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    Smart Investor Weekly (SIW) 15/2013  1705  0 Kommentare Der große Gold-Crash

    „Goldblase geplatzt – alles wird gut“
    So, oder so ähnlich frohlockten weite Teile des Mainstreams über die historischen Kursstürze, die am Freitag der vergangenen Woche bei Gold & Co. einsetzten. Üblicherweise wurden da Begriffe wie „Goldrausch“ oder „Goldblase“ verwendet, die dem Publikum vor allem eines suggerieren sollten: Der über ein Jahrzehnt währende Anstieg der Edelmetallpreise sei irgendwie irrational gewesen und werde nun – endlich, endlich – korrigiert. Der Spuk sei vorbei. Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart ließ beispielsweise in seiner „Morning Briefing“-Aussendung vom Montagmorgen sogar wissen, dass er die Titelgeschichte des Tages „Goldrausch ade“ auch gerne mit "Vernunft, herzlich willkommen" überschrieben hätte. Zu diesem Zeitpunkt konnte er allerdings noch gar nicht wissen, wie „vernünftig“ die Marktteilnehmer im Laufe dieses Montags noch werden sollten, denn erst nach der Aussendung fand der eigentliche Crash statt. Na dann, „Herzlich willkommen!“, in der vernünftigen Welt der verschleppten Staatsbankrotte, rotierenden Geldpressen, Sparerenteignungen und alternativlosen „Rettungsschirme“! Anderenorts lesen wir, dass einer der Gründe für die schlagartige Aversion der Anleger gegen edles Metall mit dem Abklingen der Schulden- und Eurokrise zu tun habe. Eine Einschätzung, die zumindest zyprische Sparer möglicherweise nicht teilen werden. Und natürlich konnten sich weite Teile der Systempresse den Seitenhieb auf das Internet nicht verkneifen. Ein später Triumph für jene Spezies der „Qualitätsjournalisten“, die seit dem Jahr 2000 mit „guten Argumenten“ gegen die Jahrhunderthausse anschrieb – aber nur selten Recht bekam. In Goldforen scheinen sich nach deren Lesart nur schlechte Verlierer zu tummeln, die ihre ganz eigenen Erklärungen für die Edelmetall-Kursstürze rund um das vergangene Wochenende haben. Derartige Erklärungen erhalten prompt das Prädikat „Verschwörungstheorie“, was in unseren Tagen – und das nicht nur am Goldmarkt – als Hinweis darauf gelten kann, dass man der Wahrheit ziemlich nahe gekommen ist.



    „Man kennt sich“
    Während der Mainstream im Wesentlichen durch den Absturz seine viele Jahre vorgetragene Theorie einer Blase bestätigt sieht, witterten die „Gold Bugs“, also die langjährigen Anhänger des gelben Metalls, sofort einige Ungereimtheiten: Wie schon früher, war der Angriff aus mehreren Ecken gleichzeitig vorgetragen worden. Von einem Angriff kann man bei einer solchen Bewegung wohl durchaus sprechen, denn diese ist, wie Tyler Durden von www.zerohedge.com ausgerechnet hat, eine 7-Sigma-Bewegung also extrem unwahrscheinlich. Man muss daher wohl kein geborener „Verschwörungstheoretiker“ sein, um hinter dem extrem Unwahrscheinlichen mehr als den normalen Geschäftsgang zu vermuten. Vielleicht sind die Forenteilnehmer auch einfach nur aufmerksamere Beobachter des Geschehens, schließlich kennt man sich – seit Jahren. Etwa George Soros, der sich in letzter Zeit zwar hauptsächlich als Berater der Bundesregierung für die Einführung von Eurobonds aufdrängt, im Hauptberuf aber bekanntlich Spekulant und Menschenfreund ist. In welcher dieser Eigenschaften er letzte Woche lautstark vor Gold warnte, ist nicht bekannt. Der Erfolg gibt ihm jedenfalls ebenso Recht, wie der US-Investmentbank Goldman Sachs, die am 10.4. sogar das Shorten des Edelmetalls empfahl. Da spielt es nur eine untergeordnete Rolle, dass es mittlerweile aktenkundig ist, dass die „Goldmänner“ mit ihren Empfehlungen nicht immer nur das Interesse der verehrten Kundschaft im Auge hatten – lange ist es her. Auch ein Ex-„Goldmann“ spielte mit: In der Rolle des EZB-Chefs forderte Mario Draghi letzte Woche einen Verkauf der zyprischen Goldreserven. Ein Vorschlag, der flugs auf die Reserven anderer Krisenstaaten hochgerechnet wurde – „qualitätsjournalistisch“ versteht sich. Es scheint, dass es keine unkonventionelle Maßnahme gibt, die in dieser Reagenzglas-Wirtschaft nicht getestet würde.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly (SIW) 15/2013 Der große Gold-Crash - drei Persepektiven