Wirtschaftskrise - Fiskalklippe
IWF warnt USA vor dramatischen Konsequenzen
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Der Chef der Geldmarkt und Finanzabteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF), Josè Vinals, warnt die USA eindringlich vor einem Scheitern im Haushaltsstreit. „Fallen die USA von der
Fiskalklippe, hätte dies dramatische Konsequenzen. Für die USA, für die Weltwirtschaft und für die Finanzmärkte, wo die Nervosität wieder deutlich zunehmen dürfte“, sagt der Finanzexperte in einem
Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ (27. Dezember). Die Finanzmärkte hätten ein Scheitern der Verhandlungen bislang nicht in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigt. „Umso wichtiger ist es,
dass die Politik die Märkte nicht enttäuscht“, sagte Vinals.
Auch für die Finanzstabilität in Europa sieht Vinals große Gefahren. Zwar hätten sich die Finanzmärkte dank der Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Installierung einer
Banken-Union beruhigt. Doch sei dies keine Garantie, dass die Ruhe anhalte. „Jetzt kommt es darauf an, die Beschlüsse glaubwürdig umzusetzen. Sonst kommt es schnell wieder zu Unruhe“, sagte Vinals.
Der Finanzexperte forderte Europa zudem auf, die Banken-Union zu vervollständigen. „Teil der Banken-Union sollte weiterhin ein europaweiter Mechanismus für einen Einlagensicherungsfonds und für die
Abwicklung kriselnder Banken sein“, so Vinals gegenüber der „Welt“.
Im Streit um die neue Bankenaufsicht Basel-III nimmt Vinals die USA in Schutz. „Es wird oft übersehen, dass in den USA die Behörden die größten 19 Banken aufgefordert haben schon zum 1. Januar die
Basel-III-Kriterien zu erfüllen, auch wenn das Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist“, sagte Vinals. Gleichwohl sei es wichtig, Vertrauen auf den Märkten zu schaffen. „Deshalb sollte sich die
Einführung nicht zu lange verzögern“, sagte Vinals. Während Europa auf eine schnelle Einführung der neuen Kapitalregeln für Banken drängt, wollen die USA Basel-III verschieben.
Vinals glaubt, dass es neben Basel III zu einer weiteren Verschärfung der Bankenaufsicht kommen wird. So sei er „sehr zuversichtlich“, dass die Volker-Rule „nach kleinen Anpassungen in den USA
eingeführt wird“. Auch ein Trennbankensystem schließt Vinals nicht grundsätzlich aus. „Wir diskutieren im Moment die möglichen Auswirkungen der verschiedenen Ansätze“, sagte Vinals weiter der
„Welt“. Außerdem sollten sich Länder den jüngsten Vorstößen der amerikanischen und britischen Behörden anschließen, ihre Krisenpläne für die Abwicklung großer grenzübergreifender, Banken zu
koordinieren, die zahlungsunfähig geworden sind. „Wir regen andere Finanzzentren sehr an, diesem Beispiel zu folgen, um Steuerzahler zu schützen und Finanzstabilität zu wahren.“