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    GBP/USD  2819  0 Kommentare Britische Wirtschaft taucht wieder ab – EU-Diskussionen belasten zusätzlich

    Nachdem der britische Premier Cameron und sein Schatzkanzler Osborne in den vergangenen Tagen noch vor Selbstbewusstsein strotzten und der Britischen Wirtschaft ein gutes Zeugnis ausstellten, kam heute nun die Quittung zumindest erst einmal für das bisher geleistete, nämlich für das vierte Quartal 2012. Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Wirtschaft Großbritanniens wieder zurück im Abwärtstrend, nachdem das Vorquartal (da gab es noch ein Plus von 0,9 Prozent) unter anderem wegen der Olympischen Spiele aus dem Rahmen eines insgesamt enttäuschend verlaufenen Jahres fiel. Ein Minus von 0,3 Prozent bedeutet auch den Auftakt zu einem so genannten „Triple-Dip“, die Briten stehen nun mit einem Bein, oder besser Quartal, in der dritten Rezession seit 2008. Und es spricht derzeit vieles dafür, dass auch das laufende Quartal ebenfalls kein Wachstum bringt.

     

    Schon allein das Wetter in diesen Tagen könnte der fragilen britischen Wirtschaft einen Strich durch die Rechnung machen. Regelmäßige London-Flieger wissen, wovon ich spreche. Die Schnee unerprobten Briten können schon ein paar mehr Schneeflocken als normal aus dem Gleichgewicht bringen. Heftige Schneefälle und Temperaturen unter Null haben auch schon in der Vergangenheit für eine schrumpfende Wirtschaftsleistung in Großbritannien gesorgt. Da ich gerade mal mit einer Stagnation zum Jahresstart rechne, wird auch sehr entscheidend für eine Vermeidung der erneuten Rezession sein, wie lange das Winterwetter anhält. Im Gegensatz zum Wetter, wo davon auszugehen ist, dass es sich im Jahresverlauf wieder ändert, will Großbritannien, wie von Finanzminister Osborne in Davos noch einmal bekräftigt, aber an seinem strikten Sparkurs, den damit verbundenen Steuererhöhungen und sinkenden Staatsausgaben festhalten. Forderungen vom Internationalen Währungsfonds (IWF), diesen aufzuweichen, erteilte er eine Absage. Der IWF hat in dieser Woche seine Wachstumsprognose für Großbritannien für 2013 auf 1,0 (von 1,1) Prozent und für 2014 auf 1,9 (von 2,3) Prozent gesenkt. Einzig für Japan unter den Industrienationen wurden die Erwartungen noch deutlicher zurückgenommen.

    In Großbritannien sind Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen sehr skeptisch, was die Zukunft ihres Landes angeht. In einer zu Jahresbeginn durchgeführten Umfrage der EU-Kommission zur Wirtschaftsstimmung und zum Verbrauchervertrauen war Großbritannien unter der Großen das einzige Land, in dem sich das Klima weiter verschlechtert hat. Skeptisch sind viele Briten auch, was das Thema Europa und Europäische Union angeht. Aber ob der nun vom Premier Cameron verschärfte Konfrontationskurs mit dem größten Handelspartner (50 Prozent aller Exporte gehen in die EU) die Stimmung im Land aufzuhellen vermag, darf bezweifelt werden. Die schon fast erpresserische Vorgehensweise Camerons ist wohl eher dem Wahlkampf als einem tatsächlichen vernünftigen Plan geschuldet, schließlich leidet gerade seine Partei unter der aktuellen Situation auf der Insel.

    Am Ende könnte sich diese Diskussion als höchst kontraproduktiv erweisen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt Großbritanniens aus der EU nicht für sehr hoch, aber die Unsicherheit darüber, ob das Land in vier Jahren noch dazu gehört oder nicht, könnte sowohl inländische als auch vor allem ausländische Investoren einmal mehr über geplante Projekte nachdenken lassen. Und das gerade in einem Land, welches genau genommen nur von einer Branche wirklich getragen wird, der Finanzbranche. Und die steht aktuell alles andere als rosig da. Über 130.000 der rund eine Million Arbeitsplätze wurden hier seit der Finanzkrise gestrichen, allein im vierten Quartal waren es 25.000. Am Rande bemerkt schlägt sich sogar diese Branche auf die Seite der EU-Befürworter. Das Argument dabei, Brüssel könne ohne ein Veto der Briten die Finanzmärkte im Zweifel noch stärker an die Leine nehmen und damit dem Finanzplatz London schaden, ist nicht von der Hand zu weisen. Bleibt man in der EU, kann man zumindest die schlimmsten Regeln vielleicht noch verhindern.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    GBP/USD Britische Wirtschaft taucht wieder ab – EU-Diskussionen belasten zusätzlich Nachdem der britische Premier Cameron und sein Schatzkanzler Osborne in den vergangenen Tagen noch vor Selbstbewusstsein strotzten und der Britischen Wirtschaft ein gutes Zeugnis ausstellten, kam heute nun die Quittung zumindest erst einmal für das bisher geleistete, nämlich für das vierte Quartal 2012. Wie nicht anders zu erwarten war, ist die Wirtschaft Großbritanniens wieder zurück im Abwärtstrend, nachdem das Vorquartal (da gab es noch ein Plus von 0,9 Prozent) unter anderem wegen der Olympischen Spiele aus dem Rahmen eines insgesamt enttäuschend verlaufenen Jahres fiel. Ein Minus von 0,3 Prozent bedeutet auch den Auftakt zu einem so genannten „Triple-Dip“, die Briten stehen nun mit einem Bein, oder besser Quartal, in der dritten Rezession seit 2008. Und es spricht derzeit vieles dafür, dass auch das laufende Quartal ebenfalls kein Wachstum bringt.

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