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    w:o exklusiv  22354  9 Kommentare NCI / dima24.de - Strohmann-Geschäftsführerin macht reinen Tisch

    Die Gerüchte in der Fachpresse und in Internetforen zum Fondsanbieter NCI New Capital Invest über den Verbleib der Anlegergelder, mögliche Unregelmäßigkeiten bei den Investitionen sowie komplexe Firmenverflechtungen rund um die Person Malte H. reißen nicht ab. Auch in der Community von wallstreet:online diskutieren die Leser zunehmend über die Verbindungen zwischen der dima24.de, größter bankenunabhängiger Vermittler geschlossener Fonds sowie den Fondsemittenten NCI New Capital Invest, Selfmade Capital, Euro Grundinvest und der Panthera Asset Management – um nur einige zu nennen. Dabei spielt auch die Frage möglicher Interessenkonflikte eine Rolle, sollte der Inhaber eines Emissionshauses gleichzeitig Inhaber der Vertriebsplattform sein, die diese Fondsprodukte als gut bewertet und zugleich vertreibt. Folgende Zahlen verdeutlichen die Dimension: In 12 Jahren haben über 202.000 Anleger Investitionen bei dem nach eigenen Angaben führenden Beteiligungsspezialisten Deutschlands getätigt. Insgesamt betreut die dima24.de ein Anlagevermögen von 2,3 Milliarden Euro.

    Das Emissionshaus NCI New Capital Invest entwickelt und managt Investmentkonzepte für vermögende Privatkunden und institutionelle Investoren. Wesentliches Augenmerk werde dabei auf Sicherheitsaspekte, überdurchschnittliche Renditen und überschaubare Laufzeiten bei den Investitionen in die Öl-, Gas- und Goldindustrie in Kanada und den USA gelegt, heißt es auf der NCI-Homepage. Doch seit einiger Zeit mehren sich die schlechten Nachrichten für die Anleger. Die prognostizierten Quartalsvorabausschüttungen stoppten, berichten verunsicherte Anleger in den Diskussionsforen auf wallstreet:online. Auch konnte der zwischenzeitlich geplante Verkauf der – nach Angaben des Emittenten - in den Fonds enthaltenen Assets, nicht realisiert werden.

     

    Alle Fäden in einer Hand?

    Von März 2010 bis Januar 2013 gab es insgesamt drei Geschäftsführerwechsel bei den NCI-Gesellschaften – das ergeben die Handelsregistermitteilungen. Im August vergangenen Jahres übernahm dann Alleingesellschafter Malte H. öffentlich auch die NCI-Geschäftsführung. Er werde nun die Informationen zu den Öl- und Gasinvestitionen der Fonds auswerten und auf dieser Basis eine Strategie für einen optimalen Verlauf der Beteiligungen strukturieren, hieß es in einem Rundbrief an die Anleger. Das Zepter beim Fondsvermittler dima24.de übergab deren einziger Gesellschafter Malte H. indes an die neue Geschäftsführerin, Renate W.

    Doch warum wurde die Geschäftsführung von Unternehmen, die Millionen an Anlegergeldern verwalten, in so kurzer Zeit so oft ausgetauscht? Was ist dran an der Behauptung, es hätte sich um Scheingeschäftsführer gehandelt? Entspricht es den Tatsachen, dass  dima24-Geschäftsführer Malte H. bereits vor seiner Geschäftsführertätigkeit bei der NCI New Capital Invest als Hintermann operativ die Strippen in der Hand gehabt hatte? Wenn jetzt von einer neuen Strategie bei der Beteiligungsstrukturierung die Rede ist, welche Erfolge konnten bislang erzielt werden und wo ist das Geld der Anleger hingeflossen?

    Vor dem Hintergrund dieser Fragen tritt eine der ehemaligen NCI-Geschäftsführerinnen die Flucht nach vorn an. Petra Meyer (Name geändert) war bei den von ihr vertretenen Gesellschaften der NCI-Firmengruppe der eigenen Aussage zufolge lediglich zum Schein als sogenannter „Strohmann-Geschäftsführer“ eingesetzt. Insbesondere bei den folgenden neun Gesellschaften bestehend aus Muttergesellschaft, Emittenten und Komplementärin, habe sie sämtliche Unterschriften lediglich als Strohmann geleistet, ohne konkret über den Inhalt Bescheid zu wissen oder faktisch die Geschäfte führen zu können:

    ·       NCI New Capital Invest Oil & Gas USA 19 GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Proven Gold Direct Management GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Oil & Gas USA 16 GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Oil & Gas USA Asset Management GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Service GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Management GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Holding GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Oil & Gas USA 11 GmbH
    ·       NCI New Capital Invest Oil & Gas USA 11 Management GmbH

     

    Das würde bedeuten, dass im Endeffekt unzählige Emissionsprospekte zum Einwerben von Millionen an Anlegergeldern von einer Scheingeschäftsführung als vermeintlich Prospektverantwortliche unterzeichnet und gegenüber Investoren in Umlauf gebracht worden wären. Allein bei den Fondsgesellschaften NCI New Capital Invest Oil & Gas USA 11, NCI New Capital Invest 16 und NCI New Capital Invest 19 wurden nach Informationen von „fonds professionell“ gut 66,3 Millionen Euro Anlegergelder eingenommen (Stand Ende 2012).

