USD/JPY
Japan und der schwache Yen – Die Spirale dreht sich weiter
Die Nachteile einer künstlich schwächeren Währung bekommt Japan jetzt voll zu spüren. Bei allem Jubel über die mit 12,2 Prozent so stark wie seit drei Jahren nicht mehr gestiegenen Exporte im Juli sollte viel mehr Augenmerk auf die Kehrseite der Medaille gelegt werden. Durch die gleichzeitig viel stärker, nämlich um fast 20 Prozent gestiegenen Importe entstand im Juli ein Minus in der Handelsbilanz von über einer Billion Yen (rund 7,5 Milliarden Euro). Damit wurde fast wieder das Rekordniveau aus dem Januar dieses Jahres von 1,48 Billionen Yen erreicht.
Der Trend zeigt ganz klar nach oben, was die Defizite angeht, wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre anschaut. Seit 2011 ist die Handelsbilanz schon negativ und für dieses Jahr ist sogar mit einer nochmaligen Verdopplung des Defizits zu rechnen, denn einschließlich Juli liegen wir mit minus 5,2 Billionen Yen nur leicht unter dem Gesamtwert des Vorjahres von 5,8 Billionen Yen. Ergänzt um die Dienstleistungen und sonstige Kapitaltransfers entsteht die Leistungsbilanz, welche im Juni in Japan zwar noch positiv war, aber schon 20 Prozent unter dem Vorjahr lag. Für den Juli ist hier ganz klar mit einem negativen Vorzeichen zu rechnen, der Rekordwert wurde ebenfalls im Januar mit 348 Milliarden Yen erreicht. Damit besteht sogar die Gefahr, dass Japan das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen 1985 auch ein Gesamtjahresdefizit in der Leistungsbilanz verzeichnet. Wie die Grafik zeigt, geht es mit den Überschüssen der vergangenen Jahre mit erhöhtem Tempo gegen Null.
Japanische Notenbank hat das freie Spiel der Wechselkurse außer Kraft gesetzt
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Normalerweise führen Anpassungen über flexible Wechselkurse über einen längerfristigen Zeithorizont zu ausgeglichenen Leistungsbilanzen. Wenn ein Land einen Überschuss aufweist, resultiert daraus eine hohe Nachfrage nach dessen Währung, weil Exporte immer in der Währung des Exportlandes, Produktionskosten, wie Löhne, aber auch Steuern immer in der einheimischen Währung bezahlt werden müssen. Damit kommt es zu einer Aufwertung der Währung, die wiederum die Exporte verteuert, was zu einem Exportrückgang, aber auch wegen der Verbilligung der Produkte aus dem Ausland zu einem Anstieg der Importe führt, was die gesamte Bilanz wieder ins Gleichgewicht bringt. Umgekehrt kommt es im Fall eines Leistungsbilanzdefizits zu einer Abwertung, die die Exporte ankurbelt und die Importnachfrage wegen teurerer Produkte verringert und so das Defizit wieder abbaut. Nun hat im Fall Japan aber die Notenbank durch den Start ihres historisch einmaligen gelpolitischen Experiments im April, welches zu einer Verdopplung der Geldmenge an umlaufenden Yen bis zum Ende nächsten Jahrs führen wird, nachgeholfen, den Yen zu schwächen. Das ist ihr auch perfekt gelungen, die japanische Währung hat seit September vergangenen Jahres fast 30 Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren. Auch zu anderen wichtigen Währungen sieht es ähnlich aus.