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    Devisen  2073  0 Kommentare Die Krise in Europa stärkt den Yen – Woche der Wahrheit in Japan

     

    Wenn etwas aktuell von der andauernden finanziellen und nun auch zunehmend politischen Krise in Europa profitiert, sind es die in unsicheren Zeiten gefragten Währungen wie Dollar, aber auch besonders der Yen. Bei Nippons Währung treten in diesen Wochen fundamentale Argumente und Entwicklungen in den Hintergrund und die Anleger verkaufen das Risiko und flüchten in den vermeintlich sicheren Hafen. Der Yen hat seinen kurzfristigen Abwärtstrend gegenüber dem Dollar längst verlassen und sich wieder weit von der zwischenzeitlich erreichten Marke bei  84 Yen gegenüber dem Greenback entfernt. Gegenüber dem Euro nimmt die japanische Währung die Marke von 100 wieder ins Visier.
     
    Dabei sprechen die wirtschaftlichen und besonders die geldpolitischen Rahmenbedingungen aktuell gegen einen starken Yen. Die strukturellen Probleme des Landes, das daraus seit Jahren resultierende schwache Wirtschaftswachstum und ein trotzdem weiter steigender Yen machen es dem Land schwer, besonders nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe im vergangenen Jahr wieder auf die Beine zu kommen. Zwar versucht die Notenbank durch Anleihekaufprogramme, frisches Geld in den Wirtschaftskreislauf zu  pumpen, allerdings tat sie dies beim letzten Mal nur halbherzig. Gleichzeitig zur Aufstockung des angesprochenen Programms um weitere 10 Billionen Yen (etwa 100 Milliarden Euro) reduzierte sie auf der anderen Seite den Spielraum für die direkte Kreditvergabe an Banken um fünf Billionen Yen. Daraufhin setzte Nippons Währung entsprechend zu einem Höhenflug an. Beim Euro kam dann noch die direkte Schwäche der Gemeinschaftswährung aufgrund der Situation in Griechenland dazu. Sie sorgt seitdem für einen immer stärker werdenden Yen. Gegenüber dem Dollar tendiert dieser aktuell seitwärts und wartet auf neue Impulse von der Datenfront.
     
    Diese kommen in dieser Woche in Form des Konsumentenvertrauens, der Auftragseingänge in der Industrie und den neuesten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal in geballter Form auf die Märkte zu – für Bewegung in den Wechselkursen zum japanischen Yen sollte also gesorgt sein. Alle Zahlen werden auch der Bank of Japan neue Indikationen für ihre zukünftige Geldpolitik geben.
     
    Beim Konsumentenvertrauen am Dienstag geht der Markt von einem leichten Anstieg im April auf 40,8 von zuvor 40,3 im März aus. Am gleichen Tag liegen die Erwartungen für die Auftragseingänge in der Industrie bei einem Anstieg von 4,4 Prozent im Jahresvergleich. Im Februar waren diese auf Sicht von zwölf Monaten um 9,8 Prozent gestiegen.
     
    Weitaus stärkeren Einfluss sowohl auf die Politik der Währungshüter als auch direkt auf den Kurs des Yen dürften die Zahlen zum Wirtschaftswachstum haben, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Hier rechnen die Experten mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 1 Prozent, nach 0,5 Prozent im vierten Quartal 2011. Die Gefahr einer Enttäuschung bei diesen Zahlen dürfte aufgrund des in den ersten drei Monaten noch schwächeren Yen gegenüber Dollar und Euro eher begrenzt sein. Wenn doch, könnte dies zum einen den Druck auf den Yen verstärken. Andererseits dürfte dies dann auch die Notenbank einen Schritt näher in Richtung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in Form einer nochmaligen Aufstockung des Anleihekaufprogramms bringen.
     
    Deshalb bleibe ich bei meiner schon oft an dieser Stelle geäußerten Einschätzung, dass ich bis zum Ende des Jahres den Yen zum US-Dollar bei 85 und zum Euro bei 115 Yen und darüber sehe. Allerdings könnte die weiter anhaltende Unsicherheit über die zukünftige finanzielle und vor allem politische Situation in Europa und die damit einhergehende zunehmende Risikoaversion der Marktteilnehmer auch die in dieser Woche gelieferten Impulse neutralisieren und den Yen stabil halten. Kommt es in Griechenland dagegen - zugegeben zu meiner Überraschung - aber doch noch zu einer Regierungsbildung, könnten die Märkte zu einer Erholungsrallye ansetzen und einen möglichen Abwärtstrend des Yen verstärken.


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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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