Smart Investor Weekly 6/2013
Wahrer Glaube und falsche Fuffziger
SIW 6/2013: Wahrer Glaube und falsche Fuffziger
Über erwartete und unerwartete Rücktritte
Woche der Rücktritte
Nicht jeder Rücktritt dieser Woche war erwartet worden. Gut, bei Bildungsministerin Annette Schavan zeichnete sich ab, dass ihr Besuch in Südafrika der
vorerst letzte auf Steuerzahlerkosten sein würde. Überraschend war hier lediglich der gemeinsame Auftritt mit Duzfreundin Kanzlerin – Hosenanzug an Hosenanzug. Nur „sehr schweren Herzens“ ließ
letzterer die "anerkannteste und profilierteste Bildungspolitikerin unseres Landes" ziehen – im bislang „schwülstigsten Politrauswurf unseres Landes“ möchte man ergänzen. Das alles war so dick
aufgetragen, dass es eigentlich nur echt sein konnte. Hier standen zwei, die sich richtig lieb haben.
Überraschend war dagegen der Rücktritt des Papstes, alleine schon deshalb, weil Päpste in aller Regel nicht zurücktreten. „Unser Papst“ Benedikt XVI. kündigte seinen Rückzug an und plötzlich wusste
jeder eine Begebenheit über den körperlichen Verfall des Heiligen Vaters beizusteuern. Papst- und Börsenastrologen nehmen sich da nicht viel, vor allem in der Rückschau kennen sie sich aus.
Seine schwindende Kraft war es denn auch, die Benedikt XVI. als Begründung für seinen Schritt nannte. Kräfte zehrend war das Amt allemal: Da waren nicht nur die üblichen Intrigen und Machtkämpfe
der Glaubensbrüder, die offenbar bis in seine unmittelbare Umgebung geführt wurden. Zermürbend dürfte auch die beispiellose Kampagne sein, die seit vielen Jahren gegen die katholische Kirche
geführt wird. Damit sollen die Mißbrauchsfälle dort weder verharmlost noch klein geredet werden. Dennoch ist es auffällig, wie derartige Fälle nahezu ausschließlich gegen die katholische Kirche
instrumentalisiert wurden, so als ob Missbrauch in anderen Organisationen nicht vorgekommen wäre und vorkommen würde. Unausgesprochene Zielrichtung derartiger Angriffe war immer auch dieser
wertkonservative Papst, dem die Vertreter eines zunehmend christenfeindlichen, ja gottlosen Zeitgeistes intellektuell ohnehin nicht das Wasser reichen konnten. Benedikt XVI. war viel zu gescheit,
um nicht zu sehen, wo uns dieser Zeitgeist letztlich hinführen würde, Man lese nur einmal seine Rede vor dem Deutschen Bundestag. Und so stand dieser Papst, weil er nicht anders konnte – solange es
eben ging.