Konjunktur
Die Fed und der Exit-Knopf – Die Angst der Börsen vor einem Kurswechsel
Einmal werden wir noch wach, heißa dann ist wieder mal Bernanke-Tag. Morgen, Börsianer, wird’ was geben, und zwar die Worte von dem Mann, der wohl im Moment wie kein zweiter über das Wohl und Wehe der Finanzmärkte bestimmt. Wie am Tropf hängen die Börsen dieser Welt nicht nur an der US-Notenbank, sondern auch an der Bank of Japan, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England. Versorgt werden sie mit billigem Geld, welches den Weg aus Mangel an Alternativen direkt in die Aktien findet, statt den schwierigeren, aber durchaus langfristig besseren Weg über die Realwirtschaft zu gehen. Und genau da liegt die Gefahr des aktuellen Börsenaufschwungs. Ziehen die Notenbanken zu früh den Stecker, steht eines für mich ganz klar fest: Die Party an den Börsen ist vorbei.
Deshalb ist die Spannung vor der morgigen Rede des US-Notenbank-Präsidenten vor dem Wirtschaftsausschuss der beiden Kammern zwar durchaus berechtigt. Die Angst aber vor einem Ausstieg der Fed aus ihrer ultralockeren Geldpolitik zum jetzigen Zeitpunkt ist übertrieben. Denn, so wie die US-Notenbank genau weiß, dass sie mit ihrer Politik des Gelddruckens selbst verantwortlich für eine mögliche Blasenbildung an den Aktienmärkten ist, ist sie sich auch der Risiken bewusst, derer sie die Finanzmärkte mit einem zu frühen Kurswechsel aussetzen würde. Und weil sie die Geister, die sie rief, zum jetzigen Zeitpunkt nicht so ohne weiteres los wird, bleibt ihr nur der Ausweg in eine geschickte Kommunikationsstrategie mit guten Protagonisten sowohl auf der einen Seite, also den Falken mit der restriktiven Einstellung, aber auch wenn nötig, auf der anderen Seite, den Tauben mit der lockeren Hand an der Notenpresse.
Alles nur eine Frage der Kommunikation
So, wie es noch vor vier Wochen letztere waren, die die zwischenzeitlich schlechteren Konjunkturdaten zum Anlass nahmen, auch eine nochmalige Ausweitung des laufenden Programms QE3 (Quantitative Easing) nicht auszuschließen, laufen sich nun die Falken so richtig warm, um die Erwartungen der Märkte zu steuern. Lacker, lokaler Fed-Präsident aus Richmond, Fisher aus Dallas, Plosser aus Philadelphia und Williams aus San Francisco – als wenn sie sich abgesprochen hätten, was im Übrigen nicht unwahrscheinlich ist, plauderten sie in der vergangenen Woche vor Journalisten über ihre Ideen, wie man aus dem laufenden Anleihekaufprogramm von monatlich 85 Milliarden US-Dollar aussteigen könne. Interessantes Detail dabei, alle vier Vertreter sind in diesem Jahr im zwölfköpfigen Offenmarktausschuss, der über Zinsen und geldpolitische Maßnahmen entscheidet, nicht direkt stimmberechtigt. Zwei von Ihnen sitzen zwar mit am Tisch und dürfen Ihre Ansichten zum Besten geben, sind aber erst im kommenden Jahr stimmberechtigt. Die anderen beiden rotieren gar erst 2014 in dieses Gremium und ihre Stimme zählt erst im darauffolgenden Jahr.
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Mit dieser, nennen wir es mal Kommunikationsstrategie, will die US-Notenbank das Ruder nicht gänzlich aus der Hand geben und die Märkte steuern. Dass der Effekt, dass sich gleich vier Präsidenten auf einmal zu Wort gemeldet haben, keine größeren Spuren an den Börsen hinterlassen hat, spricht dafür, dass auch die Marktteilnehmer mehr und mehr begreifen, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde. Bei der US-Notenbank schließlich kocht der Chef noch selbst und dieser wird morgen wieder eine ausgewogene Balance in seiner Rede finden und alles in allem Kontinuität in der Geldpolitik andeuten. Sollten die Kurse an den Börsen darauf hin fallen, waren dann offiziell zwar die Worte zwischen den Zeilen Bernankes schuld. Dabei werden nur die, die schon einige Monate an der Rally teilgenommen haben, einfach mal ein paar Gewinne mitnehmen, um bei leicht niedrigeren Kursen denjenigen die Gelegenheit zu geben, die bisher noch an der Seitenlinie stehen und nicht als letzte auf den fahrenden Zug aufspringen wollten.