    Als faktischer Geschäftsführer und Prospektverantwortlicher soll im Hintergrund jedoch Malte H. die Fäden in der Hand gehabt haben.  Nach Auskunft von Petra Meyer war der dima24-Chef auch der Einzige, der über die eingegangenen Anlegergelder bei den NCI-Gesellschaften verfügen konnte. Sie selbst habe zwar als formale Geschäftsführerin die Konten eröffnet, doch soll die Verfügungsgewalt über die Konten und damit die Anlegergelder ausschließlich bei Malte H. gelegen haben. Sie selbst habe keine Überweisungen getätigt. Eine E-Mail der Sparkasse, aus der die Kontenbefugnis für Malte H. hervorgeht, liegt wallstreet:online vor. Wohin die Anlegergelder letztlich geflossen sind, kann Petra Meyer nicht sagen.

     

    Geschäftsführung als Weihnachtsgeschenk

    Man wollte meinen, Petra Meyer habe als Geschäftsführerin verschiedener NCI-Gesellschaften viel Geld verdient. Pustekuchen! Die Ausübung der Geschäftsführerposten soll im Rahmen eines 400-Euro-Jobs erfolgt sein. Ein Minijob, der ihr als Weihnachtsgeschenk von ihrem damaligen Freund Frank S., Prokurist und Chefanalyst bei der dima24.de, angeboten wurde, so Petra Meyer. Sein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk habe er u.a. damit erklärt, dass es nicht gut sei, wenn die Verbindung von Fondsemission und Fondsvertrieb für jeden erkennbar sei. Malte H. und er selbst könnten daher nicht als Geschäftsführer auftreten. Sowohl Malte H. als auch Frank S. sollen ihr versichert haben, dass für sie keinerlei Haftungsrisiken bestünden - solange alles laufe. Im Vertrauen auf diese Zusicherungen habe sie auch eine Vielzahl von Verträgen in englischer Sprache unterzeichnet, obwohl sie kein Englisch spreche und vom Inhalt der Verträge keine Ahnung hatte. Petra Meyer bekam monatlich unter der Bezeichnung „Aushilfslohn“ ihr 400 Euro Minijob-Gehalt von der mbuero Agentur für Marketing GmbH in Unterföhring. Wo das Geld der Fondsanleger für das Management abblieb, könne nur Malte H. beantworten.

    In das operative Geschäft der verschiedenen NCI-Gesellschaften, für die sie als Strohmann auftrat, war sie nach eigener Aussage nicht eingebunden. Das gesamte Geschäft, sämtliche Geschäftskorrespondenz und Kontounterlagen sollen über die Vertriebsgesellschaft dima24.de zusammengeführt und abgewickelt worden sein – deren damaliger Geschäftsführer war niemand anderes als Malte H. Die Geschäftsadressen der von ihr vertretenen Gesellschaften seien letztlich nur Briefkastenfirmen gewesen, die über die dima24.de mit Sitz ebenfalls in Unterföhring gesteuert wurden, so Petra Meyer.

     

    Ein Kessel Buntes: Weitere Geschäftsführer ebenfalls Strohmänner?

    Damit anscheinend nicht genug: Manchmal musste Petra Meyer zum Notar. Sie sei wohl nicht die Einzige gewesen, die als Strohmann-Geschäftsführerin eingesetzt wurde. So soll es in dem Firmengeflecht neben ihr weitere Scheingeschäftsführer gegeben haben, die sich bei dem Notar die Klinke und den Kuli zur Unterschrift unter wichtige Vertragsdokumente in die Hand gaben. Nach dem gleichen System habe Malte H. ihren Angaben zufolge Mitarbeiter von der Verwaltung bis zum Postversand als Strohmänner der Geschäftsführung rekrutiert. Als Beispiel führt sie Erwin B. an, Geschäftsführer der Euro Grundinvest Gruppe, der ihr als Fahrer von Malte H. bekannt sei. Oder auch Lars O., Geschäftsführer der NVT Nymphenburger Beteiligungs- und Verwaltungstreuhand Management GmbH, der im Postversand der Vertriebsgesellschaft dima24.de tätig sei. Dabei handelt es sich um nichts Geringeres als die Treuhandgesellschaft, die die Interessen der Anleger als Treuhänder vertreten sollte. Gegen ein paar Unterschriften habe Malte H. auch ihnen einen Nebenverdienst ohne größeren Aufwand versprochen. Das hieße, dass sich Malte H. bewusst aus der Schusslinie und der persönlichen Haftung genommen hätte.

