Wie zyklisch ist der Chipmarkt?

Der Halbleitermarkt galt immer als stark zyklisch. Ist sein gegenwärtiger Boom nun der Anfang vom Ende?

Der WSTS (World Semiconductor Trade Statistics) hat sich dieser Frage angenommen. Der Chipmarkt befinde sich gegenwärtig in seinem neunten Zyklus, dessen Beginn 1999 festzustellen sei. Der weltweite Umsatz hätte 1999 auf etwa gleichem Niveau wie 1995 gelegen, dem Ende der Wachstumsphase des achten Zyklus.

Die Marktstruktur sei heute jedoch völlig anders. Der achte Zyklus sei hauptsächlich durch Desktop-PC’s für Home-Anwendungen getrieben worden. DRAM’s für PC’s hätten 1995 36% aller weltweit hergestellten Chips ausgemacht. 1999 seien es lediglich 19% gewesen. In absoluten Zahlen: 1995 kam das Segment Speicher-IC’s auf 40,8 Mrd. US.-Dollar, 1999 wurden 19,5 Mrd. US-Dollar erzielt. Die Mikroprozessoren verbesserten sich im gleichen Zeitraum von 10 auf 18% Marktanteil. Bedingt durch den Boom bei der Telekommunikation konnten ASIC’s, Microcontroller, andere Standard Produkte und Flash-Speicher von 34% auf 43% zulegen.

Die am schnellsten wachsenden Applikationen seien gegenwärtig Kabelmodems (CAGR 150%). Danach folgten xDSL mit 98% für 2000. Navigations- und Verkehrsinformationssysteme wachsen 2000 mit 61%, DVD mit 54%. Set-Top-Boxen und Mobiltelephone sollen um jeweils 40%, SmartCards um 26% zulegen.

Danach steht fest: Der Chipmarkt steht heute auf sehr viel breiteren Füssen.

Mehr und mehr Experten weisen denn auch darauf hin, dass die Elektronik mittlerweile breiten Einzug in alle Bereiche unseres Lebens gehalten hat. Es bestehe keine extreme Abhängigkeit von einem Segment mehr, wie etwa in der Vergangenheit von der Computerindustrie.

Immer mehr Studien reflektieren diese Entwicklung und schieben den Zeitpunkt des Zeniths des gegenwärtigen Zyklus erst einmal nach hinten. War man noch 1999 der Meinung, dass dies im Jahre 2002 der Fall sein werde, geht man jetzt von einem Fortbestand des Aufwärtstrends bis in Jahr 2003, sogar schon bis ins Jahr 2004 aus.

Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet also: Die Zyklizität wird zumindest stark abnehmen, wenn nicht gar per Saldo aufgehoben. Einzelne Segmente des Chipmarktes können dabei auch weiter starken Schwankungen unterworfen sein.