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    EUR/NOK  3782  0 Kommentare Norwegische Krone weiter attraktiv - sicherer Hafen in stürmischen Zeiten

    Noch beließ die Norwegische Notenbank auf Ihrer Sitzung in der vergangenen Woche den Leitzins unverändert bei 1,5 Prozent. Aber wer jetzt denkt, der Nachbar der kriselnden Eurozone hätte über eine Senkung in den kommenden Monaten nachgedacht, der liegt völlig falsch.

    Das Gegenteil ist der Fall, der Gouverneur der Notenbank Olsen deutete nach drei Senkungen nun wieder Zinserhöhungen für das kommende Jahr an. Kein Wunder also, dass vor diesem Hintergrund die Norwegische Krone gegenüber dem Euro an Wert gewonnen hat. Seit Anfang des Jahres allerdings lag das Plus bei nur knapp drei Prozent, dieser Trend könnte sich in meinen Augen in den nächsten Monaten verstärken.

    Während die Schuldenkrise in der Eurozone erst jetzt so richtig Fahrt aufnimmt, mit Zypern nun das fünfte Land unter den Rettungsschirm flüchten muss und Spaniens Banken dem Abgrund immer näher kommen, scheint die Ansteckungsgefahr für Norwegen relativ gebannt. Staatsverschuldung ist für die Skandinavier nahezu ein Fremdwort. Allein das Volumen des staatlichen Pensionsfonds, der durch die Öleinnahmen gespeist wird, übertraf 2011 mit rund 3,3 Billionen NOK (rund 440 Mrd. Euro) die öffentlichen Schulden in Höhe von 787 Mrd. NOK (rund 100 Mrd. Euro) deutlich. Die Verbindlichkeiten entsprechen rund 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: Griechenland ist mit 180 Prozent, Italien mit 136 Prozent, Spanien mit 70 Prozent, selbst Deutschland ist mit 81 Prozent des BIP verschuldet. Der Überschuss in der norwegischen Leistungsbilanz erreichte im ersten Quartal mit 137 Mrd. NOK (rund 18 Mrd. Euro) einen Rekordwert. Im vierten Quartal lag dieser bei 109 Mrd. NOK, ein Jahr zuvor noch bei 84 Mrd. NOK. Das Wirtschaftswachstum ist in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei knapp drei Prozent. Für 2012 erwarten Volkswirte einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von über zwei Prozent. Fazit: Norwegens Finanz- und Wirtschaftslage ist absolut gesund!

    Norwegen profitiert sehr stark von seiner Öl- und Gasförderung. Damit ist das Land samt seiner Währung aber auch sehr stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise abhängig. Diese wiederum steigen mit einer boomenden Weltkonjunktur. Kühlt sich diese ab, wie aktuell zu beobachten, fallen auch die Preise für Energie. Der gesunkene Ölpreis – die Sorte Brent verbilligte sich in den vergangenen drei Monaten um 25 Prozent auf den tiefsten Stand seit Januar 2011 – ist eine Ursache dafür, dass die Norwegische Krone trotz der guten Rahmenbedingungen bisher nicht so richtig in die Gänge gekommen ist. Eine andere Ursache liegt in der geringen Liquidität der Krone. Eine geringe Staatsverschuldung bedeutet gleichzeitig auch weniger für ausländische Investoren zur Verfügung stehende Anleihen, was die Krone in Zeiten der Unsicherheit auch zu einem Risikofaktor werden lässt.

    Diesen Makel teilt die Norwegische Krone allerdings mit vielen anderen als sichere Häfen geltenden Währungen, wie zum Beispiel auch dem Pendant ihrer schwedischen Nachbarn. Insgesamt überwiegen in meinen Augen aber sowohl bei der Schwedischen als auch der Norwegischen Krone die Chancen die Risiken, obgleich ich bei näherem Hinschauen der Norwegischen Ausgabe das größere Potenzial in den nächsten Monaten zutraue. Wer also auf eine langsame Besserung der Schuldenkrise setzt und auch der Weltwirtschaft zutraut, schneller wieder auf die Beine zu kommen, könnte mit einem Investment in die Norwegische Krone seine Chancen gegenüber klassischen Anlagen und Regionen erhöhen. Ich erwarte für die nächsten Monate eine Fortsetzung des Abwärtstrends im Währungspaar EUR/NOK, mindestens bis zum März-Tief knapp unter 7,40 EUR/NOK, auf Sicht von zwölf Monaten auch darunter. Dabei sollte man dann immer den Kurs der Norwegischen Notenbank im Auge behalten. Im Falle einer zu starken Aufwertung wird diese dann eher wieder in den Zinssenkungszyklus zurückkehren. Denn eines will sie auf jeden Fall vermeiden: Dass die sehr stark exportabhängige Wirtschaft des Landes unter einer zu hohen Attraktivität der eigenen Währung leidet.

     




    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    EUR/NOK Norwegische Krone weiter attraktiv - sicherer Hafen in stürmischen Zeiten Noch beließ die Norwegische Notenbank auf Ihrer Sitzung in der vergangenen Woche den Leitzins unverändert bei 1,5 Prozent. Aber wer jetzt denkt, der Nachbar der kriselnden Eurozone hätte über eine Senkung in den kommenden Monaten nachgedacht, der liegt völlig falsch.

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