checkAd

    Fonds-Check  7904  0 Kommentare Aquila Capital "Hydropower Invest IV"

    Bei erneuerbaren Energien denken die meisten zunächst an Wind und Sonne, dabei macht die Wasserkraft den größten Anteil des sauberen Stroms aus. In den Ländern der Europäischen Union stellt sie die Hälfte der alternativen Energien, insgesamt rund zehn Prozent der gesamten Produktion. Aquila Capital hat die Wasserkraft schon vor geraumer Zeit für sich entdeckt und bietet aktuell den Fonds „Hydropower Invest IV“ an. Zeichner investieren erneut in der Türkei.
     
    Objekte: Blindpool nein danke. Zeichner des Aquila-Fonds beteiligen sich an einem Portfolio aus fünf Kraftwerken am Fluss Karasu im Norden der Türkei, dem nördlichen Quellfluss des Euphrat, der später in den Persischen Golf mündet. Das Wasserkraft-Paket kostet knapp 90 Millionen Euro und soll eine Jahresleistung von 25 Megawatt bringen. Das entspricht der Produktion von 139 Gigawattstunden, also 139 Millionen Kilowattstunden jährlich.
     
    Struktur: Der Fonds kauft die Wasserkraftwerke nicht direkt, sondern über eine türkische Aktiengesellschaft, die Ideal A.S. Der Prospekt rechnet damit, dass sich private Kapitalanleger ab 15.000 Euro mit insgesamt 20 Millionen Euro plus fünf Prozent Agio daran beteiligen. Institutionelle Investoren legen bei dieser Prognose weitere 38 Millionen Euro an, die Fremdfinanzierung beträgt knapp 33 Millionen Euro.
     
    Markt: Die Türkei ist auf der Überholspur. Vom Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum mit den damit verbundenen Auswirkungen kann Deutschland zum Beispiel nur träumen. Allerdings hat das Land einen erheblichen Aufholbedarf. So verbraucht jeder Türke jährlich nach einer Studie des staatlichen Energieversorgers EÜAS im Schnitt 2.120 Kilowattstunden Strom. Prognosen rechnen mit einem jährlichen Wachstum von sechs bis neun Prozent. Im Jahr 2020 soll der Stromverbrauch in der Türkei 5.200 Kilowattstunden pro Person und Jahr betragen. Den steigenden Strom- verbrauch müssen wir vor unserem grünen Gewissen nicht gut finden, aber er wird aber kaum zu verhindern sein. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt liegt jetzt schon bei 2.500 Kilowattstunden, der Schnitt in den entwickelten Ländern liegt bei knapp 9.000 Kilowattstunden.
     
    Wasserkraft: Gegenüber fossilen Energieträgern und auch im Verhältnis zu anderen alternativen Energien bietet Wasserkraft einige Vorteile. So liegt die Zahl der Volllaststunden erheblich höher. Bringt eine typische Solaranlage rund 1.000 Stunden pro Jahr, ist es bei Windrädern das Doppelte und bei Wasserkraft das drei- bis sechsfache. Die mittlere Auslastung der Wasserkraftwerke von Ideal gibt Aquila mit 5.500 Stunden jährlich an. Der Wirkungsgrad beträgt außerdem bei Hydrokraftwerken nahezu unschlagbare 95 Prozent. Bei Erdgasanlagen sind es 58 Prozent, bei Atomkraft erreicht der Wirkungsgrad lediglich 35 Prozent.
     
    Stromversorgung: Die Türkei muss rund 80 Prozent ihres Strombedarfs importieren. Wasserkraft macht 20 bis 30 Prozent der selbst produzierten Strommenge aus. Der Anteil schwankt stark, weil er abhängig vom Niederschlag und damit vom Wetter ist. So haben die türkischen Wasserkraftwerke im Jahr 1998 rund 42 Terrawattstunden (TWh) produziert, im Jahr 2001 waren es nur 24 TWh. Diese Schwankungen dürfen Anleger nicht beunruhigen.
     
    Einnahmen: Seit dem Jahr 2005 rechnet die Türkei Strom aus erneuerbaren Energien zu staatlich regulierten Tarifen ab. Im vergangenen Jahr hat das Land seine Regeln dem Erneuerbaren Energien Gesetz EEG angepasst. Seitdem wird Strom aus Wasserkraft mit 73 Dollar pro Megawattstunde vergütet, und das zehn Jahre lang. Aquila rechnet in seiner Prognose bis 2022 mit einer Mischkalkulation: Zur Hälfte gibt es die reglementierte Einspeisevergütung, zur anderen Hälfte einen freien Strompreis. Ab 2023 verkauft der Fonds den Strom komplett zum Marktpreis. Der steigt bis dahin von aktuell 6,4 Eurocent pro Kilowatt- stunde auf 9,4 Cent.
     
