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    EUR/USD  1545  0 Kommentare Italien wählt sich fest – Europas Weg aus der Krise wird immer länger

    Was die 50 Millionen wahlberechtigten Italiener von dem für ihr Land, aber auch für die gesamte Eurozone so notwendigen Reform- und Sparkurs halten, kann man an den gerade einmal zehn Prozent für den Mann ablesen, der diesen eingeleitet hat. Über Mario Monti spricht an diesem Morgen nach der Italien-Wahl kaum einer. Warum auch, die Schlagzeilen können zwei andere für sich beanspruchen. Ein ehemaliger Komiker und ein amtierender Bunga-Bunga-König, die mit ihrer Kritik an Europa, welches in ihren Augen von Deutschland angeführt wird, keinesfalls gespart haben, konnten mehr als die Hälfte der Italiener davon überzeugen, dass der europäische Weg der falsche ist.

     

    Es ging bei dieser Wahl um die Frage, ob das hochverschuldete und sich seit nun schon sechs Quartalen in der Rezession befindliche Italien endlich eine stabile Regierung bekommt, die es aus der Krise führt. Das Gegenteil ist eingetreten, dem Gewinner der Wahl, dem Chef des Mitte-Links-Bündnisses, Pier Luigi Bersani, droht eine Blockade aller Initiativen in der zweiten wichtigen Kammer, dem Senat, der über jedes Gesetz abstimmen muss. Zwar besteht noch die geringe Chance, dass Bersani alle in Opposition zu Berlusconi stehenden Gruppen hinter sich bringen kann, um so diese Blockade in letzter Minute noch zu verhindern. Allerdings wage ich für diesen Fall schon jetzt mal die Prognose, dass das nicht lange gut gehen wird und das Land dann früher oder später wieder vor Neuwahlen steht. Bereits 2008 war eine solche Konstellation unter Romani Prodi nach nur 24 Monaten zum Scheitern verurteilt.

    Wo die Finanzmärkte am gestrigen Handelstag allerdings noch den Optimismus hernahmen, Berlusconi und Grillo würden zu Nebenfiguren einer stabilen Regierung unter Bersani verkommen, ist mir unklar. Zumindest war es dann nur folgerichtig, dass sie nach den ersten Hochrechnungen und dem drohenden Patt in Rom wieder den Rückwärtsgang einlegten. Vor diesem Hintergrund ist die Reaktion jetzt auch nicht über zu bewerten und spiegelt meine Ansicht wider, auch mit einem jetzt eher unregierbaren Italien droht der gesamten Eurozone nicht gleich der Untergang. Die Wahl hat aber eines ganz klar gezeigt. Ohne die Mehrheit der Bevölkerung im Rücken kann ein solcher Reform- und Sparkurs nicht zum Erfolg gebracht werden. Das gilt nicht nur für Italien, bereits in einigen anderen europäischen Ländern wurden genau diese Regierungen bei anstehenden Wahlen abgestraft. Driften dann noch wie in der Eurozone die einzelnen Mitglieder immer weiter auseinander, was die wirtschaftliche Entwicklung und damit das notwendige Reformpotenzial angeht, wird diese Mission für die gesamte Gemeinschaft sehr langwierig, fast unmöglich.

    Nichts anderes lag meiner Einschätzung zugrunde, der Euro hatte zwar seit dem Sommer vergangenen Jahres einiges an Korrekturpotenzial, aber der Schluck aus der Pulle bis über 1,37 US-Dollar war dann doch etwas zu viel des Guten. Die Gemeinschaftswährung könnte noch einige Wochen an der heute zumindest noch knapp verfehlten Marke von 1,30 US-Dollar verweilen. Dabei schätze ich das mögliche Abwärtspotenzial höher ein, als dass ich von einer Fortsetzung der Rally ausgehe. Die Eurozone wird, so sind sich nun auch alle einig, 2013 noch nicht den Weg aus der Rezession finden. Umso mehr sich aber dagegen der Aufwärtstrend der US-Wirtschaft festigt und die US-Notenbank den Geldhahn Stück für Stück weiter zudreht, desto mehr spricht für steigende Dollar-Notierungen.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    EUR/USD Italien wählt sich fest – Europas Weg aus der Krise wird immer länger Was die 50 Millionen wahlberechtigten Italiener von dem für ihr Land, aber auch für die gesamte Eurozone so notwendigen Reform- und Sparkurs halten, kann man an den gerade einmal zehn Prozent für den Mann ablesen, der diesen eingeleitet hat. Über Mario Monti spricht an diesem Morgen nach der Italien-Wahl kaum einer. Warum auch, die Schlagzeilen können zwei andere für sich beanspruchen. Ein ehemaliger Komiker und ein amtierender Bunga-Bunga-König, die mit ihrer Kritik an Europa, welches in ihren Augen von Deutschland angeführt wird, keinesfalls gespart haben, konnten mehr als die Hälfte der Italiener davon überzeugen, dass der europäische Weg der falsche ist.

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