Konjunktur Europa
Abschied von längster Rezession der Nachkriegszeit?
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Dem Euro-Raum steht ein Ende der jahrelangen Rezession bevor. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Tageszeitung „Die Welt“ unter den Chefökonomen großer deutscher
Banken. Die befragten Experten rechnen ausnahmslos damit, dass das Wachstum im zweiten Quartal wieder leicht zugelegt hat – zum ersten Mal seit über eineinhalb Jahren.
Die Europäische Kommission wird am Mittwoch eine erste Berechnung für die Wirtschaftsentwicklung im Frühjahr vorlegen. Gleichzeitig veröffentlicht das Statistische Bundesamt eine Schnellschätzung
für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zu Jahresbeginn war Deutschland mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent knapp einer Rezession entgangen. Die befragten Experten erwarten laut „Welt“,
dass Deutschland seitdem wieder kräftiger gewachsen ist und ein Plus von durchschnittlich 0,5 Prozent für das zweite Quartal ausweisen wird.
Optimistisch stimme die befragten Ökonomen unter anderem die Tatsache, dass die Baukonjunktur nach dem ungewöhnlich langen und kalten Winter wieder deutlich angezogen hat. Zudem seien viele
Frühindikatoren zuletzt besser ausgefallen als erwartet. „Deutschland spielt seinen Part als Wachstumslokomotive“, sagt Ulrich Kater, Chefökonom der Deka-Bank der „Welt“. Allerdings seien es immer
weniger die Exporte, sondern vor allem die inländische Nachfrage, die dank des guten Arbeitsmarkts und moderater Lohnsteigerungen zusehends anspringe und das Wachstum vorantreibe. „Für viele andere
Euro-Länder ist Deutschland der Absatzmarkt Nummer eins – wenn die Binnenkonjunktur hier läuft, zieht das die anderen automatisch ein Stück weit mit nach oben“, sagt Andreas Rees, Chefökonom
Deutschland bei Unicredit der Zeitung.
Allerdings liegt es längst nicht nur an der Konjunkturerholung der größten Euro-Volkswirtschaft, dass der Euro-Raum ab dieser Woche vermutlich den Abschied von der längsten Rezession der
Nachkriegszeit feiern kann. Stattdessen kämpfen sich derzeit mehrere Mitgliedsländer, allen voran Italien und Spanien, aus der Rezession heraus. „Im Euro-Raum zeichnet sich ein Ende der
Dauer-Rezession ab“, sagt Chefökonom Jörg Krämer von der Commerzbank der „Welt“. Zur Begründung für die leichte Wachstumsbelebung in Europa verweisen die befragten Experten unter anderem darauf,
dass sich die Euro-Krise seit dem Zypern-Debakel zuletzt wieder beruhigt hat – auch dank der Unterstützung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Diese hatte nach ihrer Zinssitzung im August
erneut bekräftigt, die Leitzinsen noch für sehr lange Zeit niedrig halten zu wollen. Zudem hat das Ende des strikten Sparkurses in Europa für wirtschaftliche Entlastung in den Krisenländern
gesorgt.
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Für das zweite Quartal rechnen die Ökonomen laut der „Welt“-Umfrage mit einem BIP-Zuwachs von 0,1 Prozent. Dieses Mini-Wachstum dürfte allerdings nicht reichen, um 2013 noch zu einem Wachstumsjahr
für den Euro-Raum zu machen. „In einigen Ländern ist der Sparkurs zuletzt gelockert worden, zudem tragen einige Reformen erste Früchte. Von einem soliden Wachstum ist Europa aber noch weit
entfernt“, äußerte Stefan Bielmeier, Chefökonom der DZ Bank. Ebenso wie seine befragten Kollegen rechnet er daher damit, dass die Gesamtbilanz für das Jahr 2013 im Euro-Raum negativ ausfallen wird.
Erst ab 2014 könnte der wirtschaftliche Schrumpfungsprozess den Prognosen zufolge langsam auslaufen.