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Der Geist ist aus der Flasche – Japan mit geldpolitischem Paukenschlag - Seite 2
Japans Schuldenproblem wird durch die lockere Geldpolitik größer
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Viel wahrscheinlicher ist dagegen folgendes Szenario: Abe und Kuroda pumpen zwar das Geld in die Märkte, es kommt aber wie so oft nicht in der Wirtschaft an. Es gelingt ihnen nicht, den Verbrauchern klar zu machen, ihren Sparzwang aufzuheben und jetzt lieber zu konsumieren, da die Preise in Zukunft steigen werden. Denn erstens werden die japanischen Verbraucher immer und sehr viel schneller älter als zum Beispiel in den USA und Europa, dadurch sinkt ihre Nachfrage in vielen Bereichen. Zweitens könnte eine Inflation die Preise für Rohstoffe über höhere Importkosten nach oben treiben und damit zum Beispiel den Strom für die Verbraucher verteuern. Steigen dann noch die Löhne nicht im selben Tempo wie die Preise, weil die Unternehmensgewinne nicht mitziehen, wird auch das die Japaner vom Konsumieren abhalten. So könnte es also passieren, dass die Bank of Japan zwar ihr Inflationsziel erreicht, aber das Wirtschaftswachstum am Ende ausbleibt. Und da kommt dann ganz schnell wieder das Schuldenproblem ins Spiel. Denn Japan hat in den vergangenen Jahren trotz der sehr niedrigen Zinsen so viele Abnehmer für ihre Staatsanleihen gefunden, weil die Investoren das Deflationsszenario gespielt haben. Denn, um ein Zitat des Börsen-Altmeisters Kostolany umzudrehen, die Deflation ist die Hölle der Schuldner und das Paradies der Gläubiger. Die Verbindlichkeiten bleiben zwar nominal die Gleichen, aber da das Geld entwertet wird, sinken die real zu zahlenden Zinsen der Gläubiger. Kommt nun die Inflation nach Japan zurück, kehrt sich dieser Effekt freilich um und die Gläubiger verlieren ihren sicher geglaubten Hafen. Steigen nämlich aufgrund der Inflationserwartungen die Zinsen für die Staatsanleihen schneller als von Abe erwartet und können diese nicht durch steigende Steuereinnahmen kompensiert werden, weil die Wirtschaft nicht so schnell ins Laufen kommt, dreht sich eine gefährliche Spirale immer weiter. Auch die Ratingagenturen werden sich dieses Schauspiel dann nicht länger anschauen und japanische Staatsanleihen ins Visier nehmen. Diese würden nach einer Herabstufung an Wert verlieren, Neuemissionen könnten nur noch zu höheren Zinsen platziert werden. Die alternde Bevölkerung Japans, die mit Abstand der größte Gläubiger ihres eigenen Landes ist, verliert plötzlich Geld. Sie wird nicht bereit sein, weiteres Geld in die Bonds zu pumpen, aber auch die Ausländer werden Japan gegenüber immer misstrauischer und fordern höhere Risikoprämien. Nun wird die hohe Staatsverschuldung zu einem echten Problem. Da hilft aus Abes Sicht, sollte er dann noch immer im Amt sein, nur eines: eine noch höhere Inflation durch eine immer schneller rotierende Notenpresse, die dann Kuroda wieder bedienen muss. Ein für mich langfristig sehr wahrscheinliches Szenario.