Wochenausblick
EURUSD + Dax
Euro-Dollar:
In der letzten Handelswoche markierte der Euro erneut ein neues 2-Jahrestief und fiel am Freitag bis 1,2162. Die Euphorie nach dem vermeintlich erfolgreichen EU-Gipfel ist offenkundig etwas verflogen - man freut sich nun schon auf die nächsten bahnbrechenden Beschlüsse des 20. Gifpels (oder war es der 120.?), der dann - ganz sicher und fest versprochen - den ultimativen Durchbruch bringen wird.
Bis dahin gibt es ohnehin einige Unklarheiten. Haftet Spanien nun für die 100Milliarden für seine Banken, oder nicht? Schäuble meint ja, Regling, der neue Chef des ESM (so er denn kommt), meint nein. Regling hat den Vorteil auf seiner Seite, daß er offenkundig die auch von Schäuble ausgehandelten Verträge besser lesen kann, die eben nahelegen, daß Spanien nicht haftet. Dafür hat sich das Land, wie auch Italien, voll in Abhängigkeit des ESM begeben - wodurch Deutschland wieder ein entscheidender Faktor im Spiel geworden ist. Die Frage ist nun, wann Spanien endlich offenbart, daß seine Probleme doch etwas heftiger sind als zugegeben: erstens haben viele Banken Teile ihre Problemkredite in neu geschaffenen Zweckgesellschaften versteckt, zweitens werden weiter fallende Hauspreise die iberischen Banken dann weiter unter Druck bringen. Die derzeit kursierende Zahl von 64 Milliarden Kapitalbedarf ist ein mäßiger Witz - es werden, das wird der Verlauf dann zeigen, eher 500 Milliarden sein!
Die nächste Baustelle - im wahrsten Sinne des Wortes - wird dann China sein. Schätzungen gehen davon aus, daß die Bauwirtschaft im Reich der Mitte ca. 50% des BIP ausmacht - in Spanien waren es 30%, und wir wissen, was dann passiert ist. Interessant ist, daß der Yuan in letzter Zeit zum Dollar verliert, was viele chinesische Unternehmen, die wie der mainstream davon ausgegangen waren, daß eine chinesische Währung grundsätzlich nur steigen kann, in Zugzwang bringt, weil sie Kredite in Dollar aufgenommen haben. Mit den bereits einsetzenden Kapitalabflüssen aus China hat nun ein neuer Megatrend begonnen, der dem Land noch viele Schwierigkeiten bereiten wird - der Westen glaubt ja nach wie vor, daß China schon irgendwie weich landen würde und hofft in seiner Naivität, daß es die Regierung mit Stimulusmaßnahmen schon richten werde.
Charttechnisch ist die Lage des Euro nach wie vor, sagen wir einmal neudeutsch "prekär". Erholungen verlaufen schnell im Sande, und die Euro-Optimisten müssen nun hoffen, daß im Bereich 1,2162 ein Boden gebildet wurde. Gelingt dies jedoch nicht (wovon wir ausgehen), ist der Weg bis zum Tief aus dem Mai 2010 bei 1,1872 frei. Auf der Oberseite müßte die Gemeinschaftswährung über die Nackenlinie der SKS-Formation im 4-Stundenchart bei 1,2440 steigen, um die Ampeln wieder auf grün zu stellen.
Dax:
Deutlich besser als der Euro hält sich noch der Dax. Nach einem Start im Bereich 6400 gelang dem deutschen Leitindex dann noch einnmal am Freitag ein saftiger Sprung nach oben, angeheizt durch
Spekulationen um Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung.
Jetzt müssen es also die Chinesen richten, nachdem das Protokoll der letzten Fed-Sitzung am Mittwoch abend ziemlich klar gemacht hat, daß in den USA mit einem neuen QE so schnell nicht mehr zu rechnen ist (mindestens bis zu den Wahlen im November). Damit enfällt ein wesentlicher Treiber für die Aktienmärkte, und vermutlich ist auch die Hoffnung auf China doch allzu optimistisch.
In dieser Woche erreicht nun die US-Berichtssaison einen ersten Höhepunkt. Bezogen auf die Gewinnerwartungen handelt der S&P mit einem KGV von 13 - aber eben nur, wenn die Gewinnerwartungen zutreffend sind. Wir gehen davon aus, daß ebendiese Gewinnerwartungen nicht zutreffen - dementsprechend US-Aktien alles andere als günstig sind.
Nun können die Aktienmärkte vielleicht noch einmal eine finale Party feiern, aber das dicke Ende kommt doch - und ist fundamental sehr gut begründet: eskalierende Krise in Spanien (damit einhergehend Verschärfung der Eurokrise), harte Landung in China, rückläufige Unternehmensgewinne (global), Deleveraging auf breiter Front, globale Deflation etc. Wir erwarten, daß diese Krisenfaktoren gegen Ende des Jahres hart durchschlagen.
Gewissermaßen als Vorbereitung, was dann auf uns zukommt, ist der Vorstoß des DIW zu einer Zwangsabgabe der Vermögenden zu werten. In harten Zeiten werden Individualrechte beschnitten, die sich in den letzten Jahrern immer stärker ausweitende Schere der Vermögensverhältnisse muß sich dann, wohl oder übel, wieder einengen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommt..
Zurück zum Dax: Charttechnisch ist der Aufwärtstrend noch intakt - die Abwärtstrendlinie verläuft im Bereich 6300 Punkten. Fällt der Dax unter dieses Niveau, wäre der Ausbruch über die alte obere Begrenzung des Seitwärtstrends bei 6445 eine klassische Bullenfalle. Auf der anderen Seite warten bei 6600 und 6650 die nächsten Widerstände.
Markus Fugmann
Tel.:040/44809860
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.