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    EZB  2067  0 Kommentare Das große Sanierungsprogramm für die Banken

    Ein kleiner Schritt für einen Europäer, ein großer Schritt für Europas Banken. Wim Duisenbergs EZB hat gestern den erwarteten Zinsschritt getan. Die Refinanzierungszinssätze liegen jetzt so niedrig wie noch niemals seit dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt müsste die Wirtschaft nun doch tatsächlich endlich anspringen.

    Das kann gut sein, doch leider ist es mit der Geldpolitik wie mit einem Seil, mit dem man zwar vieles erfolgreich abwürgen, jedoch nichts wirklich anschieben kann. Entscheidend für ein Wiederanspringen der Konjunktur sind ausschließlich die Ertragserwartungen der Unternehmen im Vergleich zu den effektiven Kreditzinsen. Und auf beide hat die EZB keinen direkten Einfluss. Auf die Ertragserwartungen der Unternehmen schon gar nicht - und auf die Kreditzinsen nur sehr indirekt.

    Denn sowohl aus strukturellen als auch aus konjunkturellen Gründen sind die Banken derzeit wenig erpicht auf neue Kreditvergaben. Oder, noch deutlicher gesprochen: Mit Ausnahme der Volksbanken und Sparkassen wollen die Geschäftsbanken zukünftig generell nicht mehr von der Kreditvergabe, sondern vielmehr in der Hauptsache von der Provisionserzielung leben. Und was bietet sich da Besseres an, als zu 2 % Zinsen Kredite bei der EZB aufzunehmen und sie zu 4 % Zinsen in Staatsanleihen erster Bonität oder zu 6 % und mehr in Unternehmensanleihen zweifelhafterer Bonität zu investieren.

    Der EZB-Schritt von gestern erweist sich bei näherer Betrachtung also primär als Sanierungsprogramm für die maroden Bilanzen der Geschäftsbanken. Doch die EZB hat keine andere Wahl, als dieses Spiel zu spielen. Denn der Rest ist Hoffen. Hoffen, dass die gute Laune wieder zurückkehrt.

    Bernd Niquet
    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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