    „Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, hätten wir es mit einem Finanzskandal zu tun, der, jedenfalls was die Methoden und die Dreistigkeit angeht, selbst S+K, Wölbern oder Infinus in den Schatten stellen dürfte“, meint Rechtsanwalt Kaltmeyer von der Kanzlei FEIL KALTMEYER Rechtsanwälte aus Berlin. Er rät Anlegern, ihre Ansprüche gegen die Beteiligten und Hintermänner überprüfen zu lassen und sich der „Interessengemeinschaft NCI“ anzuschließen. Nach Einschätzung Kaltmeyers: „Ein Fall für die Staatsanwaltschaft.“ Fragen von wallstreet:online zu diesem Themenkomplex ließ die NCI New Capital Invest unbeantwortet.

     

    Scheingeschäftsführung – eine Frage der Prospekthaftung?

    „Auf Basis dieses Sachverhalts bestehen erhebliche Anzeichen dafür, dass sich die Beteiligten pflichtwidrig bzw. im Rahmen von Prospekthaftungsansprüchen gegenüber den Anlegern schadensersatzpflichtig gemacht haben und sie den Anlegern die Zeichnungssumme zuzüglich Agio und Zinsen inklusive der Prozesskosten zu erstatten haben,“ so Rechtsanwalt Kaltmeyer. Allein die Benennung eines Scheingeschäftsführers als Prospektverantwortlichen, die Einforderung einer Managementgebühr für Scheingeschäftsführer sowie die tiefgreifenden Interessenverflechtungen und faktische Beherrschung des Firmengeflechts durch Malte H. dürften jeder für sich Pflichtverletzungen und Prospektfehler darstellen, die den genannten Schadensersatzanspruch begründen, führt er weiter aus.

    In einschlägigen Internetforen mehren sich die Berichte, dass mittlerweile keine Ausschüttungen mehr von NCI-Fonds an die NCI-Anleger erfolgen. Nach Aussage von Petra Meyer verfügte allein Malte H. über die Konten. Sollte sich dies bewahrheiten und Malte H. ausgewiesene Managergehälter und damit Anlegergelder zweckentfremdet haben, läge der Straftatbestand des Eingehungs- bzw. Kapitalanlagebetrugs vor, betont der Anwalt für Kapitalanlagerecht.

    Nachdem Petra Meyer das System erkannt hatte, habe sie auf unterschiedlichen Wegen versucht, die Zustände bei NCI zu kommunizieren. Doch die eigene Verstrickung, auf die die von ihr konsultierten Anwälte sie hingewiesen hätten und das fehlende öffentliche Interesse hätten sie entmutigt, die Vorgänge früher öffentlich zu machen. Rechtsanwalt Kaltmeyer ergänzt dazu: „Bei der geständigen Strohmann-Geschäftsführerin wird in diesem Zusammenhang ein Vorsatz wohl nur schwer nachweisbar sein.“  Es versteht sich, dass Petra Meyer nicht vermögend ist. Ihre persönliche Haftung ist also so oder so begrenzt. „Gute Erfolgsaussichten für Schadenersatzansprüche dürften bei dieser Sachlage gegen die Emittenten, die Gründungsgesellschafter und natürlich auch Malte H. als Hintermann und faktischem Geschäftsführer bestehen“, konstatiert der Rechtsanwalt.

    Aufgrund der unsicheren Ausschüttungslage und der sich mehrenden Presseberichte fragen sich vermehrt Anleger von NCI-Fonds, was sie in dieser Situation tun können. „Die Anleger sollten schnell handeln, da eine Durchsetzung und auch Arrestpfändung zur Sicherung der Anlegeransprüche nur bis zu einer Insolvenz der Gesellschaften möglich ist. Nach einer Insolvenz steht den Gläubigern lediglich die sogenannte Insolvenzquote von üblicherweise 3 Prozent zu“, so Rechtsanwalt Kaltmeyer.

    Als Anspruchsgegner kommen nach Auskunft des Rechtsanwalts dabei nicht nur die Gesellschaften der Emittenten und Gründungsgesellschafter in Betracht, sondern auch die faktischen Geschäftsführer, Hintermänner und Beteiligten, wie etwa Malte H., die Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer oder Treuhänder. Bei der Aufarbeitung müsse ebenfalls geklärt werden, welche Rolle der Notar, die Wirtschaftsprüfer und auch die beteiligten Banken gespielt haben.

    „Für Anleger, die noch rechtzeitig ihre Ansprüche geltend machen, besteht zudem die Hoffnung, dass sie eventuell ihr Geld bereits kurzfristig im Rahmen eines Vergleichs erstattet bekommen. Bei einer Klage eines Anlegers sowohl gegen die dima24 als auch ein Emissionshaus von Malte H. im Jahre 2012 vor dem Landgericht München sah sich Malte H. wohl schon aufgrund der damaligen Faktenlage gezwungen, einem Vergleich zuzustimmen, durch den der Anleger sein volles Beteiligungskapital zurück erhielt. Durch die jetzt vorliegenden Aussagen der Strohmann-Geschäftsführerin dürfte sich die Position für die Anleger noch einmal deutlich verbessert haben“, beurteilt Rechtsanwalt Kaltmeyer die Lage. 

    Lesen Sie auch unsere Spezialseite zur dima24.de


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