Smart Investor Weekly SIW 28/2013
Eine Frage der Brille
Unter Unsicherheit
Wirtschaft, Politik und besonders das Börsengeschehen sind Veranstaltungen mit ungewissem Ausgang. Was im Nachhinein als eine ebenso logische wie vorhersehbare Entwicklung erscheint, ist
tatsächlich eine Abfolge von ergebnisoffenen Weggabelungen. In der Disziplin der Behavioral Finance hat sich für diesen psychologischen Fallstrick der Begriff „Hindsight Bias“ (Rückschaufehler)
eingebürgert. Damit ist die irreführende Sicherheit gemeint, die sich aus späteren Einsichten speist, aber so tut, als ob diese Einsichten auch schon im Zeitpunkt der Entscheidung bekannt gewesen
wären. Prognosen bleiben eben schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen – so ein bekanntes Bonmot. Wenn es um die Zukunft geht, kann es Gewissheit nicht geben, außer vielleicht in Form
von Gemeinplätzen, etwa dass wir alle sterben müssen – irgendwann. Genau dieses „irgendwann“ (Timing) ist das Problem – es sei denn, Sie sind Auftragskiller oder tragen sich mit konkreten
Suizidabsichten. Streng genommen gibt es selbst in diesen Fällen einen Rest an Unsicherheit, nämlich dann, wenn Ihr Vorhaben scheitert.
Derartige Timing-Fragen können an der Börse den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen, selbst dann wenn eine Entwicklung letztlich sogar so eintrifft, wie ursprünglich erwartet, aber
eben auf Umwegen. Das gilt besonders, wenn man sich mit hohem Hebel oder sehr einseitig engagiert. Die Leitgedanken einer verantwortungsvollen Kapitalanlage – nämlich Mischung und Streuung –
entstammen der Einsicht, dass man Künftiges nie mit Gewissheit wird prognostizieren können. Eine Aussage, die freilich nicht ausschließt, dass es Prognosemethoden mit mehr und solche mit weniger
Treffern gibt. Die 100%ige Börsenprognose wird es schon deshalb nicht geben können, weil ihr die Kontrahenten irgendwann ausgehen würden.
Gewissheit gibt es zwar keine, aber man kann den Versuch unternehmen, sich ein Bild über die Ausgangssituation und mögliche Entwicklungen zu machen. Besonders empfehlenswert ist es dabei, die
Szenarien möglichst vorurteilsfrei aus unterschiedlichen Perspektiven abzuklopfen. Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jede dieser Perspektiven zu jeder Zeit zufriedenstellende Ergebnisse
liefert. Das ist allerdings kein Grund, sie vorschnell über Bord zu werden. Bei Smart Investor verfolgen wir bewusst den Ansatz, das Börsengeschehen aus verschiedenen bewährten Blickwinkeln zu
betrachten, die möglichst wenige Überschneidungen aufweisen. In unserem Research-Teil kommen jeden Monat Gastautoren zu den fünf folgenden Themenbereichen zu Wort: