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    Finanzmärkte  887  0 Kommentare DAX und Euro legen nächsten Gang ein – Die Alternativen fehlen

    „Buy the rumors, sell the facts“ oder auf Deutsch: „Kaufe bei Gerüchten und verkaufe bei Fakten“ – Neben all den historischen Ankündigungen der Europäischen Zentralbank (EZB) war für mich die wichtigste Erkenntnis des gestrigen Tages, dass diese Börsenweisheit gerade einmal nur noch 30 Minuten funktioniert hat. In der ersten halben Stunde nach Beginn der Rede von Mario Draghi fiel der DAX um rund 50 Punkte, um dann aber durchzustarten und mit 7.172 Punkten das Jahreshoch aus dem März um nur knapp 20 Punkte zu verfehlen. Beim Euro dauerte diese Phase etwas länger, verlief aber ähnlich. Die Gemeinschaftswährung notiert aktuell wieder über der Marke von 1,26 US-Dollar, nachdem sie zwischenzeitlich bis auf 1,2560 gefallen war.

     

    Dabei hatte doch der EZB-Präsident Mario Draghi nur das gesagt, was alle von ihm erwartet hatten. Die Marktteilnehmer lauschten gespannt seinen Worten und entdeckten darin auch das wichtigste unter ihnen: „unbegrenzt“. Gemeint waren damit die Käufe von Staatsanleihen der kriselnden Euro-Staaten ohne Limit, die nun nach den bereits bekannten Finanzspritzen SMP (bisheriges Anleihekaufprogramm der EZB) und LTRO (billionenschwere langfristige Refinanzierungsgeschäfte für europäische Banken) innerhalb eines neuen Programm namens „OMT“ (Outright Monetary Transactions) gestartet werden sollen, um die Zinsen und damit die Finanzierungskosten für diese Länder zu drücken.

    Aber Draghi beeilte sich auch zugleich, zu betonen, dass dies nur passiere, wenn die Länder zuvor einen Hilfsantrag beim Europäischen Rettungsschirm gestellt haben, der wiederum von dem Antragsteller weitreichende Reform- und Sparmaßnahmen einfordert. Und auch sollen die in den Markt gepumpten Milliarden relativ zeitnah wieder abgeschöpft werden, um einen insgesamt neutralisierenden Effekt zu erreichen und die im anderen Fall drohende Inflation zu verhindern. Ob letzteres allerdings funktioniert, daran habe ich so meine Zweifel, kann doch das Programm am Ende auch nur dann helfen, wenn die Märkte mit frischem Geld versorgt werden und es nicht „linke Tasche, rechte Tasche“ einfach nur verschoben wird. Auch beschränkt sich OMT auf Papiere mit Restlaufzeiten von ein bis drei Jahren, um den Problemländern nicht das Gefühl zu geben, jetzt für alle Zeit unterstützt zu werden. Alles in allem hat Draghi damit die Erwartungen der Investoren wenn überhaupt nur erfüllt, auf keinen Fall mehr. Er hätte ja auch noch an der Zinsschraube drehen können. Selbst als diese weitere Zinssenkung um Viertel nach Eins ausblieb, reagierten die Finanzmärkte nicht einmal.

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    Wir erinnern uns: Die Enttäuschung eine Woche nach den Ankündigungen Draghis auf einer Londoner Pressekonferenz, den Euro mit allen Mitteln retten zu wollen über die nicht sofort auf dem nächsten Treffen folgende Konkretisierung der Pläne dauerte nur einen Börsentag. Die Rede seines US-Kollegen und oberstem amerikanischen Notenbanker Ben Bernanke, der eigentlich auch nichts neues, schon gar nichts konkretes in Jackson Hole zu sagen hatte, verdauten die Anleger in gerade einmal einer Handelsstunde und kehrten danach zur Tagesordnung und weiter steigenden Kursen zurück. Und gestern dann Rekord: Die Rally startete nach nur 30 Minuten. Diese Stabilität unter anderem bei Euro und DAX, zusammengefasst die aktuell vorhandene Risikoneigung der Anleger auf konstant hohem Niveau, sind für mich ein gutes Indiz für weiter steigende Kurse - und das nicht zu vergessen, in immer noch sehr unsicheren Krisenzeiten.

    Der Grund liegt für mich ganz klar in fehlenden Alternativen zur Aktie und anderen Rendite versprechenden und damit natürlich auch mit Risiko behafteten Anlageklassen. Hinzu kommt die auf lange Sicht drohende Inflation, deren Gefahr ich trotz aller Versprechen der Währungshüter, die Geldmenge auch in Zukunft kontrollieren zu wollen, für sehr hoch erachte. Diese macht Anlagen mit weniger als zwei, aber langfristig auch vielleicht vier Prozent Rendite nicht nur unattraktiv, sondern auch zu Kapitalvernichtern. Es könnte schwer werden, in den nächsten Wochen wieder sehr viel günstigere Momente für einen Einstieg in den Aktienmarkt zu finden. Darauf zu vertrauen, dass eventuell heute Nachmittag schlechte Arbeitsmarktzahlen aus den USA länger als 30 Minuten fallende Kurse bei Euro und DAX nach sich ziehen, könnte sich als Fehler herausstellen. Schlechte Zahlen machen eine weitere geldpolitische Lockerung in den USA (QE3) wieder wahrscheinlicher, gute Zahlen bestärken die Investoren in ihrem Glauben, die lahmende US-Wirtschaft würde doch wieder schneller auf die Beine kommen. Denn in diesen Tagen wird nicht nur die Börsenregel, „die Erwartungen zu kaufen, die Bestätigungen zu verkaufen“, außer Kraft gesetzt. Es wird einmal mehr ganz deutlich: Die Nachrichten machen nicht die Kurse, sondern die Kurse die Nachrichten.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Finanzmärkte DAX und Euro legen nächsten Gang ein – Die Alternativen fehlen „Buy the rumors, sell the facts“ oder auf Deutsch: „Kaufe bei Gerüchten und verkaufe bei Fakten“ – Neben all den historischen Ankündigungen der Europäischen Zentralbank (EZB) war für mich die wichtigste Erkenntnis des gestrigen Tages, dass diese Börsenweisheit gerade einmal nur noch 30 Minuten funktioniert hat. In der ersten halben Stunde nach Beginn der Rede von Mario Draghi fiel der DAX um rund 50 Punkte, um dann aber durchzustarten und mit 7.172 Punkten das Jahreshoch aus dem März um nur knapp 20 Punkte zu verfehlen. Beim Euro dauerte diese Phase etwas länger, verlief aber ähnlich. Die Gemeinschaftswährung notiert aktuell wieder über der Marke von 1,26 US-Dollar, nachdem sie zwischenzeitlich bis auf 1,2560 gefallen war.

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