    Kalkulation: Der Fonds übernimmt einen Finanzierungsvertrag zu Zinsen von 7,1 Prozent, will ihn aber ablösen und einen Kredit zu günstigeren Konditionen abschließen. Auch, weil die Tilgung der bestehenden Finanzierung relativ hoch ist. Das Darlehen nach jetzigen Bedingungen muss bis Mitte 2020 zurückgeführt sein. Bei der Refinanzierung rechnet Aquila mit einer Tilgung über 20 Jahre. Anlegern bleiben in den ersten beiden Jahren Ausschüttungen von zwei Prozent und 3,75 Prozent. Richtig Spaß macht der Fonds ab 2015. Dann sieht die Prognose jährliche Auszahlungen von 7,75 Prozent vor.
     
    Exit: Im Verkaufsprospekt stellt Aquila zwei Szenarien in Aussicht. Nach zehn Jahren sollen Anleger ihren Einsatz bei Gesamtmittelrückflüssen von 201 Prozent ca. verdoppeln. Nach 20 Jahren sollen sie insg. 361 Prozent vor Steuern bekommen, ein Plus also von 255 Prozent. Das erscheint viel, erklärt sich aber aus der Besonderheit der Wasserkraftwerke im Vergleich zu anderen alternativen Energieanlagen. Wasserkraftwerke können 100 Jahre lang genutzt werden. Sie sind daher nach zehn und auch noch nach 20 Jahren für Investoren durchaus interessant. Die Konzessionsdauer der Kraftwerke in der Türkei liegt bei bis zu 50 Jahren.
     
    Weiche Kosten: Gebühren, Provisionen und Vergütungen machen knapp 16,5 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus.
     
    Anbieter: Aquila Capital hat sich als Spezialist für nachhaltige Fonds etabliert. Investitionsobjekte sind Energieanlagen, Holz, Milch- und Schaffarmen sowie Schiffsbeteiligungen über Ocean Partners, ein Joint Venture mit Howe Robinson, dem weltweit größten, unabhängigen Makler für Containerschiffe. Ende 2011 summierte sich das Eigenkapital der Anleger auf rund 440 Millionen Euro.
    Steuern: Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen. In Deutschland zahlen sie Abgeltungsteuer, können jedoch ihren Anteil der vom Fonds abgeführten Quellensteuer in der Türkei damit verrechnen.
     
    Fazit: New-Energy-Fonds mit fünf Wasserkraftwerken in der Türkei. Die Aussichten sind gut: Das Land wird künftig mehr Strom verbrauchen, der zudem kontinuierlich teurer werden dürfte. Die Turbinen in den Kraftwerken laufen erfahrungsgemäß bis zu 100 Jahre, die Anlagen sollten daher ihren Wert behalten. Ohne Risiken ist ein Fonds mit einer vergleichsweise hohen Rendite natürlich nicht. Die Stromproduktion schwankt abhängig vom Niederschlag. Ein Teil der Einnahmen wird im Dollar abgerechnet. Der Fonds hat nicht ohne Grund eine Investitionsgarantie bei der Bundesrepublik Deutschland beantragt. Sie sichert die Vermögenswerte gegen politische Risiken ab. Für unternehmerisch denkende Anleger eine Alternative zu Solar- und Windkraftanlagen.




    Markus Gotzi
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Markus Gotzi ist Chefredakteur des Fachmediums "Der Fondsbrief", dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle, der alle 14 Tage über Neuigkeiten aus der Branche berichtet sowie Rechts- und Steuerfragen analysiert.

    Außerdem verfasst der Diplom-Journalist regelmäßig Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und geschlossene Fonds zum Beispiel in der Financial Times Deutschland, der Welt am Sonntag und im Wirtschaftsmagazin Capital, für das er einige Jahre lang als Redakteur tätig war. Darüber hinaus produziert Gotzi Fernsehbeiträge für den Nachrichtensender n-tv, in denen er vor laufender Kamera als Experte für Beteiligungsmodelle aktuelle Angebote analysiert.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von 2Markus Gotzi
    Fonds-Check Aquila Capital "Hydropower Invest IV" Bei erneuerbaren Energien denken die meisten zunächst an Wind und Sonne, dabei macht die Wasserkraft den größten Anteil des sauberen Stroms aus. Aquila Capital hat die Wasserkraft schon vor geraumer Zeit für sich entdeckt.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer