Devisen
Die Krise in Europa stärkt den Yen – Woche der Wahrheit in Japan
Wenn etwas aktuell von der andauernden finanziellen und nun auch zunehmend politischen Krise in Europa profitiert, sind es die in unsicheren Zeiten gefragten Währungen wie Dollar, aber auch
besonders der Yen. Bei Nippons Währung treten in diesen Wochen fundamentale Argumente und Entwicklungen in den Hintergrund und die Anleger verkaufen das Risiko und flüchten in den vermeintlich
sicheren Hafen. Der Yen hat seinen kurzfristigen Abwärtstrend gegenüber dem Dollar längst verlassen und sich wieder weit von der zwischenzeitlich erreichten Marke bei 84 Yen gegenüber dem
Greenback entfernt. Gegenüber dem Euro nimmt die japanische Währung die Marke von 100 wieder ins Visier.
Dabei sprechen die wirtschaftlichen und besonders die geldpolitischen Rahmenbedingungen aktuell gegen einen starken Yen. Die strukturellen Probleme des Landes, das daraus seit Jahren resultierende
schwache Wirtschaftswachstum und ein trotzdem weiter steigender Yen machen es dem Land schwer, besonders nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe im vergangenen Jahr wieder auf die Beine zu
kommen. Zwar versucht die Notenbank durch Anleihekaufprogramme, frisches Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen, allerdings tat sie dies beim letzten Mal nur halbherzig. Gleichzeitig zur
Aufstockung des angesprochenen Programms um weitere 10 Billionen Yen (etwa 100 Milliarden Euro) reduzierte sie auf der anderen Seite den Spielraum für die direkte Kreditvergabe an Banken um fünf
Billionen Yen. Daraufhin setzte Nippons Währung entsprechend zu einem Höhenflug an. Beim Euro kam dann noch die direkte Schwäche der Gemeinschaftswährung aufgrund der Situation in Griechenland
dazu. Sie sorgt seitdem für einen immer stärker werdenden Yen. Gegenüber dem Dollar tendiert dieser aktuell seitwärts und wartet auf neue Impulse von der Datenfront.
Diese kommen in dieser Woche in Form des Konsumentenvertrauens, der Auftragseingänge in der Industrie und den neuesten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal in geballter Form auf die
Märkte zu – für Bewegung in den Wechselkursen zum japanischen Yen sollte also gesorgt sein. Alle Zahlen werden auch der Bank of Japan neue Indikationen für ihre zukünftige Geldpolitik geben.
Beim Konsumentenvertrauen am Dienstag geht der Markt von einem leichten Anstieg im April auf 40,8 von zuvor 40,3 im März aus. Am gleichen Tag liegen die Erwartungen für die Auftragseingänge in der
Industrie bei einem Anstieg von 4,4 Prozent im Jahresvergleich. Im Februar waren diese auf Sicht von zwölf Monaten um 9,8 Prozent gestiegen.
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Weitaus stärkeren Einfluss sowohl auf die Politik der Währungshüter als auch direkt auf den Kurs des Yen dürften die Zahlen zum Wirtschaftswachstum haben, die am Donnerstag veröffentlicht werden.
Hier rechnen die Experten mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 1 Prozent, nach 0,5 Prozent im vierten Quartal 2011. Die Gefahr einer Enttäuschung bei diesen Zahlen dürfte
aufgrund des in den ersten drei Monaten noch schwächeren Yen gegenüber Dollar und Euro eher begrenzt sein. Wenn doch, könnte dies zum einen den Druck auf den Yen verstärken. Andererseits dürfte
dies dann auch die Notenbank einen Schritt näher in Richtung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in Form einer nochmaligen Aufstockung des Anleihekaufprogramms bringen.
Deshalb bleibe ich bei meiner schon oft an dieser Stelle geäußerten Einschätzung, dass ich bis zum Ende des Jahres den Yen zum US-Dollar bei 85 und zum Euro bei 115 Yen und darüber sehe. Allerdings
könnte die weiter anhaltende Unsicherheit über die zukünftige finanzielle und vor allem politische Situation in Europa und die damit einhergehende zunehmende Risikoaversion der Marktteilnehmer auch
die in dieser Woche gelieferten Impulse neutralisieren und den Yen stabil halten. Kommt es in Griechenland dagegen - zugegeben zu meiner Überraschung - aber doch noch zu einer Regierungsbildung,
könnten die Märkte zu einer Erholungsrallye ansetzen und einen möglichen Abwärtstrend des Yen verstärken.
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