Vectron plus 30% ...

Vorweg: Vectron ist ein aussichtsreiches Unternehmen mit einem ambitionierten Management, das eine sehr konsequente, verlässliche Wachtumsstrategie verfolgt.

Das Unternehmen war am Freitag noch relativ günstig bewertet - heute sieht die Welt schon anders aus. Nach einem Kurssprung von zeitweilig mehr als 30% kann man von einem Schnäppchen nun schon nicht mehr sprechen.

Nichts gegen das Unternehmen. Gewinnsteigerungen von 100% pro Jahr und zielgerichtete Akquisitionspolitik - das sorgt für Phantasie. Und für mittelfristiges Kurspotential - auch auf dem aktuellen Niveau. Ohne Frage.

Fundamental wichtige Neuigkeiten wurden über das Wochenende nicht bekannt. Wie kam es denn dann zu diesem Kurssprung?

Euro am Sonntag hat das Papier empfohlen. Warum? Das Journal nennt die bekannten fundamentalen Gründe, die das Unternehmen in einem günstigen Licht erscheinen lassen. Und: Die Vectron-Aktien hätten in letzter Zeit nicht von der Euphorie des Gesamtmarktes (gemeint ist der Neue Markt) profitiert. Das reichte.

Auch nichts gegen das Börsen-Sonntagsblatt. Böse Zungen sprechen hier ja vom "Zentralorgan der Lemminge". Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich diese Bezeichnung nur nachrichtlich weitergebe. Ich bin da völlig neutral. Die Zeitung hat eine nicht zu vernachlässigende Wirkung auf die Aktienkultur in Deutschland. Lediglich gegen Lemminge habe ich was. Ach ja, Dauer-Euphorie ruft auch ungute Gefühle in mir hervor ...

Wenn eine Aktie nur aufgrund einer einzigen Besprechung derart profitiert, lohnt es sich, ein paar Fragen zu stellen. Natürlich weiss ich, dass es jede Menge gleich gelagerter Fälle gab, gibt und geben wird. Insofern mag das hier stellvertretend für zig andere Vorgänge stehen.

Was verspricht sich jemand davon, der die Aktie heute morgen zu einem Preis kauft, der 30% über dem Vortagesschluss lag? Denn es ist ja kaum davon auszugehen, dass ein "normaler" Privatanleger die Möglichkeit hatte, das Papier heute morgen noch zum Freitagskurs zu kaufen. Also was erwartet er? Klar, weitere Kurssteigerungen und zwar nicht nur "kleckerchenweise".

Damit bleibt mal erst festzuhalten: Heute haben die verdient, die schon per Ende letzter Woche investiert waren. Weil sie was wussten? Weil sie von dem Potential des Papiers überzeugt sind?

Ob die, die heute zu plus 30% gekauft haben, schnell ordentlich hinzuverdienen, bleibt abzuwarten. Die Gefahr, dass das Papier schnell wieder in die Nähe des Ausbruchs zurückkehrt, ist zumindest groß. Insbesondere dann, wenn nicht schnell wichtige Neuigkeiten, die im Kurs noch nicht enthalten sind, nachgelegt werden. So wird aus einem kurzfristigen "Zock" schnell eine "richtige" "Anlage".

Spannen wir den grossen Bogen: Kurssprünge dieser -Tipp-gesteuerten- Art gehen gewöhnlich auf drei bis vier Ursachen zurück:

Erstens auf die Marktenge eines Papiers.


Zweitens auf wenig informierte oder wenig erfahrene Anleger.


Drittens auf anlagebereites Kapital.


Viertens - ja, was war das denn noch?

Die aktuelle Situation am Neuen Markt ist durch ein Mix all dieser Gründe gekennzeichnet. Und es geht solange weiter, solange sie fortbestehen.

"Euro am Sonntag" hat Recht: Am Neuen Markt herrscht Euphorie. An Karneval/Fastnacht ebenfalls. Hoffentlich singen wir nicht bald auch an der Börse: "Am Aschermittwoch ist alles vorbei ..."

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