Der Neue Markt - Kaufen, was das Zeug hält!

Am Neuen Markt wird derzeit fast alles gekauft. Solange die Musik spielt, wird getanzt...

Die Frage ist nur, ob genügend Sitzplätze vorhanden sind, wenn die Musik aufhört...

Im Oktober 1999 lag das 2000er Durchschnitts-KGV im Neuen Markt noch bei rund 40. Zum Jahreswechsel waren die 80 überschritten, zur Zeit -nur vier Monate später- liegt es bei fast 110. Das Durchschnitts-PEG tangiert die 2 und signalisiert das selbst unter Einbeziehung des Gewinnwachstums erreichte hohe Bewertungsniveau.

Dies spielt aber zur Zeit ebenso wenig eine Rolle wie die an sich gerade Wachstumswerte belastenden Zinssteigerungen. Wir befinden uns momentan in einem fortgeschrittenen Stadium der Hausse, wo selbst sonst eher vorsichtige Beobachter bullische Kommentare abgeben. Technische Analysten, die seit Wochen eine Konsolidierung der Börsen vorhersagen, sehen nun ebenfalls nur noch nach oben.

Wenigstens kann man sich im Wachstumssegment über mangelnde Marktbreite nicht beklagen. Im DAX sieht das schon anders aus. Die Schieflagen sind extrem. Gestandene Unternehmen weisen ein KGV von zehn oder sogar darunter auf. Um mit anteiligen Gewinnen manche Technologieaktie bezahlen zu können, müsste man hingegen einige hundert Jahre leben.

Keiner verpasst gerne ein Rallye. Keiner will aber auch am Ende sich in Luft auflösenden Buchgewinnen hinterher schauen. Jeder ist sich sicher, dass irgendwann die pure Phantasie der stärkeren Beachtung fundamentaler Daten wieder Platz macht. Jeder hofft, dass eine rechtzeitige Branchenrotation, bzw. Marktverbreiterung eine schmerzhafte Korrektur erspart. Aber alle rasen im übertragenen Sinne in ihren Autos weiter auf eine Betonwand zu und glauben, rechtzeitig ausweichen zu können.

Die aktuelle Hausse ist liquiditätsgetrieben. Die Fondsgesellschaften schwimmen im Geld. Der stete Liquiditätszustrom heizt die Kurse immer weiter an. Zunehmend zieht der Erfolg des Neuen Marktes Anlagekapital aus dem Ausland an.

Aber: Jeder kleine Einbruch wird zu Nachkäufen genutzt und verbraucht freies Anlagekapital, ohne die Kurse weiter voran zu treiben. Die anstehenden Neuemissionen ziehen Kapital ab: Man schätzt die Zahl der diesjährigen IPO’s am Neuen Markt auf bis zu 200. Andere große Börsengänge wie von der Deutschen Post und T-Online, aber auch von Infineon nehmen ebenfalls sehr viel Kapital auf.

Keiner weiß genau, wie lange das noch weitergeht. Aber irgendwann tritt eine Sättigung ein. Je schneller und weiter die vorhergehende Hausse gegangen ist, je stärker ist dann das Rückschlagspotential. Ein guter Maßstab ist die 200-Tage-Linie. Abstände um die 10-15% zu ihr sind "normal". In Sondersituationen mit rasch steigenden Unternehmensgewinnen mag auch zeitweise 20% "in Ordnung" sein. Abweichungen hiervon werden auf Dauer korrigiert. "Auf Dauer" ist dabei natürlich dehnbar. Der Nemax (all share) liegt mittlerweile fast 62% über der GD200!