'HB'
Versicherer Ergo soll Kunden um Millionen von Zinserträgen gebracht haben
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Neue Vorwürfe gegen den Versicherer Ergo: Das Düsseldorfer Unternehmen habe seine Kunden durch die sogenannte Umdeckung alter Verträge um millionenschwere Zinserträge gebracht, schreibt das 'Handelsblatt' (Donnerstag) unter Berufung auf einen Bericht der Konzernrevision. Insgesamt seien 4.952 Kunden der Tochterunternehmen Victoria und Hamburg-Mannheimer betroffen, bestätigte die Munich-Re-Tochter Ergo auf ihrer Internetseite. Der Versicherungsvertrieb soll die Kunden dazu verleitet haben, hochverzinste Lebensversicherungsverträge in niedriger verzinste Unfallversicherungen mit Beitragsrückgewähr gegen Einmalbetrag (UBR-E) zu tauschen.
Ergo war im vergangenen Jahr mit einer Lustreise von Versicherungsvertretern nach Budapest in die Schlagzeilen geraten. Außerdem hatte das Unternehmen bei Riester-Verträgen zu hohe Kosten abgerechnet. Auch die Umdeckungen waren schon im August 2011 Thema bei einem Pressegespräch in der Düsseldorfer Ergo-Zentrale.
Nun beruft sich das 'Handelsblatt' auf einen Bericht der Konzernrevision. Demzufolge sollen die Vertreter der Ergo für die Umschichtungen mit der doppelten Vergütung belohnt worden sein. Nach Beginn der Aktion Mitte 2009 hätten Vertreter der Ergo-Tochter Victoria binnen vier Wochen 42 Prozent des Jahresumsatzes mit UBR-Verträgen erzielt. Im Gegenzug seien hochverzinste Lebensversicherungen im Wert von 12,8 Millionen Euro storniert worden. Allein die in dieser Zeit betroffenen rund 2.300 Kunden hätten über die Restlaufzeit von durchschnittlich 18 Jahren gesehen Zinserträge zwischen 9,5 und 13 Millionen Euro verloren. Zu der Verlusthöhe für alle fast 5.000 Betroffenen wollte Ergo keine Angaben machen, schreibt die Zeitung.
Vor wenigen Wochen stellte Ergo den Vertrieb der UBR komplett ein. Als Grund führte sie den 'Kundenwunsch nach einfachen und klaren Produkten' an. Den von den Umdeckungen betroffenen Kunden hat der Versicherer nach eigenen Angaben Beratungsgespräche angeboten. Lediglich 47 hätten daraufhin eine Rückabwicklung der Unfallversicherung verlangt, nur 26 von ihnen hätten die alte Lebensversicherung wieder in Kraft setzen lassen./stw/fn/fbr