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    Devisen - Währungen  2577  0 Kommentare Britisches Pfund stabil trotz tiefer Rezession - Aber wie lange noch?

    Zwei Tage mit der Queen feiern statt zu arbeiten - laut Expertenschätzungen in Großbritannien könnte das die britische Wirtschaft bis zu 0,5 Prozent ihres Wachstums im zweiten Quartal gekostet haben.

    Mit einem Minus von insgesamt 0,7 Prozent wurden selbst die pessimistischsten Erwartungen der Volkswirte noch enttäuscht. Damit befindet sich die Wirtschaft auf der Insel in der tiefsten Rezession seit der großen Depression in den 1930er Jahren, sie ist noch stärker geschrumpft als im krisengeplagten Spanien, dort lag das Minus ersten Schätzungen der Notenbank zufolge bei nur 0,4 Prozent.

    Interessant erscheint vor diesem Hintergrund die Stärke der britischen Währung. Zwar gab es einen kleinen Dämpfer nach Veröffentlichung der Zahlen, aber der Aufwärtstrend des Britischen Pfunds vor allem gegenüber dem Euro bleibt weiterhin intakt. Für mich gibt ganz klar nicht die Stärke des Britischen Pfunds den Ton an, sondern die Schwäche des Euros. Gegenüber dem US-Dollar stimmt zumindest die Richtung, hier ist das Britische Pfund jetzt schon weit von seinem im April erreichten Hoch bei 1,63 GBP/USD entfernt.

    Besonders die Banken und der Bau machen den Briten Sorgen. Die Bautätigkeit schrumpfte von April bis Juni um 5,2 Prozent, nachdem die Bauleistung schon im ersten Quartal um fast fünf Prozent eingebrochen war. Wie stark der Einfluss des historisch schlechten Wetters im Frühjahr war, wird man dann im dritten Quartal sehen. Von dieser Seite rechne ich dann eher wieder mit einer leichten Besserung. Auch der sich dann wieder neutralisierende Effekt der beiden Feiertage zum Thronjubiläum sollte die Zahlen für Q3 etwas besser ausfallen lassen. Positiv könnte sich außerdem der Olympia-Effekt auswirken, sollten sich die Pannen vor den Spielen nicht während der Spiele weiter fortsetzen. Dennoch bleibe ich bei meiner negativen Tendenz, was die britische Konjunktur angeht. Ich habe meine Zweifel, ob im dritten Quartal nach drei Minusperioden endlich wieder Wachstum auf der Insel angesagt ist. Für das Gesamtjahr rechne ich für das britische Bruttoinlandsprodukt unter dem Strich mit einem Minus, denn auch die Eurokrise ist noch nicht ausgestanden, und eine weitere Verschärfung würde auch die Wirtschaft auf der Insel stark beeinträchtigen.

    Wie in der Eurozone streitet man auch im Vereinigten Königreich darüber, wie stark gespart werden darf, ohne Wachstum einer Volkswirtschaft zu verhindern. Der britische Schatzkanzler Osborne beharrt auf seinem Sparziel von 128 Milliarden Pfund bis zum Sommer 2015, was zu einem Abbau von einer halben Million Arbeitsplätzen führen wird. Die Opposition ist sich dementsprechend sicher, dass genau dies dafür verantwortlich sei, dass Großbritannien nicht aus der Rezession kommt. Eine Einigung scheint nicht in Sicht.

    Bleibt also die britische Notenbank, die durch weitere geldpolitische Maßnahmen mehr Liquidität in die Wirtschaft pumpen kann. Nach den erschreckenden Zahlen zum zweiten Quartal wird sie im August oder September wohl da weiter machen, wo sie im Juli aufgehört hat und das Programm zum Ankauf von Staatsanleihen nochmals ausweiten. Immerhin wurde schon auf dem letzten Treffen über eine weitere Senkung des Leitzinses von aktuell 0,5 Prozent diskutiert. Das nächste Treffen der Notenbanker findet am 1. und 2. August statt.

    Für mich bleibt es weiterhin nur eine Frage der Zeit, wann das Britische Pfund gegenüber Dollar und Euro an Stärke verliert. Aktuell überschatten die Eurokrise und die Schwäche des Euro gegenüber allen wichtigen Währungen weltweit die Probleme in Großbritannien. Solange diese Tendenz anhält, erwarte ich eher eine Schwäche des Pfunds gegenüber dem US-Dollar und rechne damit, dass die in den vergangenen zwölf Monaten mehrmals getesteten Tiefs um 1,5250 GBP/USD bald wieder erreicht werden. Sollte sich die Lage auf der Insel im dritten Quartal nicht stark verbessern, kann der Trend auf Sicht der nächsten zwölf Monate bis 1,42 GBP/USD weiter gehen. Beim Pfund zum Euro würde ich mich aktuell abwartend an der Seitenlinie positionieren.



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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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