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     4649  1 Kommentar Kommt der Grexit?

    „Grexit“, die neue Wortschöpfung für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. 50% der Banker halten ihn mittlerweile für wahrscheinlich.

    Analysten der Londoner City drängen darauf, die Firewall (aus Papier-Geld) des Stabilisierungsfonds EFSF/ESM von aktuell rund 500 Mrd. Euro massiv zu erhöhen. Um Spanien, Italien und Belgien für drei Jahre vom Kapitalmarkt nehmen und die Hilfsprogramme für Portugal und Irland weitere drei Jahre fortführen zu können, muss der ESM auf eine Bill. Euro verdoppelt werden, heißt es.

    Zudem muss die EZB ein weiteres Liquiditätsprogramm starten, damit die Gefahr von Kapitalflucht aus Spanien und Italien eingedämmt, die Banken in den PIIGS mit Liquidität ausgestattet und die Kreditvergabe an die Wirtschaft gewährleistet wird. Außerdem muss die EZB die Anforderungen an Sicherheiten weiter senken. Die hoch schießenden Target2-Salden muss sie akzeptieren, auch von der Bundesbank wird das erwartet.

    Das liest sich wie der Maximal-Wunschzettel von Liquiditäts-Junkies, dabei ist noch gar nicht Weihnachten – eine Grußadresse von dem Finanzplatz, der weltweit die risikoreichsten Geschäfte betreibt.

    Da nimmt sich die Vorstellung des scheidenden Chefvolkswirts der Deutschen Bank, Thomas Mayer, geradezu bescheiden aus. Er plädiert für eine griechische Parallelwährung zum Euro, den „Geuro“. Er soll höchstens halb so viel wert sein wie der Euro.

    Die Deutsche Bank will im Falles eines „Grexits“ auch das Kapital der Europäischen Investitionsbank erhöht und die Einführung Eurobonds beschleunigt sehen. Zudem soll der EFSF/ESM Banken direkt finanzieren können, auch eine Banklizenz könnte sinnvoll sein. Ein europaweites Einlagensicherungssystem könnte die Gefahr von Bank-Runs eindämmen, schreibt die Bank.

    Und JP Morgan meint, die EZB müsse ESM-Anleihen kaufen, damit dieser Italien und Spanien stützen kann.

    Nach Vorstellungen von Banken der Londoner City müsste die EZB bei einem geordneten Grexit die griechischen Banken weiter mit Liquidität versorgen, ESM und IWF müssten das Land weiter finanzieren. Zudem müsste der EFSF/ESM die griechischen Banken rekapitalisieren. Immer schon weiter zahlen…

    Die Citibank hält einen Grexit innerhalb der nächsten beiden Jahre zu mehr als 70% für wahrscheinlich. Ihr Szenario: Die neue griechische Währung würde sofort um 50 bis 60% gegen den Euro abstürzen und auf diesem Niveau in den folgenden fünf Jahren bleiben. Griechenland wird bei einem Exit sofort alle Zinszahlungen auf Staatsschulden einstellen, diese würden aber nicht abgewertet oder auf Null gestellt, weil das Land dann eine Chance hätte, an Hilfsprogramme der Eurozone und des IWF heranzukommen. Mit der schwachen Währung und den meisten Staatsschulden in Euro lautend, steigt die BIP-Schuldenquote auf etwa 400%. Eventuell könnte es zwei bis drei Jahre nach dem Exit zu einer Restrukturierung der Schulden kommen, um die Schuldenquote dem europäischen Durchschnitt von dann ungefähr 95% anzunähern. Das würde zu hohen Abschreibungen bei den Kreditoren führen, wahrscheinlich müssten sich dann auch die öffentlichen Darlehensgeber beteiligen. Im Jahr eins nach dem Exit dürfte das BIP um etwa 10% fallen. Es könnte dann ab dem dritten Jahr nach dem Exit wieder um vier bis fünf Prozent pro Jahr steigen, wenn die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit die Exporte neu belebt und den Tourismus ankurbelt.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Kommt der Grexit? „Grexit“, die neue Wortschöpfung für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. 50% der Banker halten ihn mittlerweile für wahrscheinlich. Analysten der Londoner City drängen darauf, die Firewall (aus Papier-Geld) des …