Twitter-IPO
“Twitter ist weniger gehypt als Facebook” – Manuel Koch im Expertengespräch - Seite 2
Feingold Research: Der Börsengang von Twitter erinnert an denjenigen von Facebook. Zeichnen sich hier Parallelen ab? Kann der Aktienkurs nach der Emission auch deutlich nachgeben?
Manuel Koch: Zuerst würde ich eine Sache beim Twitter-Börsengang ausschließen: technische Probleme. Die New York Stock Exchange hat an Wochenenden zuvor schon Testläufe durchgeführt und die Handelsvolumina auf ein Höchstmaß getrieben. Erfolgreich - die Systeme hielten stand. Eine Blamage will man sich unter allen Umständen ersparen und zeigen, dass man die richtige Wahl für den Börsengang war. Außer dass Twitter und Facebook Social-Media-Unternehmen sind, haben sie gar nicht so viel gemeinsam. Das sind auch zwei verschiedene Ligen: Facebook ist eher wie Google und Twitter eher wie Yahoo. Twitter will bis zu 2,0 Milliarden einsammeln, Facebook hatte 16,0 Milliarden Dollar eingesammelt. Durch die aktuelle Erhöhung der Preisspanne ist nicht mehr so klar, ob die Aktie beim IPO noch einen großen Sprung nach oben machen wird. Aber es wollen natürlich alle kräftig daran verdienen - allen voran die Banken.
Feingold Research: Im Moment haben Anleger das Gefühl, dass wieder ein ähnlicher Hype besteht wie zu Zeiten des Neuen Marktes beziehungsweise der New Economy. Jetzt sind es die sozialen Medien wie Facebook, LinkedIn oder andere hoffnungsfrohe Aktien wie Tesla, die kräftig geordert werden, ohne genau auf die Bewertung zu schauen. Wie ist die Begründung für diese Situation?
Manuel Koch: Ich denke Anleger haben dazugelernt und sind heute auch dank des Internets deutlich besser informiert als noch vor Jahren. Der Markt befindet sich allgemein in einer Erholungsphase, auch wenn diese recht langsam verläuft. Börsen-Neulinge wie LinkedIn oder Facebook haben auch noch ganz andere Ausschläge. Da kann sich eine Aktie viel eher stärker rauf oder runter bewegen als das bei jahrzehntelang etablierten Titeln wie Coca-Cola der Fall ist. Tesla hatte vor einigen Monaten gute Aussichten. Alle investierten blind und die Aktie lief heiß.
Feingold Research: Wird es noch weitere Neuemissionen vom Schlage der Firma Twitter geben? Wie ist der IPO-Markt in den USA aktuell zu beurteilen?
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Manuel Koch: Sehr interessant wird auch der geplante Börsengang von Alibaba, dem großen chinesischen Internetkonzern. Wir sprechen hier von einem Volumen von mehr als 15 Milliarden Dollar (das entspricht einem Firmenwert von etwa 120 Milliarden Dollar). Yahoo besitzt an dem Unternehmen einen größeren Anteil und verdient dort sehr viel Geld. Es ist noch nicht klar, ob Alibaba 2014 in China oder New York an die Börse geht. Die chinesischen Behörden würden das zwar gar nicht gerne sehen, aber ich denke es gibt eine realistische Chance, dass das Unternehmen an der New York Stock Exchange sein Debüt feiern wird.