Illner-Talk
Der große Euro-Schwindel
„Der große Euro-Schwindel - kommt die Wahrheit nach der Wahl?“ war das Thema der öffentlich-rechtlichen ZDF-Sendung mit Maybritt Illner. Die Talkrunde setzte sich
zusammen aus Bernd Lucke (AFD), Markus Söder (CSU) , Viviane Reding (EU-Kommission), Folker Hellmeyer (Chefanalyst Bremer Landebank), Matthias Machning (SPD Wahlkampfteam Steinbrück) und Adonis
Malamos (griechischer Cafébetreiber in Mannheim).
Zunächst muss man sagen: Maybritt Illner hat die Sendung souverän moderiert. Bernd Lucke, Sprecher der Eurokritischen Partei Alternative für Deutschland (AfD), bekam erstaunlich viel Redezeit im
Vergleich zu früheren Talkshowauftritten eingeräumt.
Während sich Söder (CSU) und Machning (SPD) in Wahlkampfgeplänkel verhedderten, zeigten einzig Lucke und Hellmeyer Kompentenz in der Sache. EU-Kommissarin Reding leistete sich gleich zu Anfang
einen Fauxpas, in dem sie Portugal ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent bescheinigte. Damit sei das Wachstum des Krisenlandes größer als das von Deutschland. AfD-Chef Lucke wies die
EU-Kommissarin unmittelbar darauf hin, dass diese 1,1 Prozent auf Monatssicht basierten. Aufs Jahr gerechnet ist die Wirtschaft um 2 Prozent gesunken.
Lesen Sie auch
Rekordarbeitslosigkeit: Söder sagt „Besser gelaufen als gedacht“
Der bayrische Finanzminister Söder sagte zum Thema Griechenland: „Es ist doch besser gelaufen als gedacht und Griechenland hat diese eine Chance verdient“. Moment! Besser gelaufen als gedacht?
Griechenland hat 25 Prozent seiner Wirtschaftskraft verloren, die Jugendarbeitslosigkeit steigt und steigt. Immer größere Rettungspakete werden geschnürt. Besser gelaufen als gedacht? Das sieht die
Mehrzahl der Griechen bestimmt auch anders. AfD-Chef Lucke ließ sich die Frage nicht nehmen, welches denn nun die EINE Chance sei, die man Griechenland gibt? Sind es die immer neuen
Rettungsphantasien? Jedes Rettungspaket wieder die EINE Chance? Eine Frage, auf die Söder keine Antwort wusste.
Deutsche Sparer als Verlierer
Der Chefanalyst der Bremer Landesbank Folker Hellmeyer - in dieser Runde der schärfste Kritiker Luckes - argumentierte, dass Deutschland von den anhaltend niedrigen Zinsen am meisten profitiert.
Der AfD-Chef erwiderte, dass die Zinsen deshalb so niedrig seien, weil die weltweiten Notenbanken in einem Wettlauf die Zinsen immer weiter gesenkt haben. Im Endeffekt profitieren nicht die
Deutschen, sondern die Schuldner und Spekulanten. Der deutsche Sparer hingegen verliert durch die Niedrigzinspolitik und die Inflation. Das Vermögen der deutschen Sparer schmilzt immer weiter ab.
Eine Aussage, die vom Publikum mit großem Beifall begleitet wurde. Hellmeyer argumentierte weiter, dass die Eurokrisenländer auf einem guten Weg seien. Doch belegen konnte er das nicht nicht.
Rekordarbeitslosigkeit und schrumpfende Wirtschaftsleistung sprechen eine andere Sprache.
Zum Schluss
Während sich Söder und Machning größtenteils Wahlkampfscharmützel lieferten, sprach Eurokritiker Lucke erneut unbequeme Fakten aus und warf den Eurobefürwortern Schönfärberei vor. Zuletzt ließ auch
Studiogast Adonis Malamos, griechischer Cafébetreiber in Mannheim, kein gutes Haar an der Euro-Krisenpolitik. EU-Politikerin Reding verlor sich in vielen Phrasen. Hellmeyer, schärfster Kritiker von
Lucke, brachte zwar Argumente vor, konnte jedoch den AfD-Chef nicht entkräften. Der Beifall in der Sendung zeigte, dass die Themen niedrige Sparzinsen, schmelzendes Vermögen, Inflation und
Arbeitslosigkeit im Rahmen der Eurokrise die Menschen bewegen. Themen, bei denen ad AfD-Chef als Sieger der Sendung hervorging.