0 Kommentare Der Wettlauf um die schwächste Währung bietet Handlungsmöglichkeiten

    Die Begründung liest sich fast immer gleich: „Die Preisteuerung werde innerhalb der nächsten zwei Jahre wahrscheinlich niedriger als erwartet ausfallen. Zudem sei die Wirtschaft weniger stark gewachsen als gehofft.“ Dabei steckt hinter dieser überraschenden Leitzinssenkung der australischen Notenbank um 50 Basispunkte auch ein ganz anderes Ziel.

    Die eigene Währung soll geschwächt werden, um durch die Ankurbelung des Exports auch der gesamten Wirtschaft wieder Schwung zu verleihen. Die Reaktion zumindest kurz nach der Entscheidung fiel daraufhin auch aus wie erwartet: Der australische Dollar fiel zu Euro und Dollar um gut ein Prozent.

    Damit haben die Notenbanker in Sydney das gleiche Interesse wie ihre Kollegen in New York, Tokio, Frankfurt und London. Aber sie haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können die Zinsen noch senken und haben bis zur Null-Linie noch genug Spielraum. An dieser sind die Herren Bernanke und Draghi schon angekommen und müssen sich daher auf andere Maßnahmen wie die quantitative Lockerung (QE in den USA, LTRO in der Eurozone) stützen und eigene Anleihen kaufen, um mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf zu geben und in letzter Konsequenz die heimische Währung so im Kurs gegenüber anderen Währungen niedrig zu halten oder gar zu drücken.

    Der Wettlauf um die schwächste Währung ist in vollem Gange und noch lange nicht entschieden. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen weltweit noch sehr lange auf dem aktuell niedrigen Niveau verweilen werden und vor 2014 keine der Notenbanken in den großen Industrienationen an der Zinsschraube drehen wird. Entscheidend für denjenigen, der von diesen Eingriffen der Notenbanken profitieren will, wird sein, zu erkennen, wer die nächsten Schritte in diese Richtung geht oder eher erst einmal in Wartestellung verbleibt, da die eigene Wirtschaft schon wieder leicht Fahrt aufnimmt. Tut sie dies und man schwächt die Währung weiter, könnte das auf der Inflationsseite gefährlich werden. Und das wiederum liegt nicht im Interesse der Währungshüter. In diesem Wettbewerb ist  also enormes Fingerspitzengefühl gefragt. Mit Blick auf zum Beispiel die letzten Protokolle der Fed-Sitzungen reichen da oft schon verbale Andeutungen, um die Märkte zu bewegen, auch ohne zu intervenieren.

    Die Frage ist, ob am Ende einer diesen Wettlauf gewinnen kann. Eigentlich scheint dies unmöglich, denn eine Währung wird ja immer gegen eine andere gehandelt. Deshalb können nicht alle Währungen gleichzeitig abwerten. Langfristig scheinen diese Maßnahmen aus diesem Grund also eher nutzlos. Vielmehr geht es darum, Zeit zu gewinnen und schneller als die jeweils anderen der eigenen Wirtschaft wieder Impulse zu verleihen. Die Frage der nächsten Schritte, um die eigene Währung zu schwächen, geht also immer einher mit der Frage, wie es um die jeweilige Konjunktur bestellt ist und welche Prognose die jeweilige Zentralbank für die Zukunft hat. Und da kristallisieren sich aktuell für mich zwei Kandidaten für entsprechende Anlagemöglichkeiten oder Spekulationen heraus.

    Die japanische Notenbank hat in der vergangenen Woche ihr Anleihekaufprogramm zwar ausgeweitet. Dies aber vorerst nur halbherzig, was dann auch die Märkte mit einem beschleunigten Anstieg des Yen gegenüber Euro und Dollar quittierten. Unter 80 Yen für einen Dollar verleitete die Notenbank auch zugleich, zumindest wieder verbal in den Markt einzugreifen und zu betonen, man beobachte den Anstieg des Yen mit Sorge und werde gegebenenfalls aktiv werden. Das wird sie auch tun, deshalb gehe ich bis zum Jahresende von einem schwächeren Yen gegenüber Dollar und Euro aus und sehe Marken von 85 Yen/Dollar und 115 Yen/Euro.

    Dagegen wird sich die US-Notenbank im Wettlauf um einen schwächeren US-Dollar vorerst zurückhalten. Zwar gibt es von der Datenseite immer mal wieder Rückschläge in Sachen Wirtschaft, insgesamt sind die Amerikaner aber meiner Meinung nach auf einem richtigen Weg und Fed-Chef Bernanke hat die Pläne für eine dritte Lockerungsmaßnahme am Geldmarkt erst einmal wieder in die Schublade gelegt. Ich sehe daher Spielraum für einen weiter starken US-Dollar – nicht nur wie zuvor beschrieben gegenüber dem japanischen Yen, sondern auch gegenüber dem Euro. Vor allem so lange, bis die Schuldenkrise in der Eurozone ausgestanden ist.

     

     




    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Der Wettlauf um die schwächste Währung bietet Handlungsmöglichkeiten Die Begründung liest sich fast immer gleich: „Die Preisteuerung werde innerhalb der nächsten zwei Jahre wahrscheinlich niedriger als erwartet ausfallen. Zudem sei die Wirtschaft weniger stark gewachsen als gehofft.“ Dabei steckt hinter dieser überraschenden Leitzinssenkung der australischen Notenbank um 50 Basispunkte auch ein ganz anderes Ziel.

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