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    Devisen  1720  0 Kommentare Euro und Pfund auf Talfahrt – Europa bleibt geldpolitisch auf dem Gas

    Nur beim Blick allein auf die tatsächlichen Ergebnisse der Notenbanksitzungen in London und Frankfurt könnte man meinen, auch hier wollte man vor der Sommerpause nicht noch große Dinge bewegen. Was aber beide geldpolitischen Gremien geschafft haben, sind die Bewegungen am Devisenmarkt. Fast im Gleichklang, nur um anderthalb Stunden zeitversetzt, reagieren erst das Britische Pfund und dann der Euro mit kräftigen Kursverlusten auf die Statements aus den jeweiligen Zentralbanken. Während das Britische Pfund wie erwartet seinen Abwärtstrend gegenüber dem US-Dollar beschleunigt und die Marke von 1,50 GBP/USD schon im heutigen Handelsverlauf noch durchbrochen werden könnte, hat der Euro den Kampf mit der Marke von 1,30 zum US-Dollar schon verloren. Sieger des heutigen Tages ist eindeutig der Greenback in fast vollständiger Abwesenheit der Amerikaner, die heute ihre Unabhängigkeit feiern. Aber auch die Aktienmärkte profitieren von der Erwartung, dass zumindest in Europa, was die Lockerung der Geldpolitik angeht, die Ampeln weiter auf Grün stehen.

     

    Bank of England betont das Risiko steigender Anleihezinsen

    Zwar hielt die Bank of England auf ihrer ersten Sitzung unter dem neuen Präsidenten Mark Carney noch still, dennoch spricht der Absturz des Britischen Pfunds eine eindeutige Sprache. Die britischen Geldpolitiker halten lediglich ihr Pulver trocken, um in den nächsten Monaten genau das zu tun, was man nicht zuletzt vom neu geholten Mann aus Kanada auch erwartet. Er soll mit einer lockeren Geldpolitik der schwächelnden Wirtschaft auf der Insel wieder auf die Beine helfen. Zwar vermittelten die zuletzt veröffentlichten Daten aus dem Vereinten Königreich durchaus den Eindruck, die Konjunktur würde sich langsam aber sicher vom Schock der Finanzkrise erholen. Dennoch bestehen Risiken vor allem in den sinkenden verfügbaren Einkommen der Briten. Diese sind zuletzt so stark gefallen wie seit 25 Jahren nicht mehr. Auch würde eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage beim größten Handelspartner, der Eurozone, die Hoffnungen auf eine baldige Erholung in Großbritannien schnell wieder zunichte machen. Auch die jetzt wieder steigenden Zinsen am britischen Anleihemarkt sind ein Problem. Die Rendite der 10-jährigen Papiere ist in Großbritannien in den vergangenen Wochen wieder auf 2,5 Prozent geklettert und hat ihren monatelangen Abwärtstrend damit verlassen.

    Erhöhung des Anleihekaufprogramms schon im August denkbar

    Allein der Hinweis der Bank of England in ihrem erstmals veröffentlichten Statement nach einem Meeting mit unveränderter Geldpolitik auf diese Gefahr vom Anleihemarkt sollte so interpretiert werden, dass sie alles dafür tun wird, einen Zinsanstieg zu verhindern, welcher nicht im Einklang mit einer sich wieder erholenden Wirtschaft auf der Insel steht. Die Zinsen befinden sich in allen wichtigen Industrienationen seit der Ankündigung der US-Notenbank, auch den Fuß vom „geldpolitischen Gas“ mal zu nehmen, auf dem Weg nach oben. Aber nicht überall, weder zum jetzigen Zeitpunkt in den USA, aber erst Recht nicht in Großbritannien ist dies auf die Erwartung einer wieder anziehenden Konjunktur zurück zu führen. Vielmehr entweicht viel heiße Luft aus den Anleihemärkten, die mit dem Öffnen der Geldschleusen rund um den Globus hineingepumpt wurde. Die Geister, die die Notenbanken damit auf den Plan gerufen haben, werden sie kurzfristig nur mit den selben Mitteln wieder los. Sie müssen weiter selbst an den Anleihemärkten aktiv werden. Für Großbritannien heißt das, Marc Carney und der geldpolitische Rat werden noch in diesem Jahr eine Erhöhung des momentan noch auf 375 Milliarden Britische Pfund begrenzten Anleihekaufprogrammes beschließen müssen. Carney hat jetzt vier Wochen bis zum August-Treffen Zeit, seine noch skeptischen Kollegen im Rat davon zu überzeugen. Schon dann aber könnten auf der Insel die Schleusen wieder weiter geöffnet werden.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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